Kapitel 08 | Gabriel

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Kapitel 08 | Gabriel

Die letzten Nächte fand er immer nur schwer in den Schlaf

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Die letzten Nächte fand er immer nur schwer in den Schlaf. Unruhig wälzte er sich hin und her. Und wenn er doch endlich einschlief, suchten ihn seltsame, wirre Träume heim. Träume von einer stürmischen See, einer reinen Naturgewalt. Ebenso aber auch ein glatter Spiegel, in dem die blutrote Sonne im Meer unterging. Und Augen, meeresblaue Augen, in denen er zu versinken drohte.

Jedes Mal wachte Gabriel schweißgebadet und nach Luft ringend auf. Diese Träume waren verwirrend, aber auch auf eine ihm nicht erklärbare Weise wirkten sie so real, so vertraut auf ihn. Eher wie eine Erinnerung. Er wusste dieses Gefühl überhaupt nicht zu deuten. Letztendlich schob er das Ganze auf die Anspannung wegen des bevorstehenden Events. Was sollte es sonst sein?

Die nächsten Tage kümmerte er sich größtenteils um die Organisation eben dieser Party im Moonlit. Gott sei Dank hatte er alle Pflanzen bekommen, die er eingeplant hatte. Besonders über die schwarzen Erdbeeren freute er sich. Anton war auch vollkommen begeistert von seinem Konzept gewesen. „Ich darf aber mitkommen zum Aufbauen, oder?" „Was ist das denn für eine Frage? Seit wann mache ich das bei Events dieser Größenordnung alleine?" „Ich weiß ja nicht, ob die mich reinlassen würden." „Du bist mein Angestellter. Natürlich lassen die dich rein." Gabriel musste auflachen. Manchmal kam Anton auf Ideen...

Ebenso wie die Planung hatten ihn seine Gedanken im Griff. Gedanken an Ricardo. Zu oft erwischte er sich dabei, wie diese zu dem schönen, ja exotischen Mann schweiften. Gabriel wusste schon länger, dass auch Männer für ihn interessant waren. Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte er jedoch noch nicht gesammelt. Ricardo war der Erste, der ihm auf diese Weise so gut gefiel. Er musste sich eingestehen, dass er sich vielleicht ein bisschen in den Südländer verguckt und ja, – gab es überhaupt einen Begriff dafür – verrochen hatte? Neben der anziehenden Aura hatte es ihm dessen Duft extrem angetan.

Wieder einmal hatte er aus dem Fenster gestarrt, war nur körperlich anwesend, als Emilia für das Vorstellungsgespräch eintraf. Dieses verlief sehr gut. Gabriel hatte sie quasi vom Fleck weg eingestellt. Sie hatte zwar bisher keine Erfahrung mit Floristik, war aber äußert freundlich und kommunikativ. Sie sollte eh erstmal nur für den Verkauf zuständig sein. Für spezielle, spontane Wünsche wären ja immer noch Anton oder er selbst da.

Je näher der Abend des Events rückte, desto unruhiger wurde Gabriel. Auch hatte eine nervöse Vorfreude Besitz von ihm ergriffen. Von Ricardo hatte er in den letzten zwei Wochen nur noch eine einzige Mail mit der Uhrzeit, zu der sie mit dem Aufbau beginnen konnten, erhalten. Das ein oder andere Mal hatte er sich dabei erwischt, wie gern er den anderen Mann einfach kontaktiert hätte. Aber dies gehörte sich nicht. Er konnte ja nicht einfach einen Kunden privat belästigen. Außerdem war das gar nicht seine Art. Und wer sagte zudem, dass Ricardo überhaupt an Männern im Allgemeinen und an ihm im Speziellen Interesse hatte. Richtig – keiner. Deshalb versuchte er sich diese Fantasien auch aus dem Kopf zu schlagen, wann immer er sich dabei erwischte.

Am Tag selbst fühlte er sich wie ein aufgeschrecktes Huhn. Eigentlich war er immer überzeugt von seiner Arbeit und wusste, was er konnte. Aber das heute Abend, das war schon eine andere Hausnummer. Schließlich hing sein Ruf von dem Erfolg und den entsprechenden Empfehlungen ab. Denn hauptsächlich erhielt er die lukrativsten Aufträge durch Mundpropaganda.

„Man, hier ist ja schon richtig was los." Interessiert schaute sich Anton das rege Treiben an, was bereits rund um den Club herrschte, als sie mit ihrem Transporter auf den Parkplatz fuhren. „Ich schaue mal, ob ich jemanden finde, der uns sagen kann, wo wir hinsollen." Gabriel sprang vom Fahrersitz und Anton folgte ihm auf dem Fuße. Niemand schien sonderlich Notiz von ihnen zu nehmen, so dass sie einfach zum offenstehenden Eingang gingen.

Dort wurden sie aber dann doch von einem grimmig dreinblickenden, bulligen Typen aufgehalten. „Wer sind Sie?" „Wir sind für die floristische Dekoration zuständig und..." „Dimitri, ist schon ok. Ich übernehme ab hier." Mit den wohl für sie typischen wiegenden Hüften kam Mariella auf sie beide zu. Sie trug wieder ein verboten knapp geschnitten, giftgrünen Zweiteiler, den wenig der Fantasie überließ. Neben sich hörte er Anton geräuschvoll schlucken und registrierte, wie diesem quasi die Augen aus dem Kopf fielen. „Gabriel, wie schön." Wie selbstverständlich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann Anton zu, der sichtlich hin und weg von der schönen Rothaarigen war. „Und wer bist du, Schätzchen?" Doch Anton konnte sie einfach nur unverhohlen anstarren. Sie lachte glockenhell auf, drehte sich um und deutete ihnen, ihr zu folgen.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt