Kapitel 01 | Ricardo

1.1K 76 16
                                    

Kapitel 01 | Ricardo

Die Sonne war gerade untergegangen, als die ersten Menschen sich im Moonlit einfanden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Sonne war gerade untergegangen, als die ersten Menschen sich im Moonlit einfanden. Einer der angesagtesten Clubs in der Stadt, nicht nur bei den Menschen. Auch wenn das wahrscheinlich nur einem winzigen Anteil der Atmenden wirklich bewusst war.

Die Gläser hinter sich mit einem dieser weichen Leinentücher polierend, sah Ricardo del Mar zu, wie die Halle sich vor ihm füllte. Bis vor ein paar Jahren hätte er hier und da noch seine gedanklichen Fühler ausgestreckt. Nur aus Neugierde und der Tatsache, dass er es konnte, doch auch dieser Rausch des Neuen war schnell verflogen. Langeweile, der Fluch eines derart langen Lebens, wie er es gelebt hatte. 473 Jahre...

Ein langgezogener Atemzug, im Grunde nur eine alte, fast liebgewonnene und unnötige Angewohnheit, ließ die körperlich junge Frau mit den rückenlangen roten Locken und den grünen Augen vor ihm kokett die wohlgeformte Augenbraue heben.

*So anstrengend heute? Dabei war ich doch heute ein so artiges Mädchen, Meister.* Der spielerisch, neckende Tonfall in seinen Gedanken ließ den körperlich 33jährigen amüsiert die Augen rollen. Mariella gluckste und bog ihren grazilen Hals etwas zur Seite, so dass ihre Augen sich direkt in die ihres Schöpfers legten.

Über zweihundert Jahre war sie nun an seiner Seite. Zuerst als Geliebte, dann als Blutkind. Sie war seine beste Freundin, seine Vertraute, seine rechte Hand und auch heute noch ab und an die willige Gespielin einer innigen Nacht. Ein Blutkind sprach in seiner Welt immer auch für den Schöpfer und war stets genauso zu respektieren, wie den Schöpfer selbst. In Ricardos Fall als einem der ältesten Vampire Kölns. Nur Vermont war älter. Und den hatte man seit gut einem Jahrhundert nicht mehr unter dem Mond gesehen.

Ein mildes Lächeln ließ Ricardos Lippen kräuseln, als er das polierte Glas hinter sich ins Regal stellte und die ersten Gäste bediente. Mariella amüsierte sich königlich, als ihr Schöpfer sie in die Menge schickte, um sich zu nähren. Mit ihren zweihundert Jahren war sie noch jung, auch wenn sein uraltes Blut sie erschaffen hatte, mit all seinen Vorteilen.

Ricardos Schöpfer war bereits über fünfhundert Jahre alt gewesen, als er ihn verwandelt hatte. Das bedeutete, dass sein fast tausend Jahre altes Blut ihn völlig unempfindlich gegen die Sonne, Silber und Feuer machte. Wobei Feuer ihm erhebliche Verletzungen zufügen konnte, wenn sein Körper wirklich in Flammen aufgehen würde. Sein Schöpfer hatte das mehr als drastisch bewiesen. Damals, als er den Lebenswillen verloren hatte...

*Mi Vida, könntest du bitte aufhören, mich so runterzuziehen? Ich versuche hier gerade diese Sahneschnitte zu bezirzen. Da hilft es nicht, wenn du mich deprimierst.* *Vergib mir.* Der entschuldigende Tonfall in ihrer Verbindung ließ Mariella erneut zu ihrem Schöpfer blicken, und für einen langen Augenblick verlor sich die Rothaarige in den meeresblauen Augen, in die sie sich vor all den Jahren verliebt hatte. Damals, als er sie gerettet und bei sich aufgenommen hatte. Damals, vor dieser unsagbar langen Zeit, die für ihre Spezies doch nur ein Wimpernschlag war.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt