Liebe siegt über Verlust

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Hey ihr. Das ist die Fortsetzung der Story Von Trauer überwältigt. Kann aber auch unabhängig davon gelesen werden, denke ich. Der Titel klingt ziemlich doof, aber mir ist nichts besseres eingefallen 🙈 Viel Spaß beim Lesen.

Sami saß am Strand und malte mit einem Stock Bilder in den Sand. Seine Gedanken schwirrten in alle Richtungen aber sie fanden keinen klaren Punkt auf den er sich konzentrieren konnte.

Heute war wohl der 10. Todestag von Charly Jones. Er hatte viel von dem Fischer gehört, der ein guter Freund seiner Eltern gewesen war. Er hatte auch noch mehr Geschichten von seinem Bruder gehört, der nur eine Woche später spurlos verschwunden war. Er war ein Held gewesen für alle in der Stadt. Aber so ein großer Held war er gar nicht. Helden liefen nicht davon, wenn etwas mal nicht so gut lief. Sami's Mutter hatte ihm erzählt, dass dieser Sam weggegangen sei, weil er so traurig über den Tod seines Bruders war und sich allein gefühlt hatte. Verständlich, aber trotzdem nicht sehr heldenhaft. Vor allem, wo er nun wusste, was noch passiert war, bevor er verschwunden war.

Seine Mutter hatte den heutigen Tag gewählt, um ihm zu beichten, dass Ben nicht sein Vater war. Dass es dieser Sam Jones war, von dem und dessen Bruder er seine Namen auch trug.

Nun verstand er, warum er Ben nicht ähnlich sah. Warum er rot-blonde Haare hatte, während seine Eltern beide blond waren. Warum er blaue Augen hatte, die sonst niemand hatte, außer den Jones-Zwillingen und deren Großmutter, die mit ihrem Mann in dem Haus neben der Feuerwache lebte und immer gut zu ihm gewesen war, wie es auch Gwendolyn und die Zwillinge immer schon waren. Auch das Warum verstand er nun. Sie waren seine Familie. Sie hatten es gewusst. Alle hatten es gewusst. Nur er nicht.

Er hatte sich immer gefragt, warum seine Mutter ihren Vater nie geheiratet hatte, wie andere Eltern seiner Freunde verheiratet waren und Mutter und Kinder den Nachnamen des Vaters hatten. Er und seine Mutter hießen Morris, Ben Hooper. Aber wenn er so darüber nachdachte, klang Samuel Charly Hooper auch ziemlich doof.

Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sie diesen Sam immer geliebt aber gedacht hatte, dass er sie nicht liebte. Nach der Beerdigung hatte sie ihn trösten wollen und es war ein wenig mehr zwischen ihnen passiert, was seine Mutter ihm erklären würde, wenn er älter war. Auf jeden Fall hatte es dafür gesorgt, dass er nun da war. Aber dieser Sam hatte nichts besseres zu tun, als seine Sachen zu packen und zu verschwinden, weil er geglaubt hatte, dass es das wäre, was seine Mutter glücklich machen würde. Er hatte sich geirrt.

Seine Mum war die beste, die er sich nur wünschen konnte, aber so richtig glücklich? Nein. Das war sie nicht. Er hatte sie so oft erwischt, wenn sie aus dem Fenster sah und stumme Tränen weinte. Das tat sie auch, wenn sie sich auf dem Dachboden der Fotokiste von früher widmete, in die er nie hatte hinein sehen dürfen. Und sie hatte sie niemals mit oder über Ben lachen sehen. Die beiden waren nicht so glücklich zusammen, wie die Eltern seiner Freunde und Ben schimpfte seine Mutter oft und machte ihr Vorwürfe wegen damals. Er war ansonsten lieb zu ihnen beiden, aber das würde immer zwischen ihnen stehen. Sami hatte nie herausfinden können, was Ben meinte. Bis heute.

Nun wusste er, dass Ben ihr den Grund, warum er auf der Welt war, niemals vergessen hatte können. Nun wusste er, warum er ihn nicht Dad nennen, sondern ihn nur mit seinem Namen ansprechen durfte. Nun wusste er, dass er nur auf der Welt war, weil seine Mutter einen Fehler gemacht hatte...was ihn zu einem Fehler machte, oder?

Er schaute zu dem grün, weißen Schiffswrack auf, dass in der Brandung vor ihm lag. Dort war dieser Charly gestorben. Sein Onkel. Das Boot hatte niemand fortbewegen wollen und so war es als Erinnerung und Mahnung liegen geblieben und rottete in der Brandung langsam vor sich hin.

Er ging hinüber und schaute sich um. Seine Mutter hatte ihn immer gewarnt, dort nicht zu spielen. Aber er wollte ja nicht spielen. Er wollte ja nur mal gucken. Er sprang hinauf und hievte sich an Deck.

Sam & Penny One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt