Der Feuerteufel von Pontypandy - Teil 2

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Klettern hatte mir heute auch nicht geholfen. Ich war zwei Stunden an der Steilwand über den Mienen entlang geklettert, aber meine Gedanken blieben stets bei Sam. Ich konnte meine Sorge um ihn nicht einmal für ein paar wenige Minuten vergessen.

Als ich nun resigniert meine Ausrüstung wieder in meinem Rucksack verstaute, machte ich eine Bewegung nur wenige Meter neben mir aus und sah zu meiner Überraschung eine wohlbekannte Gestalt, die aus dem Höhleneingang neben mir trat und zum See ging. Er hatte mich noch nicht gesehen und ich musste auch erst einmal realisieren, dass ich nicht halluzinierte.

"Sam?!" Er wandte sich ruckartig zu mir um und schaute mich voller Panik an, doch dann entspannte er ein wenig, als er mich erkannte, aber eben nur ein wenig."Was machst du hier?"

"Ich war grade auf dem Weg zum See, um etwas zu trinken und mich zu waschen", erwiderte er schulterzuckend. 

"Du haust in den Höhlen?!", wandte ich fassungslos ein und sah jetzt erst, wie fahl und abgeschlagen er aussah. Seine Kleider waren an ein paar Stellen eingerissen und fleckig vom Dreck in den Höhlen. Wie lange hatte er wohl schon nichts mehr gegessen? 

"Kann man so sagen. Hausen ist wohl das richtige Wort, was?" Er lachte leise, aber nicht sehr ehrlich."Hör zu, es ist besser, wenn du gehst und vergisst, dass du mich hier gesehen hast, okay?!" Er ging an mir vorbei zurück zum Höhleneingang. Er hatte sich den abgelegensten von allen gesucht, was gar nicht so dumm war. Auf die Idee, dass Sam sich im Herbst in einer der Höhlen einnistete, würde wohl niemand kommen. Aber er musste vollkommen durchgefroren sein, von den kalten Nächten. 

"Sam, warte!", rief ich ihm hinterher und folgte ihm, doch er wandte sich nicht einmal um, also folgte ich ihm in die Höhle."Hast du wirklich die letzten zwei Tage hier gelebt?", fragte ich ihn dann erstaunt, als ich mich umsah.

"Wo soll ich sonst hin? Mich halten doch alle für einen Feuerteufel."

"Nun, deine Flucht und dein Versteckspiel tragen nicht unbedingt dazu bei, dich in ein besseres Licht zu stellen."

"Was soll ich denn machen? Nur so kann ich der Sache auch nachgehen."

"Also schleichst du Nachts durch Pontypandy?" Wow, das überraschte mich. Er ging damit ein großes Risiko ein.

"Was habe ich für eine Wahl? Nur Nachts kann mich so gut wie keiner erwischen."

"Du weißt, dass es in den letzten beiden Nächten schon wieder gebrannt hat, oder?"

"Wo?" Er wusste es nicht. Ich sah ihm deutlich seine Überraschung darüber an.

"In einem Ferienhaus am Kai und im Museum. Malcolm hat beim ersten ein Stück von deinem Hemd gefunden und beim Museum deine Schlüssel." Sofort tastete Sam seine Jackentaschen ab, ehe er einen Fluch ausstieß.

"Der Schlüssel muss mir irgendwo aus der Tasche gefallen sein, aber mein Hemd ist noch ganz. Penny, glaub mir, ich war nicht einmal in der Nähe des Museums. Ich war in der ersten Nacht zu Hause und habe mir eine Jacke, eine Decke und ein paar Müsliriegel geholt. Am Kai war ich auch, ja, aber ich war lediglich beim Kaffee, um irgendeinen Hinweis darauf zu finden, was den Brand verursacht hat." Er hatte sich auf einen Felsen gesetzt und fuhr sich erneut verzweifelt durch die Haare. Sie waren so durcheinander, dass ich nur ahnen konnte, wie oft er das in den letzten Tagen getan hatte.

"Und hast du etwas gefunden?" 

"Nur eine verkohlte Flasche Spiritus." Er kramte ein Taschentuch aus der Jacke und griff in eine Ecke neben der provisorischen Feuerstelle, die er sich gemacht hatte. Daneben lag eine Decke auf dem harten Steinboden und ich schluckte. Kein Wunder, dass er nicht besonders gut geschlafen zu haben schien. Er zeigte mir eine durch Hitze vollkommen verzogene Plastikflasche, die man aber noch eindeutig als Spiritusflasche identifizieren konnte."Sie lag unter der Theke des Schaufensters. Es wundert mich, dass Malcolm sie übersehen hat, aber sie hatte keinen direkten Kontakt mit dem Feuer. Es könnten also noch Fingerabdrücke darauf zu finden sein.

Sam & Penny One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt