Kapitel 37 | Ricardo Teil 1

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Kapitel 37 | Ricardo Teil 1

„Wenn es für unsereins so etwas wie einen Himmel gibt, dann bin ich gerade mitten drin", flüsterte Ricardo sanft, als er Gabriel auf seiner Brust liegend streichelte

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„Wenn es für unsereins so etwas wie einen Himmel gibt, dann bin ich gerade mitten drin", flüsterte Ricardo sanft, als er Gabriel auf seiner Brust liegend streichelte. Niemals, wirklich niemals hatte er geglaubt, diese Momente noch einmal erleben zu dürfen. In seinem Inneren schoben sich die Bilder von Salvador und Gabriel übereinander. Den Atem des Menschen auf seiner Haut zu spüren...

Der Vampir war selten wirklich sprachlos, doch in diesem Augenblick, wo er den regelmäßigen Herzschlag, die Wärme und den so urvertrauten Geruch des Blutes wahrnahm, konnte er sein Glück nicht fassen. Er beantwortete geduldig alle Fragen und war immer wieder überrascht, wie ruhig Gabriel blieb. Offensichtlich erinnerte sich Salvadors Seele bereits mehr in ihm, als Gabriel es wirklich wahrnahm.

Doch wie so oft, es gab keinen Himmel ohne die Hölle. Gerade in dem Moment, wo Ricardo sich begann vollends fallenzulassen und zu entspannen, klingelte das Telefon. Segen und Fluch der modernen Welt, dachte er noch bei sich, als der Chef seines Sicherheitsdienstes ihn bat, zurück ins Moonlit zu kommen.

Warum konnte Mariella sich nicht um diese Angelegenheit kümmern? Doch als er versuchte, das Band zu seinem Blutkind zu öffnen, schien die ihn gerade vehement zu blocken. Genervt seufzend, verabschiedete sich Ricardo von seinem Liebsten und konnte kaum in Worte fassen, wie gerührt er war, als dieser ihm einfach den Schlüssel zu seiner Wohnung in die Hand drückte.

Mühsam riss er sich fort und jagte durch die Stadt. Die Überreste der Wölfe waren bereits verschwunden und auch die Spuren, die seine Raserei angerichtet hatte, wurden von der Sonne schon entfernt. Zumindest dafür war die Perversion, die vom Blutfresser gesteuert wurde, nützlich.

„Herr." Carlos, ein Vampir, der erst im Greisenalter gewandelt worden war, neigte den Kopf und seufzte offensichtlich ratlos. „Ich habe zwei der Verräter stellen können, dank Lady Mariella. Aber so wie es aussieht..." „Ich weiß, mein Freund. Die Kreise gehen bis zu der blutfressenden Schande der Küste. Und was ich viel entsetzlicher finde, Samuels eigener Sohn..." „Der Alpha hat bereits um ein Treffen mit euch gebeten, Herr. Lady Mariella hat ihn herbestellt, unter Begleitschutz." „Von seiner Seite oder der unseren?"

Ein sarkastisches Schnauben entwich dem Vampir, bevor er seine Nasenwurzel mit zwei Fingern zusammendrückte. „In Ordnung. Er soll zu mir ins Arbeitszimmer kommen, wenn er da ist. Und sag meinem Blutkind, ich möchte sie in fünf Minuten in meinen Privatgemächern sehen." „Herr?" „Sag es ihr einfach."

Damit neigte der alte Mann den Kopf und verschwand, während Ricardo sich auf dem Ottomanen in seinen Räumen niederlegte. Alle seine Sinne waren noch erfüllt von Gabriel. Sein Herzschlag hallte in Ricardos Geist nach, sein Geruch strömte von der Kleidung aus, auf der er gelegen hatte. Der alte spanische Freibeuter hatte das Gefühl, nie glücklicher gewesen zu sein.

Ein Gedanke, der Mariellas Augenbrauen sarkastisch nach oben schob, als sie in das Zimmer trat. „Ihr habt mich rufen lassen, Herr?" Ihr neckender Tonfall verriet ihm, dass sie nur Spaß machte. „Du hast mich ja erfolgreich ignoriert, meine Liebe. Sonst hättest du mir vielleicht auch so mitteilen können, was passiert ist." „Ich wollte dir und deinem Menschlein ein bisschen Privatsphäre gönnen. Dieses Liebesgesäusel kann auf Dauer echt anstrengend sein." „Erwarte nicht, dass ich mich entschuldige", grinste er und legte die Arme hinter den Kopf.

„Das wäre wohl etwas zu unverschämt", erwiderte sie lächelnd und wurde schnell ernst, als sie sich ihm gegenübersetzte. „Aber wo wir gerade beim Thema sind. Ich denke, sein Freund wird bald wissen, dass sein Date nicht nur ein Date gewesen ist. Wie soll ich mich verhalten?" „Kommt drauf an, wie er reagiert. Wird er panisch, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Aber das ist etwas, mit dem ich mich erst beschäftige, wenn es soweit ist. Samuel wird wohl gleich da sein, und dann müssen wir den Frieden erneut aushandeln. Ich glaube nicht, dass er den Krieg nochmals aufflammen lassen will. Aber der eigene Sohn..." „Was würdest du tun, wenn ich die Verräterin wäre?"

Sie ahnte die Antwort bereits, und als Ricardo seinen Blick auf sie legte, wusste sie, dass sie recht hatte. Egal, was auch passieren würde, sie war sein Blutkind. Sie konnte so etwas gar nicht tun, ohne sein Wissen. Und wenn doch, sie würde sterben. Und er mit ihr. Die Schande war zu groß, um so etwas zu überleben.

„Valerian hat sich mit dem Fresser zusammengetan. Alleine diese Konstellation ist schon fragwürdig genug. Doch Werwölfe zu wandeln... Allein bei dem Gedanken möchte ich mich übergeben", knurrte die Rothaarige heiser, als es an der Tür klopfte und der greise Vampir den erwarteten Gast und seine Gefolgsleute ankündigte. Was er nicht sagte, war, dass gleich das ganze Rudel vor ihnen auftauchte. Ricardo konnte nicht leugnen, dass er bei dem Anblick der knapp dreißig Werwölfe schlucken musste, doch das, war er danach entdeckte, erschreckte ihn viel mehr.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt