Kapitel 06 | Gabriel

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Kapitel 06 | Gabriel

Ricardo del Mar war ein ungewöhnlicher Mann

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Ricardo del Mar war ein ungewöhnlicher Mann. Auf eine gewisse Weise zog Gabriel diese, ja, fast mystische Aura regelrecht an. Sich in dessen Gegenwart zu konzentrieren und sich professionell zu verhalten, fiel ihm nicht leicht. Diese fast unnatürlichen blauen Augen hatten ihn sofort in seinen Bann gezogen. Sie schienen etwas in seinem Inneren zu berühren, was er nicht greifen konnte. Daher war er froh, dass der große Mann momentan hinter ihm herlief.

„Wie sieht es mit den kulinarischen Verköstigungen aus?" Fast hatte er das Gefühl, del Mar in seinem Rücken schmunzeln spüren zu können. „Dafür ist gesorgt. Es wird alles zum Verzehr zur Verfügung stehen, was das Herz begehrt." Sie waren mittlerweile in der Haupthalle angekommen. Mit offenem Mund bestaunte Gabriel die hohe Kuppel und die unzähligen, opulenten Kronleuchter, die von der Decke hingen. 

Gründlich sah er sich um, ließ den Raum und die vorhandene Dekoration auf sich wirken. Schnell hatte er ein grobes Konzept zusammengestellt. „Wird von der aktuellen Einrichtung etwas verändert?" „Das liegt ganz bei Ihnen...", entgegnete del Mar mit einem Schmunzeln. Gabriel ließ sich weiter herumführen und machte sich gedanklich Notizen. Die ganze Zeit stand der groß gewachsene Mann bei ihm – nah, aber nicht so nah, dass es unangebracht wäre.

Gabriel konnte es nicht genau sagen, was dessen Anwesenheit in ihm auslöste, aber er machte ihn definitiv nervös. Diese schlanken Finger, mit denen er ihn hin und wieder auf etwas Besonderes in der Architektur oder der Möblierung aufmerksam machte. Dieser ausgeprägte Adamsapfel, der beim Schlucken regelrecht anzüglich hüpfte. Und dann dieser Geruch. Sehr maskulin, holzig, ledrig und ja, fast rauchig. Gabriel liebte solche Düfte, die ihn an die Wildheit der Natur erinnerten. Daher musste er aufpassen, dass er nicht hin und wieder allzu offensichtlich die Luft einzog.

Als sie wieder vor der Tür des Clubs angelangt waren, bedachte ihn der Dunkelhaarige mit einem seltsamen Blick, den Gabriel nicht ganz einordnen konnte – und der ihn vor allem Dingen noch nervöser machte, als er es eh schon war. „Gabriel, es war mir ein außerordentliches Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen." „G-ganz meinerseits." Gabriel musste seinen Blick niederschlagen, konnte diesem durchdringenden Blau einfach nicht standhalten. „Ich freue mich auf Ihren Vorschlag und bin bespannt, wie Sie das Motto genau umzusetzen gedenken. Wir hören voneinander." „Ich melde mich schnellstmöglich bei Ihnen und..." Doch da war die Tür bereits ins Schloss gefallen. Ein bisschen seltsam sind die ja hier schon alle, dachte er noch, als er sich auf den Weg zurück in seinen Laden machte.

Bis spät in die Nacht saß er noch an seinem Konzept. Er wollte, dass es gut wurde, dass es perfekt wurde und vor allem Dingen wollte er del Mar beeindrucken. Ob man diesen allerdings überhaupt mit irgendetwas beeindrucken konnte, war Gabriel schleierhaft. Trotzdem wollte er einfach das Bestmögliche abliefern. Seine Skizzen bekamen den letzten Schliff und er suchte noch einige Musterbilder der zu verwendeten Pflanzen heraus.

Er wollte das Etablissement in eine Art dunklen Garten Eden verwandeln. Viele dunkle, rote Früchte, die zum direkten Verzehr an der „Quelle" einluden. Ebenso ein sündig dunkles Blütenmeer, welches einen regelrecht aphrodisierend Duft abgeben würde. Bordeaux, Beere, ein tiefes Blau, Purpur und Petrol. Er sah alles schon genau vor sich und wusste, wie es riechen würde. Diese Farben würden so unglaublich gut mit der goldenen Einrichtung des Moonlits harmonieren. Natürlich brauchte er nicht auf das Budget zu achten, aber es schadete ja nicht, dies zu tun. So musste an der eigentlichen Einrichtung nichts verändert werden. Die dunklen Farben und das Gold waren für ihn der Inbegriff von Sinnlichkeit und Verführung. Hoffentlich sah del Mar dies auch so.

Noch einmal atmete Gabriel tief durch und klicke dann auf den Sende-Button. Es dauerte keine fünf Minuten, da bekam er bereits eine Antwort-Mail. Diese enthielt nur ein Wort.

Perfekt.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt