Felicia Ricci
„Felicia, du musst irgendwann aufmachen... zumal ich dringend pinkeln muss", flüstert mir Silo übers Kissen zu. Wir sitzen jetzt seit 2 Stunden auf dem Bett und hören dem Gebrüll von Aurelio Monti zu. Er ist echt wütend.
Was mich wieder darauf bringt...
„Wieso schleppt er mich hier hin, wenn er eine Frau hat?! Wie ekelig ist er bitte und vor allem w-", rege ich mich auf bevor Silo mich mal wieder unterbricht.
„Das ist nicht echt".
Wie? Fragend schaue ich ihn an und stöhnend gibt er nach.
„Er musste sie heiraten. Seine Mutter hat ihm das aufgebürdet, aus welchem Grund auch immer. Und da es seine Mammà ist, konnte er schlecht nein sagen", erzählt er mir leise und schaut abwechselnd zur Tür.
„Aber warum beansprucht sie ihn dann so?"
Belustigt schnaubt er und sieht mich ironisch an.
„Meinst du das ernst?"
Verwirrt nicke ich und verstehe gar nicht, was sein Problem jetzt ist.
„Hast du dir Aurelio mal angeschaut? Frauen würden sterben für ihn. Und das macht dich ja gerade so besonders, Felicia".
„Wie? Warum?", frage ich ihn und bin auf die Antwort gespannt.
Lachend wirft er seinen Kopf in den Nacken und schüttelt benommen den Kopf.
„Warum? Weshalb? Wieso? Lalala", äfft er mir nach und springt vom Bett auf.
„Finds selbst heraus. Nur am besten hältst du dich von der Dollen da draußen fern. Die ist unberechenbar", munkelt er mir zu und zwinkert dabei.
Super. Als hätte ich nicht schon genug Sorgen. Jetzt darf ich achten, dass die Tussi nicht zu nah an mir dran ist.
„Machst du jetzt diese Türe auf, Signora?", bittet er mich höflich und grinst mich schadenfroh an.
Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. Irgendwas stimmt hier nicht. Als wenn er mich fragen würde!
Ich wollte gerade zum Reden ansetzen, da ertönt ein lautes Krachen.
Schreiend renne ich zu Silo rüber, der sich den Bauch hält vor lachen. Als ich Silos Blick folge, schäumt bereits die Wut in mir. Er ist einfach in diese Tür reingerannt!
Ich will ihn beschimpfen. Anschreien. Hauen. Doch irgendwie habe ich nicht die Lust dazu. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie fühle ich mich schlecht. Vielleicht sogar verarscht? Silo redet Aurelio die ganze Zeit gut und prahlt rum, was für ein netter Kerl dieser Monti doch eigentlich ist... und im nächsten Moment steht da eine andere Frau und ein aufgeflogener Monti.
Hab mich wie eine Affäre gefühlt, obwohl ich einfach nur gegen meinen Willen festgehalten werde.
Wie konnte mein Leben nur so aus den Fugen geraten?
Das war es bereits vor Aurelio schon.
Na super.
„Das machst du nie wieder, Ricci!", knurrt er mich an und räumt die Holzsplitter von sich und entstaubt sich erstmal. Ich rücke näher an Silo heran und ernte dafür einen wütenden Blick. Seine Augen verengen sich und er spannt sich an.
„Silo. Raus!", zischt er und befiehlt es nochmals mit dem Finger, um es zu verdeutlichen. Sofort schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht und ich weiß, welches Spiel jetzt gespielt wird.
„Silo. Bleib", erwidere ich und schaue Silo mit meinen Hundeaugen an.
Der arme, Hahahaha. Er ist total überfordert und guckt zwischen uns hin und her. Gott sei Dank, kommt er wieder auf meine Seite.
Stolz lächele ich Aurelio unschuldig an und zucke mit den Schultern.
„Können wir was essen?", frage ich und blicke Silo an, welcher mir stumm zu nickt und mich aus dem Splitterhaufen führt. Hinter mir höre ich ein angepisstes Knurren und schnaufen. Wie ein Pferd. Aurelio Monti, der Hengst des Jahres.
Innerlich lache ich, doch ich muss meinen Schein wahren.-
Angekommen in einer echt verdammt teuer aussehenden Küche, schellt Silo zu mir herum und presst mich gegen die Wand.
„Was sollte das, Felicia?"
Ich zucke nur unschuldig mit den Schultern und nehme meine Haarsträhne zwischen meinen Fingern. In Filmen sagt man, so soll man netter und unschuldiger rüber kommen. Hoffentlich stimmt das.
Doch irgendwie glaube ich das nicht so.
Silo reißt die Augen auf und starrt mich komisch an. Er entfernt sich sofort von mir und schüttelt ungläubig den Kopf.
„Was glaubst du was du da machst?", ertönt es, jedoch nicht von Silo! Fuck! Hat er das etwa gesehen?!
Ein ziemlich wütend aussehender Aurelio stürmt in die Küche rein, flüstert etwas grimmiges zu Silo ins Ohr, welcher sofort abzischt und schon förmlich eine Dampfwolke hinterlässt.
Ich auch! Ich möchte auch abzischen! Hilfe!
Nervös grinse ich Aurelio an, obwohl ich weinen könnte!!
„Wolltest du ihn geil machen?!", fragt er mich total außer sich.
„Bitte was?!", schießt es aus mir heraus.
„Ja dieses Haarsträhnen-Ding! Was sollte das?"
„Beruhig dich mal, Monti! Ich habe das in Filmen gesehen, weil die da immer so nett aussehen und unschuldig!", erkläre ich ihm aufgebracht. Ich würde doch niemals Silo, HALLO? SILO, versuchen aufzuheitern! Ich könnte ihn schon fast wie einen Freund sehen, wenn er nicht immer so oft die Partei für Monti ergreifen würde. Sausack.
Belustigt schüttelt Aurelio den Kopf und betrachtet mich ausgiebig.
„Was?", zische ich.
„Du bist so unschuldig, dass du nicht mal darauf kommst, dass dieses Haarsträhnen-Ding sexistisch gemeint ist...", murmelt er ruhig und lächelt mich an. Hat er gestörte Persönlichkeiten?
Abschätzig betrachte ich ihn und komme zu dem Entschluss, dass er ein Wahnsinniger mit Aggressionsausbrüchen und Persönlichkeitsstörungen ist.
Yep, so viel steht fest.
„Ich hab echt keine Zeit für sowas, Aurelio. Lass mich mein eigenes Leben leben und halt dich bitte einfach raus".
Er verdreht die Augen und kommt mir, meines Erachtens nach, viel zu nah.
„Ich kann nicht".
„Warum nicht?", flüstere ich und präge mir seine wunderschönen Gesichtszüge ein. So markant und streng.
„Dein Leben ist viel zu gefährlich, wenn keiner auf dich aufpasst", gibt er wieder und schaut mir tief in meine Augen hinein. Seine strahlen nur so vor Macht, während meine bestimmt aussehen wie Dreck. Brava!
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Obsession
Romance„Du bist besessen von mir, oder?", fragte ich ihn unsicher und hatte Angst vor der kommenden Antwort. Er starrte mir weiter in meine Augen und in ihnen loderte ein unstillbarer Hunger. „Was wenn ja?", knurrte er und senkte den Blick auf meine Lipp...