Capitolo cinquantotto

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Felicia Ricci

3 Wochen ist es her.
Mein schwerer Blick fällt auf die Steinwand neben mir. 21 Striche sind in sie hineingeritzt.
Von mir.
Ich habe 2 mal am Tag eine kalte Scheibe Toast und ein halbes Glas Wasser bekommen. Mehr nicht.
Keine Kommunikation, keine Stimme mehr gehört.
Ich wünsche mir nichts mehr, als an die frische Luft zu können. Ich werde wie ein Tier behandelt. Urinieren darf ich in eine Schüssel, die nur 4 mal in der Woche ausgetauscht wird.
Der Geruch in diesem Keller ist denkbar.
Es riecht nach Fäkalien und nach meinem förmlich verwesten Körper. Natürlich tragen die schönen Leichenteile ihren Teil dazu bei. Weiteres erspare ich an Details.
Ich verharre in der gleichen Position, wie vor 21 Tagen. Meinen Hintern spüre ich nicht mehr. Meine Knochen sind wund und brennen, sobald ich versuche sie anders zu positionieren.
Es ist die Hölle.
Aber eine gute Sache hat diese Isolation. Ich konnte in mich gehen. Wirklich tief in mich gehen und überlegen, warum all das passiert. Schließlich hat alles, was passiert, seinen Grund. Davon bin ich jetzt überzeugt. Und ich habe die Antwort auf die Frage gefunden.
Ich bin und war nie Schuld daran, was mir passiert ist. Es waren von Anfang an all diese hinterhältigen und bösen Menschen, die mich umgaben und leider immer noch weiterhin umgeben. Ich muss daran was ändern. Ich muss herausfinden, warum ich hier von Cali festgehalten werde! Wer ihn erpresst oder zu etwas zwingt! Und ich bin mir verdammt sicher, dass er gezwungen wird. Ich kenne ihn. Ich weiß seine Augen zu deuten. Sie haben nach Hilfe gerufen- naja, zumindest bis er von seiner psychopathischen Seite wieder eingenommen wurde.
Ich werde alldem ein Ende bereiten.
Danach träume ich davon, weit weg zu reisen. Vielleicht an den Strand...?

Ian Cabello

Ich werde wahnsinnig. Mein Herz rast und droht mir aus meiner Brust zu springen. Wo ist sie?
Unruhig tippen meine Finger schnell auf den Mamortisch vor mir und drücken meine Unruhe aus. Wo bleibt er verdammt?! Ich habe Angst. Ich verliere meine Kontrolle. Ich spüre es.
„WO BLEIBT ER VERDAMMT?!", brülle ich und haue feste auf den Tisch ein. Sofort wird meine Bürotür aufgestoßen und er bleibt schwer atmend vor mir stehen.
Es ist ein unberechenbarer Moment.
Ich spüre jede Fase meines Körpers. Meine Muskeln zucken und stechen stark hervor. Mein Drang ist so stark geworden. Er steht vor mir.
Der Vergewaltiger von meiner Kleinen.
Er nickt langsam und tritt ein.
Großer Fehler.
Wo ist sie?", hauche ich grollend und richte mein Jackett.
Er runzelt die Stirn und tritt noch näher hinein.
„Wer?", traut er sich tatsächlich zu fragen.
Ich lache.
Er scheint noch mehr verwirrt.
„Wer, Ian, wer?", knurrt er.
Niemand anderes, als Aurelio Monti.
Das Monster.
Das Monster, welches auch einst mich verdorb.
Das werde ich ihm niemals verzeihen.
„Felicia"
Er reißt seine Augen auf und sowas wie Erleichterung strahlt er aus.
Wieso verdammt?!
„Sie lebt?!", schreit er beinahe.
„Verdammt, was meinst du mit Sie lebt?! Bist du völlig abgefuckt?", meine ich entgeistert.
Das kann doch nicht sein Ernst sein! Will er etwa so alles vertuschen?
Ich kenne dich zu gut, Aurelio. Viel zu gut.
„Ich fasse es nicht...", murmelt er und ignoriert mich völlig. Er starrt leer die Wand an und spannt sich an.
„Wo ist sie, Ian. Ich muss sie sehen!", zischt er und schließt die Lücke zwischen uns. Wir stehen uns dicht gegenüber. Weder er vertraut mir- noch ich ihm. Wie auch? Er hat sie vergewaltigt! Und andere Frauen ebenso!
Meine Psyche hat er vergewaltigt!
Er ist des tausenden Mordes schuldig. So viele Seelen, die er auf dem Gewissen hat. Wie kann man morgens noch in den Spiegel gucken und weiter leben wollen?

„Sag du es mir, du Bastard", knurre ich. Er weiß wo sie ist. Er hat sie. Er muss sie haben. Ich wäre sonst verloren. Wo sollte sie sonst sein? Sie kennt niemanden. Gino habe ich bereits einen unangenehmen Besuch abgestattet. Er ist tot.

Nein. Ist er nicht. Leider. Ich wollte es- so gerne- für sie ließ ich ihn am Leben. Ich will nicht, dass sie mich hasst, wenn wir erstmal vereint sind.
Jedenfalls hatte Gino solch eine Angst, dass er weinend vor mir kniete und mir sogar anbot, all sein Besitz, gratis, an mich abzudrücken, damit ich ihn in Ruhe lasse.
Mickrige Wurst. Er erfährt, dass seine „beste Freundin" weg ist und dieser falsche Wichser macht sich um seinen Arsch Sorgen? Das werde ich ihr sofort erzählen! Sie soll die Augen geöffnet bekommen. Aufwachen aus ihrem Märchenland.
Die Welt ist schlecht. Das soll sie endlich merken.
Sogar ich

„Pass bloß auf, wie du mit mir redest, Ian. Ich wusste bis vorhin nicht mal, dass sie noch lebt. Was glaubst du, warum ich die letzte Zeit abgetaucht bin?! Ich dachte sie sei tot! Wegen mir!", flüstert er und seine Augen werden tatsächlich glasig.
Ob er eine Fluse ins Auge bekommen hat?

„Sie ist weg, Aurelio. Ich suche sie seit 3 Wochen! Seit 3! Keiner meiner Männer findet etwas. Entweder sie sind Sau dämlich, oder jemand ist verdammt gut darin, keine Spuren zu hinterlassen", erkläre ich ihm und beobachte seine Haltung.
Ich sehe ihm seine Enttäuschung an. Was dachte er? Dass sie auf dem Weg zu ihm ist? Zu ihrem Vergewaltiger? In was für einer Welt lebt dieser Typ...

Binnen von Sekunden fischt er sein Handy aus seinem Jackett und ruft sofort jemanden an.
„Silo. Setz alle Männer, die wir haben,auf die Suche nach Felicia an. 2 Wochen vermisst", spricht er monoton in sein Telefon.
Ich gebe zu, ich bewundere ihn.
Ich sehe ihm an, dass er kurz davor ist, zu toben, brüllen, schreien oder gar jemanden umzubringen. Trotzdem steht er da und spricht gefasst und monoton ins Handy.
Ich wünschte, ich hätte auch so eine Kontrolle wie er. Meine Sicherungen brennen leider zu schnell durch. Dann wird es gefährlich.
„DAS IST MIR VERDAMMT NOCHMAL SCHEI EGAL, AN WAS FÜR AUFGABEN DIE GERADE DRAN SIND. FELICIA IST PRIORITÄT, YALLAH!", brüllt er wütend und schmeißt sein Handy mit voller Wucht auf den Boden, sodass es in viele kleine Teile und Glassplitter zerspringt.
Ich nehme zurück, was ich gerade gesagt habe.
„Ist geregelt"
Ich nicke.
Ich finde dich Felicia, halte durch.

„Glaubst du, sie lebt?", murmelt plötzlich Aurelio und senkt den Kopf.
Wütend funkele ich in an. Tickt er nicht mehr sauber?
„Sie lebt! Sie muss es einfach. Sonst werde ich dich für alles verantwortlich machen...", knurre ich.
„Ich werde mit dir abrechnen, Monti", füge ich drohend hinzu und erhebe mich zu meiner vollen, angsteinflössenden Präsenz.
Ich stehe über ihm und werde es auch immer tun.
Ich bin mächtiger als er.
Und nur sie wird mich lieben.
Bekomme ich sie nicht, bekommt sie niemand.

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