Kapitel 30 | Gabriel

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Kapitel 30 | Gabriel

Gabriel machte schnell den Kassenabschluss, räumte die Lade mit dem Geld in den Tresor und löschte anschließend das Licht

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Gabriel machte schnell den Kassenabschluss, räumte die Lade mit dem Geld in den Tresor und löschte anschließend das Licht. Nachdem er den Laden abgeschlossen hatte, hielt ihm Ricardo, ganz gentlemanlike, die Wagentür auf. „Guten Abend, Paul." Gabriel begrüßte den Fahrer, den er gestern kennengelernt hatte. Dieser erwiderte seine Worte mit einem Nicken. „Paul, fahr uns bitte zu Gabriel nach Hause, ja." Wieder nickte Paul und startete die Limousine.

Während der Fahrt nahm Ricardo seine Hand und hielt sie die ganze Zeit fest, streichelte mit seinem Daumen über Gabriels Handrücken. Ebenso hielt er ununterbrochen Blickkontakt. Gabriel bekam um sich herum kaum etwas mit und hatte zeitweise das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er schwitzte leicht. Noch nie hatte er sich in Gegenwart eines Menschen so gefühlt... und er wollte es für nichts auf der Welt wieder missen.

Vor seinem Haus stiegen sie aus und Gabriel schloss erst Haus- und dann die Wohnungstür auf. Bevor er eintrat, hielt er kurz inne. „Wie gesagt, nichts Besonderes..." „Es ist ok." Ricardo lächelte und legte seine Hand auf Gabriels Rücken, als er in die Wohnung ging. Interessiert sah der Dunkelhaarige sich um. „Möchtest du etwas trinken? Und hast du Hunger? Ich dachte, wir könnten etwas bestellen. Magst du Indisch?" Gabriel war schon ziemlich nervös. Allein mit Ricardo in seiner Wohnung...

„Ich würde gerne etwas trinken. Tee wäre schön. Und ja, Indisch mag ich gern. Such du mir etwas aus", entgegnete der Südländer und strich dabei über Gabriels Oberarm. Das Kribbeln breitete sich von dem Punkt in seinem ganzen Körper aus und in Gabriels Magen drehte eine Gruppe Schmetterlinge ihre Runden. Hoffentlich bekam er gleich überhaupt etwas runter.

„Setz dich doch. Ich gehe kurz in die Küche und koche Wasser auf. Magst du lieber was Fruchtiges oder was Klassisches?" „Fruchtig, bitte." Gabriel holte zwei Tassen aus dem Schrank und füllte zwei Teeeier mit der Mango-Ingwer-Mischung, die er selbst gern mochte. Während er auf das sprudelnde Wasser wartete, bestellte er das Essen.

Mit den dampfenden Tassen kehrte er schließlich ins Wohnzimmer zurück. Dort fand er Ricardo am Fenster wartend vor, wo er die auf der Bank stehende Pflanze betrachtete. „Da hast du dir tatsächlich schon das Schmuckstück meiner Sammlung herausgesucht." „Ist das so?" „Ja, das ist eine Rothschild-Orchidee." Gabriel betrachtete die weiße Blüte mit den dunkelroten Streifen. „Ich habe sie vor vielen Jahren auf einer Pflanzenmesse erstanden. Sie ist eine der seltensten Arten, neben der Geisterorchidee. Für diese hat mein Geld aber leider bisher nicht gereicht." Er zuckte mit den Schultern.

„Sie ist wunderschön... ebenso wie ihr Besitzer." Gabriel bemerkte die Röte seine Wangen aufsteigen. „Danke...", murmelte er leise, während er auf den Boden starrte. Er traute sich nicht, Ricardo anzuschauen, weil er ahnte, was er dort sehen würde. Und er ahnte ebenfalls, wohin dies führen könnte. Gern würde er Ricardo noch näherkommen, aber noch nicht jetzt. Das war ihm noch zu früh. Erst wollte er noch mehr Zeit mit ihm verbringen. So schnell ließ er nicht auf andere Menschen ein. Andererseits war der Drang, den anderen Mann zu berühren, fast übermenschlich. Er mahnte sich zur Ruhe, schloss kurz die Augen und nahm einen tiefen Atemzug.

Gabriel zeigte ihm noch seine anderen Schätzchen. Schmetterlings- und Dendrobium-Orchideen und noch einige andere Arten in den verschiedensten Farben. Und dann kamen sie an einer speziellen Sektion seiner Pflanzensammlung an. Gabriel spürte, wie der größere Mann, der hinter ihm stand, sich an ihn lehnte und schloss kurz genießend die Augen. „Was haben wir denn da? Das sind aber definitiv keine Orchideen", raunte Ricardo nah an seinem Ohr und erzeugte so eine ausgeprägte Gänsehaut auf Gabriels kompletten Körper.

„Das... das sind fleischfressende Pflanzen. D-dies hier ist eine Kannenpflanze. Hier, das ist ein Sonnentau und diese ist eine Schlauchpflanze. Die Venusfliegenfalle ist wohl die bekannteste Art." „Interessant..." Gabriel spürte eine Hand, die sich von hinten um seinen Bauch schlang und ihn näher an den Mann hinter ihn drückte. Er ließ es zu und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Federleichte Lippen fuhren gerade seinen Hals entlang, als die Türklingel, die ihr Essen ankündigte, sie unterbrach. Gabriel war enttäuscht und froh zugleich – und auch ärgerte er sich über sich selbst. Vielleicht sollte er einfach mal mutiger sein und etwas wagen? Verlegen blickte er den Dunkelhaarigen mit roten Wangen an, murmelte eine Entschuldigung und ging dann zur Tür.

Während des Essens und auch danach unterhielten sie sich miteinander. Ricardo erzählte auch mal etwas von sich, was Gabriel ungemein freute. Als er einige Male ein Gähnen nicht hatte unterdrücken können, verkündete sein Gast, sehr zu seinem Bedauern, dass er aufbrechen würde. „Wann sehen wir uns wieder?", fragte Gabriel hoffnungsvoll. Zu seiner Überraschung zog Ricardo ihn in eine kurze, aber innige Umarmung. „Morgen kann ich leider nicht. Aber wahrscheinlich übermorgen. Ich melde mich auf jeden Fall zeitnah bei dir." Lächelnd nickte Gabriel darauf und brachte ihn zur Tür.

Diese dunkelblauen Augen musterten ihn liebevoll, dann beugte Ricardo sich vor und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange, der Gabriel ein leises Seufzen entlockte und an seiner Selbstbeherrschung rüttelte. Nah blieb Ricardo vor ihm stehen, zögerte kurz, als schien er über etwas nachzudenken. Dann hob er seine Hand, legte sie an Gabriels Wange und strich mit dem Daumen sanft darüber. „Schlaf gut, mein Blumenjunge..." Damit drehte er sich um und stieg elegant die Treppen hinunter.

Wie paralysiert stand Gabriel noch im Türrahmen, als Ricardo bereits längst gegangen war. Immer wieder fuhr über seine Wange, als könnte er den Kuss und die anschließende Berührung so irgendwie einfangen und konservieren. In der Küche nahm er sein Handy vom Tisch und stellte fest, dass er mehrere Anrufe und Nachrichten von Anton hatte. Oh, war etwas passiert? Mit einem Seufzen wählte er dessen Nummer.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt