Kapitel 58 | Mariella

350 43 11
                                    

Kapitel 58 | Mariella

„Du und ich? Ins Theater?" Für einen kurzen Moment dachte Mariella, der junge Mann würde sich über sie lustig machen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Du und ich? Ins Theater?" Für einen kurzen Moment dachte Mariella, der junge Mann würde sich über sie lustig machen. Doch da war etwas so Freundliches, so Ehrliches in diesen braunen Augen vor ihr, dass sie ihm ein warmes, dankbares Lächeln schenkte. „Das würde ich wirklich gern. Ich war Ewigkeiten nicht in einem Musical oder einem Kino." „Warum nicht?" Aufrichtige Neugierde wurde mit einem ebensolchen Lächeln erwidert.

„Es hat sich tatsächlich nie ergeben. Die männlichen Vampire um mich herum haben zu große Angst vor Ricardo, um mich zu einem Date auszuführen und die Menschen..." Sie machte eine Geste, die deutlich zeigte, was diese Menschen offensichtlich nur von ihr wollten. „Dann suchen wir uns ein Stück oder einen Film gemeinsam aus. Was hältst du von Freitag?" „Ich würde mich freuen", nickte sie und schmunzelte verschmitzt. „Soll ich dich wieder abholen? Wenn du willst, darfst du diesmal fahren." „Dein Ernst?" „Mein voller Ernst."

Nach einem weiteren Cocktail seufzte Anton und verbarg ein Gähnen hinter seiner Hand. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es bereits kurz nach Mitternacht war. „Ich schätze, Gab kommt heute nicht mehr." „Hm..." „Hä?" Ihr mehrdeutiges Schmunzeln ließ Anton die Augen aufreißen. „Das... Ich meine, wie?" „Ich bin Ricardos Blutkind. Das bedeutet, wir teilen ein Blut, einen Geist..." „Du willst mir damit sagen, dass..."

Mariellas Schmunzeln wurde mehrdeutig, worauf Anton schluckend und fassungslos den Kopf schüttelnd murmelte, dass er das wahrscheinlich nicht ganz so genau wissen wollte. Sie nickte nur und reichte ihm ihre Hand. „Komm, ich bringe dich sicher nach Hause." Ein Schnauben ließ die Vampirin ernst werden. „Ich meine das ernst. Da draußen sind nicht nur Menschen unterwegs. Ihr beide seid in Gefahr." Als er schließlich zögernd nickte, gingen sie zusammen in Richtung von Antons Wohnung.

Die Nacht lag seltsam still und bleischwer über ihnen, als Mariella und Anton um die letzte Biegung zu seiner Wohnung schritten. Zwischen ihnen und dem Haus lag nur noch ein Park, den sie durchquerten. Sie waren gerade vom Hauptweg in einen Nebenarm zum Haus abgebogen, als ein dunkles Knurren aus dem Buschwerk Mariellas Nackenhaare aufstellte. „Hinter mich." „Aber..." „Kannst du bitte nicht immer diskutieren? Mach es einfach, wenn du überleben willst!"

Fünf riesenhafte Werwölfe schälten sich aus der Schwärze. Weißgelbe Zähne schienen in der Dunkelheit zu funkeln, und wurden zu langen Fängen, als sie die Vampirin bemerkten. „Der Blutbeutel vom Alten...", grollte der schwarze Wolf direkt vor Anton und Mariella und verzog die Lefzen zu einem höhnischen Lächeln.

„Valerian! Bei Fenrir, wage es nicht!" „Fenrir kann dir nicht helfen, Kleines. Ich will Stärke! Und dein Blut ist genau der Snack, den ich jetzt brauche." Das Fauchen wurde zu einem ohrenbetäubenden Lärm um sie herum. Mariella hörte Antons panischen Herzschlag und flüsterte, dass sie ihn beschützen würde, solange sie könnte. Dann fuhren die ersten Krallen in ihre Richtung.

Drei der Fünf Wölfe waren schnell am Boden, doch Valerian hatte bereits sehr viel altes Blut in seinen Venen. Seine Schläge waren wie ein Dampfhammer und brachten Mariella an den Rand der Bewusstlosigkeit. Immer wieder schaffte sie es sich vor Anton zu werfen. Doch die riesige, klaffende Wunde quer über ihrer Schulter und ihrer Brust blutete ohne Unterlass.

„Wir müssen hier weg!", jammerte Anton heiser, dessen Fleischwunde am Arm höllisch brennen musste. „Ich weiß...", keuchte die Vampirin atemlos, als sie erneut einem wuchtigen Schlag auswich. „Aber keine Sorge, Ricardo ist unterwegs." „Ricardo? Aber..."

Das Nächste, was Anton mitbekam, war ein schwarzer Schatten, der sich durch eine der Angreifer pflügte. Der Kopf des Wolfes fiel einen Meter entfernt von dessen Körper zu Boden. Der alte Vampir platzierte sich vor Mariella, die Fänge voller Wut ausgefahren, die Finger zu Krallen verformt. „Wenn du leben willst, lass von diesem Angriff ab, Valerian." „Gib mir dein Blut!"

Es waren die letzten Worte im Leben des Sohnes von Ricardos altem Freund. In dem Moment, wo dieser die riesigen Zähne in Richtung Ricardos Kehle senkte, riss dieser den Kiefer des Werwolfes auseinander. Ein widerliches Krachen erfüllte die Luft. Dann ein Winseln, das schließlich in einem Röcheln erstarb.

Augenblicklich brach Mariella, erschöpft und vom Blutverlust gezeichnet, neben Anton zusammen. „Mariella!" Zitternd kniete sich Anton neben sie, streichelte ihr die Strähnen aus dem Gesicht und sah besorgt zu Ricardo hoch, dessen Erscheinungsbild sich langsam wieder normalisierte.

„Sei unbesorgt. Sie wird wieder." „Braucht sie... Ich meine, ich..." „Das ist sehr großzügig von dir. Und ich bin gerührt von deinem Angebot, aber sie benötigt mehr, mein Freund. Komm mit mir. Ich weiß, du möchtest lieber heim. Aber ich fürchte, du bist dort momentan nicht sicher. Nicht nur, weil Samuel nun trauern wird, sondern weil mit Sicherheit noch mehr Hybriden hier herumstreunen. Also ich denke, es ist besser, du begleitest uns ins Moonlit." „Danke." „Halt dich an mir fest. Ich nehme dich auf meinen Rücken. Dann sind wir schneller." „Bist du sicher?" Der Blick des Vampirs ließ Anton schlucken. Als Mariella sicher in Ricardos Armen lag, ging dieser in die Knie, um Anton auf seinen Rücken steigen zu lassen. „Halt dich gut fest."

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt