Capitolo quarantotto

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Felicia Ricci

Da ich bei Gino wohne, seitdem ich fliehen konnte, sind wir nach unserem Spaziergang direkt Nachhause gegangen. Mittlerweile ist er gerade im Badezimmer und ich hocke, wie Falschgeld, im Wohnzimmer herum und warte.
Worauf? Das weiß ich selber nicht so genau. Jedenfalls bin ich nicht entspannt und kann mich ausruhen. Irgendwas hält mich aufmerksam.
Ist ja nicht so, dass du zwei gefährliche Mafiosis angezeigt hast...
Scheiße.
Ich habe Recht. Ich habe einfach zwei unheimliche Typen angezeigt, welche unentdeckt bleiben wollen. Ich habe quasi mit dem Finger auf sie gezeigt und alles schlechte, was jemals in unserer Stadt passiert ist, auf sie geschoben.
Wenn sie mich finden, dann werde ich mich wohl früher oder später mit dem Tod abfinden müssen...
Hauptsache keine Quälerei.
Plötzlich vibriert mein Telefon.
Als ich nach meinem Handy schaue, merke ich erst, dass es gar nicht meins ist.
Vorsichtig stehe ich auf und suche Ginos IPhone, welches dann auch auf der Kommode im Flur liegt.
Ohne überhaupt mal daran zu denken, wer das sein könnte, oder ob ich erwünscht bin, hebe ich ab und spreche „Hier bei Gino" in den Hörer.
„Wie schön. Eine deiner Nutten wieder da?", schnurrt jemand kehlig auf der anderen Leitung.
Hat der Penner mich gerade Nutte genannt?
„Wie bitte?! Du aufgeblasener Pisser!", konter ich wütend und will gerade auflegen, als er weiter redet.
„Gino. Richte ihm aus, dass er mir heute Abend noch 120.000 Euro zu bringen hat. Ach, und zwei seiner Nutten kann er mir auf meine Suite im Greens schicken. Danke, Süße, vielleicht sehen wir uns ja dann heute", fordert der Fremde mich auf und um ehrlich zu sein... ich bin sprachlos. Ein Tüten erklingt und als ich nachschaue ist das Telefonat beendet und hinterlässt Millionen Fragen.
„Mit wem redest du?!", ruft Gino neben mir aus dem Badezimmer. Das Wasser wird abgedreht und schon steht er mit nur einem Handtuch im Rahmen.
Ich zucke nachdenklich mit den Schultern und will gehen. Ich sag ihm einfach nichts von dem Telefonat.
Aber was ist, wenn er dann Ärger wegen mir bekommt?
Hat er Probleme?
„Gino, ist alles gut bei dir? Du würdest mir doch sagen, wenn du Probleme oder Sorgen hast, oder?"
Für einen Moment blickt er verwirrt und besorgt zugleich drein, doch fängt doch relativ wieder schnell.
„Si, würde ich. Jetzt geh dich duschen und fertig machen, wir gehen heute Abend aus", pfeift er an mir vorbeigehend und verschwindet in unserem Ankleideraum. Naja, eigentlich in seinem, aber seitdem ich hier wohne, pflegt er ständig zu sagen „mi casa è su casa". Nun, seitdem nenne ich es nicht mehr „sein Reich", sondern „unser Reich". Das muntert ihn direkt wieder auf und ich hab meinen Seelenfrieden.
Nichts ahnend, was mir der Abend bringen würde, gehe ich ins Badezimmer und fange an mich für den Abend fein zu machen.
Einfach los lassen.

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