Kapitel 07 | Ricardo Teil 1

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Kapitel 07 | Ricardo Teil 1

Die Sekunden wurden Minuten, und doch fühlte sich jede Zeitspanne zu kurz an

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Die Sekunden wurden Minuten, und doch fühlte sich jede Zeitspanne zu kurz an. Gabriel... Ricardo musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass dieser Mann nicht er war. Dass er nicht der Mann war, den er so sehr geliebt hatte, dass er beinahe sein Leben für ihn gegeben hatte und... der stattdessen sich für ihn geopfert hatte.

Seine Gedanken sprangen immer wieder zurück. Zurück auf das Schiff, seine Santa Maria. Fast konnte er das Salzwasser schmecken, die Gischt der Wellen spüren. Es war zu viel für seine Sinne. Zuviel, um sich vollends darauf zu konzentrieren, diesen Menschen nicht zu bezirzen. Sein ganzes Wesen war eine Venusfliegenfalle. Ein perfekter Prädator, geschaffen von der Natur, um das mächtigste Wesen der Erde, um Menschen zu erlegen.

Und genau diese Eigenschaft wurde ihm zum Verhängnis. Er spürte, wie Gabriel sich immer weiter zu ihm lehnte, konnte spüren, wie seine Instinkte ansprangen. Doch ehe der junge Mann sich zu sehr in der Verlockung des Vampirs verfangen konnte, hatte dieser alles getan, um den geschäftlichen Teil abzuwickeln und setzte das Wesen seiner mannigfaltigen Begierden an die frische Luft. Der Mensch sollte die Chance erhalten, sich zu erholen, ebenso wie Ricardo diesen Abstand nun dringend benötigte. Nur noch einen Augenblick länger und er hätte für nichts, rein gar nichts garantieren können.

Mit geschlossenen Augen stand er an die schwere Metalltür gelehnt und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er schottete sich davor ab, irgendein Wesen wahrzunehmen, zu hören, was sie dachten oder spürten. Doch zu sehr hatte ihn die Nähe dieses wundervollen Beweises für Mutter Naturs manchmal perfiden Humor aufgewühlt.

„Gabriel. Ist das zu glauben, er heißt jetzt Gabriel! Bei allen Heiligen, was für ein... Scherz!" Mariella empfing ihn mit einem leicht amüsierten Zug um die Lippen, als er wieder zurück in die privaten Räume wanderte und sich vor seinen Cherry in den Ledersessel setzte. „Hübscher kleiner Kerl." „Du weißt genau, wer er ist. Also sprich nicht so von ihm." „Oh verzeih, mi vida. Es lag mir fern, über deine Gelüste zu spotten."

Sie machte sich über ihn lustig. Und in dem Moment, wo sie kicherte, traf sie Ricardos unerbittlicher Blick. „Wage es nicht." Sichtlich irritiert über den knurrenden Unterton, zuckte die Vampirin zusammen. Erst jetzt registrierte sie, wie aufgewühlt und zornig ihr Meister tatsächlich war. „Ric..." Sie suchte seinen Blick, als er die Zähne aufeinander presste. „Mi vida, er ist nicht Salvador Dagon. Er ist nur ein Mensch. Ein Blumenjunge." „Hast du ihm in die Augen gesehen?"

Die Stimme des alten Vampirs spiegelte plötzlich die Trauer und die Sehnsucht wider, die er versucht hatte zu verbergen. Mariella wusste, Ricardo hatte diesen Menschen so sehr geliebt, dass er für ihn beinahe in den Tod gegangen wäre. Als sein Blutkind kannte sie alle Emotionen und Erinnerungen ihres Meisters ebenso gut, wie er die ihren. Sie waren im wahrsten Sinne ein Blut und ein Fleisch mit der Weihung geworden. Daher spürte sie die Trauer in Ricardos Herz in diesen Momenten, als wäre es ihre eigene. Und es war nicht so, als hätte sie Salvador nicht selbst geliebt und seinen Tod betrauert. Aber nicht mal ansatzweise so intensiv und ausdauernd wie ihr Meister.

„Er ist tot, Ric." „Und offensichtlich wurde er wiedergeboren. Meine Gebete wurden endlich erhört, Mare. Ich kann wiederfinden, was ich dereinst habe gehen lassen müssen." Die Hoffnung und auch die Entschlossenheit in den Worten des alten Vampirs jagten der Rothaarigen einen Schauer über den Rücken. Sie spürte keine Eifersucht, keinen Hass auf Gabriel, doch hatte sie große Angst, dass Ricardo sich da in etwas verrannte. Was, wenn dieser Gabriel nur aussah wie Salvador? Was, wenn er es gar nicht war, und ihr Meister einem Phantom hinterherjagte? Wie weit würde er für diese fixe Idee gehen?

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt