Ein Wiedersehen

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Hallo ihr alle. Ich habe diese Geschichte vor nicht einmal 6 Stunden angefangen und obwohl ich sie irgendwie hasse und sich alles in mir dagegen gesträubt hat, konnte ich nicht aufhören, weiter und weiter zu schreiben, obwohl mein Wecker in nun nur noch knapp 2 Stunden wieder klingelt, aber es hat mich einfach gefesselt. Nun bin ich gespannt, was ihr dazu meint. Nur bitte, hasst mich nicht dafür 😂🙈

"Leon, du bleibst in Sichtweite!", rief Penny ihm nach, als er los stürmte, kaum dass sie an der Kasse des Museums vorbei waren, doch er reagierte gar nicht, sondern rannte bis zu einem Schaukasten und drückte sich die Nase platt. Sie schüttelte lächelnd den Kopf und war dennoch froh, dass sie zu ihm aufschließen konnte. Bei ihm angekommen, fuhr sie ihm durch die blonden Haare, doch er war so fasziniert, dass er sich nur umwandte, um sie mit zu ziehen.
"Komm schon, Mum. Da hinten steht ein T-Rex Skelett!", rief er und sie ließ es lachend zu. Wenn es um Dinosaurier ging, konnte nichts ihren Sohn stoppen.
Doch leider sah er nicht das rothaarige Mädchen, dass ihm in den Weg lief. Sie rannten ineinander und Penny konnte beide grade noch abfangen, damit sie nicht umfielen und auf den harten Betonboden knallten.
"Alles okay, ihr beiden?", fragte sie die Kinder besorgt und stutzte, als das Mädchen zu ihr aufsah. Dieser Blick, die blauen Augen, diese rot-braunen Haare...
"Mira? Hast du schon wieder..." Die Stimme stockte, doch es hatte ausgereicht, um ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen."Penny?", hörte sie ihn dann flüstern, beinahe schon ungläubig und sie schaute zu ihm auf. Er war es.
"Sam."
"Ihr kennt euch?", fragten die Kinder wie aus einem Mund, sahen sich an und kicherten. Das weckte Penny aus ihren Gedanken und sie half den beiden auf die Füße, ehe sie sich selbst aufrichtete und sich Sam zuwandte.
"Hey." War das wirklich alles, was ihr einfiel? Nach den vielen Jahren?"Du hast dich gar nicht verändert. Nur ein bisschen grauer an den Schläfen. Dir bekommt wohl die leitende Position nicht so gut", wandte sie dann neckend ein und wie erhofft trat sogleich ein amüsiertes Lächeln auf sein Gesicht.
"Das neue Team ist halt nicht so gut eingespielt, wie das letzte und was die mir noch an Nerven lassen, kostet mich dieser kleine Wildfang hier", erwiderte er und zog das Mädchen am Kragen zu sich, das schon wieder dabei war, sich wegzuschleichen und Penny schaffte es grade noch ihren Sohn ebenfalls an der Schulter zurück zu halten, der offensichtlich das selbe vor hatte.
"Woher kennst du meinen Dad?", fragte die Kleine nun und sah mit ihren blauen Augen zu ihr auf.
"Wir haben mal zusammen gearbeitet. Ich bin Penny und das ist Leon. Freut mich dich kennenzulernen, Mira", antwortete sie ihr dann lächelnd und die Kleine schaute sie einen Moment fragend an, ehe sie sich ihrem Vater zuwandte.
"Dad? Ist sie die Penny, wegen der Mum dich rausgeworfen hat?" Sam versuchte ihr noch den Mund zuzuhalten, aber war leider zu spät und schaute nun verlegen auf, um in Penny's fragendes Gesicht zu schauen.
"Sie weiß nicht, was sie da sagt. Hat irgendwas aufgeschnappt und wirft es jetzt durcheinander", versuchte er sich verlegen zu retten und Penny hob skeptisch eine Augenbraue.
"Mum, das ist langweilig. Ich wollte doch den T-Rex sehen!", begehrte Leon nun auf und Mira bettelte ihren Dad um das selbe an.
"Wie wäre es, wenn ihr beide vorgeht? Aber ihr wartet dort und es wird niemand umgerannt, okay?", wandte Penny sich nun an die beiden und die liefen voller Begeisterung los."Ich glaube, es ist besser, wenn wir ihnen folgen."
"Für das Museum und meine Haftpflichtversicherung auf jeden Fall", erwiderte er und sie lachte leise, während sie den Kindern langsam nach gingen. Wie sehr sie noch immer seine trockenen Späße vermisste."Du hast dich auch nicht verändert. Wie läufts mit dir und Ben?", fragte er sie nun und Penny zuckte nur die Schultern.
"Ich kann nicht klagen", erwiderte sie, auch wenn es nur die halbe Wahrheit war. In Wirklichkeit füllte sie ihre Ehe nicht wirklich aus."Und du lebst in Trennung?"
"Jep, Mira's Mutter und ich haben uns nicht mehr so gut verstanden, aber es kam nicht sehr überraschend."
"Wie kann man sich mit dir nicht verstehen?", erwiderte sie lächelnd und schalt sich im nächsten Moment dafür. Sie hatte ihn kaum 5 Minuten um sich und es war fast, als hätte es die letzten 5 Jahre nicht gegeben."Entschuldige", wandte sie dann verlegen ein.
"Ist okay. Ich habe das vermisst, jemanden um mich zu haben, der sagt, was er denkt." Ihre Augen trafen sich und sie versanken lächelnd darin, ehe er sich verlegen räusperte."Meine Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Sie wollte immer mehr, als ich und hat es bekommen, als Mira plötzlich überraschend unterwegs war. Ich fühlte mich unter den Umständen verpflichtet für die beiden zu sorgen und wir haben es versucht, dem Kind zu liebe, aber es war keine Traumehe. Ich bin froh, dass es vorbei ist, auch wenn es mir für Mira leid tut. Aber sie kommt gut damit klar, also ist es so das Beste." Er zuckte nur die Schultern und Penny schaute einen Moment zu Boden. Er nahm das erstaunlich gelassen.
"Ich hätte niemals gedacht, dich jemals über so etwas so reden zu hören", konnte sie sich nicht abhalten zu sagen. Hatte er sich doch so sehr verändert?
"Ich habe sie nicht geliebt, das wusste sie von Anfang an. Ich hatte sie gern, respektierte sie, aber heiraten oder selbst zusammenziehen war nie ein Thema für mich. Sie wollte es aber unbedingt und hat mich mit der Schwangerschaft überrascht. Charly hat noch versucht, es mir auszureden, aber ich nehme Verantwortung leider zu ernst. Die Ehe war kaputt, bevor sie angefangen hat. Ich konnte ihr nicht mehr vertrauen und sie hat jeden Grund genutzt, um sich zu beschweren, ich jeden um Überstunden zu machen, was sie nur noch mehr aufgebracht hat."
"Sam, wie er leibt und lebt: Konfliktscheu und ein Workaholic. Ich wusste nie, dass du so viel arbeitest, um dich von anderem abzulenken?!"
"Das war immer nur mein Grund dafür", sagte er nun und irgendetwas war in seiner Stimme, was sie überrascht zu ihm aufschauen ließ, doch er senkte sofort verlegen den Blick."Wie ist es dir ergangen? Ich dachte immer, du würdest mal einen ganzen Stall voller Kinder haben, weil du Kinder so gern hast, aber es ist immer noch nur eins."
"Woher willst du wissen, ob ich zu Hause nicht noch mehr Kinder sitzen habe? Du hast dich die letzten Jahre nicht in Pontypandy blicken lassen, oder?", fragte sie ihn nun skeptisch, als sie die Kinder eingeholt hatten, und er zuckte die Schultern.
"Ich war ein paar Mal dort. Meist allein. Meine Frau... Ex-Frau hatte nie viel für Pontypandy übrig und für meine Familie noch weniger. Ansonsten hält Charly mich auf dem laufenden," sagte er leise, damit die Kinder es nicht mitbekamen. Die beiden waren aber selbst in solch ein angeregtes Gespräch über den T-Rex vertieft, dass sie nicht einmal einen Eiswagen hätten kommen hören - und das sollte was heißen!
"Du verschwindest urplötzlich aus der Stadt und willst aber über alles im Bilde sein?!", fragte sie nun lächelnd."Warum bist du dann nicht geblieben, wenn du es so sehr vermisst?"
"Ich hatte keinen Grund mehr zu bleiben. Als ich dann das Stellenangebot bekam, war es als sollte es so sein. Ich lasse mir von Charly nur die interessanten Sachen erzählen und es ist nicht die Stadt, die ich vermisse." Sie schaute zu ihm auf, da die Wehmut in seiner Stimme sie aufhorchen ließ, doch er sah nur gedankenverloren den Schädel des riesigen Skeletts vor ihnen an, also tat sie es ihm nach."Willst du meine Frage nicht beantworten, oder ist das jetzt nur unter gegangen?", fragte er dann und als sie ihn erneut ansah, zwinkerte er ihr frech grinsend zu. Es war noch immer so einfach und schön mit Sam zu reden, wie damals. All die Jahre hatte sie nie wieder einen Freund wie ihn gehabt. All die Jahre hatte sie ihn so schmerzlich vermisst - nicht nur deswegen.
"Wenn du alles weißt, brauche ich dir doch nichts über mich zu erzählen, oder?", erwiderte sie neckend und stieß ihm sanft ihren Ellenbogen in die Rippen.
"Stimmt theoretisch, aber ich weiß nur, was andere mir erzählen. Ob es die Wahrheit widerspiegelt, kann ich nicht beurteilen."
"Schön, dass du immer noch so bohren kannst, wenn du etwas ahnst", erwiderte sie scherzhaft und merkte jetzt erst, was sie da gesagt hatte und schaute verlegen zu Boden, während die Kinder schon zum nächsten Schaukasten weiter liefen, in denen Mammuts originslgetreu nachgeblidet worden waren.
Sam's Blick wurde ernst und er zögerte nur kurz, warf den Kindern einen schnellen Blick zu, ehe er ihr zwei Finger unters Kinn legte und sie zwang ihn anzusehen.
"Was ist es Penny?", fragte er nun sanft und ihr Herz begann zu rasen. Seine Berührung durchfuhr sie zudem noch wie ein Blitz. Sie sollte das nicht zulassen. Sie musste das unterbinden. Aber sie wollte es nicht."Tut er dir irgendwie weh?"
"Was? Nein!", nun trat sie doch einen Schritt zurück und Sam ließ seine Hand wieder sinken."Ben ist ein guter Mann und noch besserer Vater. Ich kann wirklich nicht klagen." Etwas tauchte nur für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen auf, das sie verwirrte, ehe es wieder weg war.
"Ich werde das Gefühl nicht los, dass es ein Aber gibt?!", wandte er dann ein und bedeutete ihr mit einer Geste, den Kindern wieder zu folgen und sie setzten sich in Bewegung."Erzähl mir, wie es auf der Wache so läuft? Was machen die anderen so?", lenkte er dann vom Thema ab und sie atmete unauffällig erleichtert durch, ehe sie mit Small Talk fortfuhren.
Mira und Leon verstanden sich ausgesprochen gut und so hatten die beiden genug Zeit sich über ihre Erlebnisse auf der Arbeit auszutauschen. Sie lachten, scherzten und schwelgten in Erinnerungen und es schien beiden so natürlich, sie waren so ausgelassen, als wäre Sam niemals weggegangen. Sie vergaßen völlig die Zeit, während sie den Kindern durch das Museum folgten, aber nichts anderem Beachtung schenkten, außer der Person neben ihnen und den Kindern. Als sie den Rundgang beendet hatten, war Mittag schon lange vorbei und die Kinder klagten, dass sie Hunger hatten, woraufhin ihnen Sam vorschlug, bei Bella eine Pizza zu essen. Leon's Begeisterung war, wie er es erhofft hatte, groß und so hatte Penny auch keine Wahl Nein zu sagen. Also gingen sie gemeinsam zum Restaurant ihrer alten Freundin. Er wollte noch nicht wieder von Penny Abschied nehmen müssen.
Sie setzten sich an einen Tisch draußen an den Rand des Außenbereiches, der direkt an einen Spielplatz grenzte und bestellten beim Kellner Getränke. Zu ihrer Überraschung, brachte Bella ihnen höchst selbst die Getränke.
"Sam, Penny!", rief sie fröhlich und umarmte die beiden, die nebeneinander saßen, gleichzeitig."Wie schön euch zu sehen und das sind eure Kinder. Wie groß die beiden schon sind."
"Du kennst Mum auch?", fragte Liam nun ratlos und schaute seine Mutter an, die nur lächelnd mit den Schultern zuckte.
"Natürlich, kleiner Bambino. Mir gehört die Pizzeria in Pontypandy, die mein Sohn jetzt betreibt und ich war früher selbst dort. Ich kenne deine Mutter sehr gut und deinen Vater auch, kleine Belladonna", wandte sie sich nun Mira zu, ehe sie sich Sam und Penny widmete."Es ist eine Schande, dass ihr nicht zusammen seid. Ihr seid so ein schönes Paar. Ihr wart doch immer füreinander bestimmt."
"Bella, bitte. Die Kinder", murmelte Penny nur verlegen. Es war schon schlimm genug, wenn sie nachher Ben beichten musste, dass sie Sam getroffen hatte - er war immer eifersüchtig auf ihn gewesen, nur weil er glaubte, dass sie damals in ihn verliebt war. Es war ja die Wahrheit, aber das hatte sie Ben nie gesagt. Dennoch war Sam ein Name, den er nicht hören wollte und es würde ihr die Erklärung nicht einfacher machen, wenn Leon etwas davon zu Hause wiederholte, was er von Bella aufschnappte.
"Verstehe, Scusi. Was wollt ihr essen?"
Bella nahm ihre Bestellung auf und flitzte davon, ehe sie bereits zehn Minuten später mit dem Essen zurück kam, in denen Leon Sam über seine Einsätze in Pontypandy ausquetschte, was auch während des Essens immer weiter ging. Er war vollkommen gebannt von den Heldentaten des Feuerwehrmannes Sam. Mira warf Penny immer wieder bewundernde Blicke zu, wenn Sam ihre Kletterkünste oder Taucheinsätze erwähnte. Penny selbst schaltete sich nur wenig ein, sondern lauschte ihm meist nur lächelnd - zu sehr genoss sie es, seine Stimme zu hören und versuchte sich zu erklären, warum sie so froh darüber war, dass Leon Sam zu mögen schien.
"Dürfen wir noch etwas auf den Spielplatz gehen, Dad?", fragte Mira dann, als sie fertig waren.
"Dürfen wir? Bitte, Mum!", stimmte Leon ein.
"Von mir aus gern, wenn Sam noch Zeit hat?", wandte sie sich ihm dann zu und der nickte lächelnd, als die Kinder auch schon aufsprangen und davon rannten, während Sam dem Kellner winkte.
"Willst du noch was trinken?", fragte er sie lächelnd und sie verneinte dankend, also bat er um die Rechnung."Ich werde das zahlen. Keine Wiederrede! Beim letzten Mal hast du gezahlt. Ich habe noch was gut zu machen."
"Das weißt du noch?", fragte sie nun lachend, als es ihr wieder einfiel."Das ist 5 Jahre her und wir waren damals zu zweit. Jetzt willst du für vier bezahlen?! Das erscheint mir nicht sehr fair."
"Mir schon. Betrachte es als Zinsen, wenn du damit glücklicher bist", erwiderte er grinsend und steckte dem Ober Geld zu und winkte ab, als er ihm wechseln wollte."Wollen wir uns da drüben auf die Bank setzen? Von dort haben wir die Kinder sicher besser im Blick", schlug er vor und deutete auf eine Bank, die unter einer Weide stand, deren Äste so tief hingen, dass die Bank darunter fast gar nicht zu sehen war. Zum Spielplatz hin öffneten sich die Äste jedoch ein wenig, wie ein zurückgezogener Vorhang und so stimmte sie ihm zu.
"Leon ist ein großartiger Junge. So aufgeweckt und wissbegierig. Er erinnert mich mehr an dich, als an Ben."
"Fast alle sagen, dass er nach mir schlägt. Selbst Ben meint schonmal, dass er außer den grünen Augen nichts beigesteuert hat", erwiderte sie lachend, als sie daran dachte, wie Ben immer darüber scherzte.
"Man sagt, das Kinder sich immer von beiden Elternteilen das Beste holen. Dann hatte Ben wohl nicht viel Gutes beizutragen", murmelte Sam nun lächelnd und irgendetwas in seiner Stimme verriet ihr, dass es nicht so scherzhaft gemeint war, wie es klang.
"Dann ist es bei Mira ähnlich. Als ich sie vorhin angesehen habe, dachte ich direkt an dich und das hat sich nur bestätigt, je mehr ich von ihr kennenlernen durfte."
"Da haben unsere Kinder wohl ziemlich Glück gehabt, was?", warf er nun ein und zwinkerte ihr lachend zu, in das sie sofort einstimmte, ehe sie den beiden eine Weile schweigend beim Spielen zusahen und es einfach nur genossen, nach so langer Zeit beieinander sein zu können.
"Leon will immer so gerne ein Geschwisterchen haben", murmelte Penny dann, als ihr das in den Kopf schoss beim Anblick der beiden. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie war ein wenig eifersüchtig, dass eine andere Frau ein Kind von Sam hatte und nicht sie.
"Warum erfüllt ihr ihm diesen Wunsch dann nicht? Will Ben keine Kinder mehr?"
"Es liegt mehr an mir, als an Ben." sie atmete tief durch und Sam schaute sie schweigend an, während sie weiter die Kinder beobachtete, aber er sah ihr an, dass ihre Gedanken weit weg waren."Ich bin sehr glücklich, dass ich Leon habe und ich sollte wohl auch glücklicher darüber sein, dass ich einen Mann habe, der mich so liebt, wie Ben es tut."
"Aber du bist es nicht?", fragte Sam sie nun sanft, als sie nicht weiter sprach und sie zuckte die Schultern.
"Irgendwie schon. Ich liebe Ben, aber halt nicht genug und es kommt mir manchmal so vor, als würde ich ihn deshalb um etwas betrügen. Das ist der Grund, warum ich keine Kinder mehr mit ihm will. Ich kann nicht auf heile Familie machen, wenn ich selbst nicht bereit bin, alles dafür zu geben. Es wäre nicht fair Ben gegenüber."
"So erging es mir auch mit Mira's Mum. Ich verstehe, was du meinst."
"Warum bist du damals so plötzlich aus Pontypandy verschwunden, Sam?", wandte sie sich ihm zu und stellte die Frage, die sie sich schon so oft selbst gestellt hatte und auf die sie nie eine Antwort gefunden hatte. Die ihr auch niemand sonst beantworten hatte können. Sein plötzlicher Aufbruch hatte sie so verletzt, dass es sie letztendlich in Ben's Arme getrieben hatte. Er hatte sie getröstet, hatte sie geliebt und sie umgarnt und war immer für sie da gewesen, als ihr bester Freund sie verlassen hatte, der ihre große Liebe gewesen war und der heute noch ihr Herz bis ins Tiefste berührte.
"Ich fürchte, ich muss Mira nach Hause bringen", wandte Sam nun stockend ein, nachdem er auf seine Armbanduhr gesehen hatte und stand auf, doch sie wusste, dass er ihr auswich und ergriff seinen Arm, ehe sie ebenfalls aufstand, um ihm in die Augen zu sehen.
"Du bist damals einfach weg, ohne zu sagen warum. Ich dachte, wir wären Freunde und du bist einfach verschwunden und hast nichts mehr von dir hören lassen. Es tat weh, Sam. Sehr sogar." Es sollte kein Vorwurf sein und Sam fasste es zum Glück auch nicht so auf.
"Ich hatte dieses Jobangebot", erklärte er nur und sie spürte, wusste, dass das nur vorgeschoben war und das sah er nun in ihrem Blick und atmete tief durch, ehe er eine Hand an ihre Wange legte."Glaub mir, Pen. Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Es würde dir das alles nicht leichter machen, nachdem was du mir grade erzählt hast."
"Mir wäre eine unangenehme Gewissheit lieber, als diese quälende Ungewissheit." Seine Hand an ihrer Wange war so sanft und doch brachte es ihr innerstes zum Beben. Sie wusste, sie sollte ihm nicht in die Augen sehen, doch sie verlor sich vollkommen darin, während ein verträumter Glanz langsam den Schmerz in den seinen ablöste.
"Ben hat mir damals sein Herz ausgeschüttet, während wir Titan gewartet hatten. Er sagte mir, wie sehr er dich liebt und dass du genau so für ihn empfinden würdest, dass er dich heiraten und eine Familie mit dir gründen wollte. Zwei Tage später bekam ich von Boyce das Jobangebot und ich sagte ohne zu zögern zu. Ich hatte nur noch Charly und die Zwillinge, die mich noch in Pontypandy hielten, aber es war nicht genug. Ich musste einfach gehen."
"Warum musstest du?", fragte sie mit zitternder Stimme, hatte Angst vor der Antwort.
"Ich hätte es nicht ertragen, dich jeden Tag mit ihm zu sehen." Da war wieder der Schmerz in seinen Augen und er senkte den Blick und auch seine Hand ließ von ihrer Wange ab.
"Sam, ich bin erst Monate nachdem du weg warst, mit Ben zusammen gekommen. Ich liebte ihn nicht, als du noch da warst und ich habe ihm auch nie einen Grund gegeben, so etwas anzunehmen."
"Warum hat er es dann gesagt?", wandte Sam nun verwundert ein.
"Ich habe keine Ahnung." Sie war genau so ratlos wie er, während sie immer noch vollkommen überrannt von Sam's Geständnis war, dass ihr sagte, wie viel mehr er offensichtlich für sie empfunden hatte, als sie geahnt hatte.
Ein Piepsen riss sie aus ihren Gedanken und Sam zückte sein Handy, nur um es genervt wieder wegzustecken.
"Mira's Mum. Ich bin spät dran und muss sie wirklich jetzt nach Hause bringen. Tut mir leid, Pen." Sie konnte nur nicken und rang sich ein gequältes Lächeln ab, ehe Sam sie kurzentschlossen umarmte. Augenblicklich ließ sie sich an ihn sinken und legte die Arme um ihn, atmete seinen wundervollen Duft ein, der sie nur noch mehr benebelte und ihr Tränen in die Augen trieb.
All die Jahre hatte sie gedacht, er hätte nichts für sie empfunden, weil er so einfach hatte gehen können und sich nicht mehr bei ihr gemeldet hatte und dabei war er gegangen, grade weil er etwas für sie empfunden hatte, hatte gewollt dass sie glücklich war und dem nicht im Wege stehen wollen. Dabei hatte er nur Ben nicht im Weg gestanden und dafür gesorgt, dass dessen Plan aufgegangen war, ohne es besser zu wissen.
Sam löste sich von ihr nur soweit, dass er ihr in die Augen sehen konnte und entdeckte Tränen darin. Sanft legte er seine Hände an ihre Wangen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, verharrte einen Moment so, während er selbst die Tränen niederkämpfte, ehe er ihr wieder in die Augen sah und wischte ihre Tränen mit den Daumen weg.
"Ich wollte immer nur, dass du glücklich bist", sagte er leise und verlor sich in ihren Augen."Ich werde keine verheiratete Frau küssen, aber bei Gott, das heißt nicht, dass ich es nicht will", flüsterte er nun mit rauer Stimme, doch ehe Penny etwas erwidern konnte, wandte er sich abrupt ab und rief nach Mira, während er schon zu den Kindern ging.
Penny folgte ihm langsam, wusste dass nun, wo die Aufmerksamkeit der Kinder wieder auf ihnen ruhte, jede Gelegenheit verstrichen war, um noch etwas aufzuklären. Aber was sollte sie auch sagen? Seine Offenbarung hatte sie dermaßen aufgewühlt und alles in Frage stellen lassen, was in den letzten 5 Jahren war, dass sich ihr alles drehte und ihre ganze Welt ins Wanken geraten war.
"Es war sehr schön dich wiederzusehen. Danke für den schönen Tag, Penny. Dir auch Leon," sagte Sam noch und strubbelte Leon durch die Haare, ehe er Mira an der Hand nahm und mit ihr davon ging.
"Mira ist nett", sagte Leon nun, als er die Hand seiner Mutter ergriff."Ich hätte gern eine Schwester wie sie."
"In einer besseren Welt, wäre sie es vielleicht sogar geworden, mein Schatz", erwiderte Penny gedankenverloren und sie gingen zu ihrem Auto am Museums-Parkplatz zurück und fuhren nach Hause.

Sam & Penny One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt