Freundschaft

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Hallo ihr alle. Hier mal eine etwas andere Geschichte. Seit langem frage ich mich schon, was da eigentlich passiert sein könnte, dass Sam und vor allem die bis zur 9.Staffel eher zurückhaltende Penny so aufgetaut sind, dass die beiden ab Staffel 10 so viel lockerer miteinander umgehen und ihre Freundschaft offensichtlich noch vertieft haben. Jetzt kam ich mal dazu, es nieder zu schreiben, wie es mir im Kopf rum ging. Keine Liebesbezeugungen, aber ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. Spielt zwischen Staffel 9 und 10. Viel Spaß beim Lesen.

"Ist alles in Ordnung, Sam?" Ich wandte mich der engelsgleichen Stimme zu und schaute in diese wunderschönen, haselnussbraunen Augen. Ich liebte diesen wundervollen Blick: wachsam und sanft, wie der eines Reh's, aber immer freundlich und offen, jetzt aber besorgt - und das offensichtlich wegen mir, was mein Herz ein wenig schneller schlagen ließ.

"Ja, natürlich Penny. Es war einfach nur ein langer Tag."

"Verstehe. Eine 24 Stunden-Schicht ist nie leicht wegzustecken. Vielleicht solltest du heim gehen. Ich schaffe die Stunde noch und Elvis ist ja auch schon da."

"Du hast die selbe Schicht hinter dir, wie ich. Wie kommt es, dass du noch so fit bist?"

"Das scheint nur so. Ich werde auch gleich ins Bett fallen und vermutlich erst morgen früh wieder aufstehen." Ich lachte leise in mich hinein, denn mir würde es ebenso ergehen.

"Geht mir ebenso. Aber was hält dich so aufrecht? Du machst den Anschein, als hättest du höchstens die halbe Zeit gearbeitet. Verrate mir dein Geheimnis."

"Da gibt es keines. Du scheinst einfach extrem müde zu sein heute. Sonst bist du doch auch immer so fit, dass ich das Gefühl kriege, dass du auch locker eine 48 Stunden Schicht durchstehen könntest."

"Wie du schon sagtest, es scheint so. In Wirklichkeit könnte ich mit dem Kopf manchmal gegen die Wand rennen. aber es hilft ja nichts. Die Verantwortung hält einen Aufrecht. Es ist, als wäre man in einer Blase aus Erwartungen gefangen."

"Wem sagst du das."

"Geht's dir ebenso?" Sie zuckte mit den Schultern, als sie sich neben mich auf die Bank der Gaderobe setzte.

"Ich wollte immer nur zur Feuerwehr. Aber sich als Frau in dieser Männerdomäne zu behaupten ist alles andere als einfach. Also musste ich immer nur die Zähne zusammen beißen, musste härter an mir arbeiten, mehr lernen, wie die anderen. Ich wollte es allen beweisen, dass ich es mindestens genau so gut kann, wie jeder Mann. Aber egal, wie viel du im Leben schon geleistet hast, zeigst du einen Moment der Schwäche oder machst einen Fehler, werden alle immer nur davon sprechen und nicht von den hunderten Malen, die du Gutes getan hast."

"Du bist besser, als jeder von uns, das weißt du, oder?" Sie errötete sofort, lächelte aber dankbar."Aber mir geht es ebenso. Feuerwehrmann sein, das war schon als Kind alles, was ich wollte. Es hat mir so einen Spaß gemacht, dass der Ehrgeiz automatisch kam und das Lernen mir leicht fiel. Ich liebe diesen Job auch heute noch. Aber an manchen Tagen, ist es mir einfach zu viel."

"In wie fern?", fragte sie mich nun vorsichtig.

"Steele hat mich früh zum Teamleiter ernannt. Selbst er verlässt sich blind auf mich. Ganz Pontypandy nennt mich den Helden von Nebenan, Feuerwehrmann Sam." Ich bewegte meine Hände in einer sarkastischen Geste, als wollte ich einen Regenbogen am Horizont nachfahren."Wenn du jeden Tag gefühlte hundert Mal 'FeuerwehrmannSam' zu hören kriegst und sie dich alle selbst nach Feierabend noch damit anreden - sogar deine eigene Familie - dann frage ich mich manchmal, ob ich überhaupt noch eine eigene Identität habe oder wirklich nur noch der seriöse, besonnene und mutige Feuerwehrmann bin, den alle in mir sehen wollen. Dabei bin ich nichts, ohne euch und doch bin ich auch nicht nur ein Feuerwehrmann. Es nervt mich alles schon mal."

"Wie ist denn der wahre Sam?"

"Wie meinst du das?"

"Na du sagtest doch, dass du dich auf die Rolle des Feuerwehrmannes reduziert fühlst. Wie bist du wirklich? Welche Hobbys hast du, was machst du gerne, wenn du allein bist? So was eben." Und nun zuckte ich mit den Schultern.

"Ich puzzle gerne. Lesen mag ich. Krimis und Thriller. Ich gehe gerne spazieren und denke nach. Eigentlich denke ich viel nach."

"Worüber?"

"Das Leben. Wünsche, Träume und Hoffnungen", erwiderte ich schulterzuckend und versuchte es wie beiläufig klingen zu lassen.

"Wenn du mit den Kindern zusammen bist, zeigst du schon mal eine andere Seite. Manchmal hilflos, manchmal lustig und ausgelassen. Ist es das, was du verbirgst und wie du gerne öfter sein möchtest?"

"Ja, vielleicht. Ich möchte einfach ich sein können. Aber ich riskiere den Respekt bei den anderen zu verlieren, wenn ich mich gehen lasse, blödele oder über meine Gefühle spreche."

"Geht mir auch so."

"Wirklich?" Sie nickte nur gedankenverloren."Du weißt, dass du bei mir sein kannst, wie du bist. Ich respektiere deine Leistung, dein Können, deinen Mut und deine Stärke. Ich bewundere dich für all das und nichts könnte das ändern, selbst wenn du mir erzählen würdest, dass du leidenschaftlich gerne Sesamstraße schaust, Seil springst  und Nudeln mit Ketchup isst, während du kindische Lieder singst."Penny schaute mich groß an, bevor wir uns beide nicht vom Lachen abhalten konnten.

"Tust du all das oder woher kommen diese seltsamen Ideen?"

"Nein, wobei ich gestehen muss, dass ich leidenschaftlich gerne unter der Dusche singe und es da eine Kinderserie über einen Feuerwehrmann gibt, die ich heute noch abgöttisch liebe."

"Die kenne ich. Ich habe alle DVD's davon", wandte Penny nun voller Begeisterung ein."Weißt du noch, als die Feuerwache gebrannt hat und der Hauptfeuerwehrmann nur mit einem Eimer Wasser angelaufen kam?"

"Ja, oder der eine Kollege, der ständig die Küche in Brand steckte."

Wir sinnierten noch ein paar Szenen der Serie durch und lachten so herzhaft miteinander, dass uns die Tränen kamen, bis wir nicht mehr konnten und uns auch nichts mehr einfiel, ehe Penny tief seufzte.

"Manchmal kommt mir unser Leben und Wirken hier in Pontypandy auch vor, als wäre es einer Serie entsprungen."

"Ja, manchmal ist es wirklich zu skurril."

"Parallelen sind da. Vielleicht sollten wir die Serie mal zusammen schauen und das analysieren?!"

"Artet das hier in ein Date aus?", fragte ich neckend, doch Penny errötete und stieß mich mit der Schulter sachte an.

"Einfach nur Wohlfühlzeit unter Kollegen und Freunden zum...ausgelassen sein?"

"Gerne."

"Ich freue mich darauf und ich bin sehr froh, dass unser großer Held auch nur ein Mensch ist. Aber keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher." Jetzt stieß ich sie grinsend mit der Schulter an.

"Ich glaube, dass das nur fair ist. Wir beiden Teamleiter verschwören uns gegen den ganzen Rest."

"Das ist keine Verschwörung Sam. Das ist Freundschaft." Sie hielt mir die Hand hin."Wenn du magst?"

"Wir sind doch schon so lange Freunde", erwiderte ich überrascht, ergriff aber dann trotzdem ihre Hand."Aber ich freue mich sehr darauf, diese zu vertiefen."

"Ich mich auch", wandte sie leise ein und eine wunderschöne sanfte Röte überzog ihre Wangen."Und siehst du, wir haben die letzte Stunde auch noch gut rumgekriegt."

"Endlich Feierabend", jubilierte ich mit einer Geste zum Himmel und wir lachten, als wir an unsere Spinte gingen, um uns umzuziehen.

Es hatte gut getan, sich das einmal von der Seele zu reden und ich vertraute Penny bedingungslos. Es war mir leicht gefallen mit ihr über eine Kinderserie zu witzeln und zu lachen und ich freute mich sehr, in Zukunft etwas mehr Zeit mit ihr verbringen zu können und sie von einer Seite kennenzulernen, die ich an ihr noch nicht kannte - die sie zu verbergen versucht hatte, genau wie ich die meine, aus Angst davor, den Respekt der anderen zu verlieren.

Wir waren uns so erstaunlich ähnlich, dass ich mich mehr und mehr in sie verliebte. Ich hoffte nur, dass sie mir eines Tages Mal eine Chance geben würde, zu beweisen, dass ich ihr ein guter Mann sein konnte.

Sam & Penny One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt