Kapitel 22 | Gabriel

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Kapitel 22 | Gabriel

Dieser ganze Abend mit Ricardo war

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Dieser ganze Abend mit Ricardo war... ungewöhnlich. Die Art, wie der Inhaber und die Angestellten des Restaurants sich ihm gegenüber verhielten. Mit so viel Ehrfurcht und Respekt. Auch Gabriel gegenüber waren sie extrem zuvorkommend. Ihm wurde quasi jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Und Ricardo war so dermaßen charmant zu ihm. „Für diesen äußerst unwahrscheinlichen Fall gäbe es da noch die Welt, die ich dir zu Füßen legen könnte..." Gabriel konnte nur verlegen die Augen niederschlagen und leicht beschämt lächeln. „Nicht doch..." Kühle, grazile Fingerspitzen fuhren über seinen Handrücken. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Entschuldige bitte." „Schon gut. Um ehrlich zu sein, bin ich es nicht gewohnt, dass jemand mir solche Komplimente macht."

Ricardo legte den Kopf schief, platzierte ihn auf seine aufgestützten Hände und sah ihn herausfordernd an. „Jemand oder kein Mann?" „Ähm, eigentlich beides. Ich... Ich bin zwar grundsätzlich auch Männern zugetan, aber bisher hat sich noch keiner für mich interessiert... oder ich mich für ihn..." Warum, zur Hölle, brachte dieser Mann ihn dazu, ihm solch private Dinge zu erzählen? Dessen Aura zog ihn einfach so in seinen Bann, dass er kaum klar denken konnte. „Was für eine Schande." Eine kühle Hand hatte sich kurz auf seine gelegt, sich aber zurückgezogen, als das Essen serviert wurde.

Und dieses Essen war vorzüglich. Anders konnte man es nicht beschreiben. Ricardo allerdings nahm nur etwa die Hälfte seines Gerichts zu sich. „Schmeckt es dir nicht?", fragte Gabriel vorsichtig. Ein Schmunzeln glitt über die Lippen des Schwarzhaarigen. „Doch, aber ich muss auf meine Figur achten." Hatte Ricardo gerade tatsächlich einen Witz gemacht? Unsicher sah Gabriel ihn an und stieß ein lautes Lachen aus, als er in diese schalkhaft blitzenden dunkelblauen Augen sah.

Nachdem der Tisch abgeräumt war, stützte Ricardo wieder sein Kinn auf seine Hände und sah ihn an. „Erzähl mir von dir." „Oh, das gibt es eigentlich nicht so viel erzählen. Du würdest dich nur langweilen..." Der Südländer löste seine Hände und legte seine linke auf die rechte von Gabriel. Dieser kühle Schauer fuhr von seiner Hand seinen Arm hinauf und kribbelte dann durch seinen restlichen Körper. „Oh, da bin ich definitiv anderer Meinung. Bitte." Mit seiner freien Hand machte Ricardo eine auffordernde Handbewegung.

Gabriel räusperte sich verlegen. „Also ich bin in einem kleinen Dorf an der Nordseeküste und später auf Borkum aufgewachsen." „Was du nicht sagst..." Ricardos Augen leuchteten fasziniert auf. „Ach, komm, das hast du doch sicher irgendwie recherchiert. Sonst wärst du doch nicht auf den Kompass gekommen." Beschwichtigend hob Ricardo seine freie Hand. „Nein, das war ein Schuss ins Blaue... ein Glückstreffer, Bauchgefühl... Nenn' es wie du willst." So ganz nahm er seinem Gegenüber diese Erklärung nicht ab. Er nahm sich vor, beizeiten noch einmal nachzubohren.

Gabriel erzählte weiter über seine Kindheit auf Borkum und seine Jugend in Köln. Von seiner Schulzeit und der anschließenden Ausbildung. Von Gerda und von seinem Traum von eigenen Laden und wie sie ihm diesen nach ihrem Tod erfüllte. Die ganze Zeit sah ihn Ricardo mit glühenden Augen an, stellte ab und zu Fragen und ließ ihn sonst einfach reden. Noch nie hat ihm jemanden so sehr das Gefühl gegeben, wichtig zu sein – von seinen Eltern und seinen engen Freunden einmal abgesehen. Gabriel fühlte sich einfach wohl in Ricardos Nähe. Er konnte ganz unbefangen reden und einfach er selbst sein.

Als er Ricardo von seiner Orchideen-Sammlung erzählte, schmunzelte dieser leicht. „Die Pflanzen, die dir so ein Lächeln ins Gesicht zaubern, würde ich ja zu gern einmal mit eigenen Augen sehen." Gabriel kicherte hinter vorgehaltener Hand – was war bloß in dem Wein? „Ich würde sie dir gern irgendwann mal zeigen." „Irgendwann?" Ricardo grinste nun breit. „Wie wäre es mit jetzt sofort?"

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt