Kapitel 36 | Gabriel

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Kapitel 36 | Gabriel

Sie lagen zusammen auf der Couch, Gabriel auf Ricardos Brust

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Sie lagen zusammen auf der Couch, Gabriel auf Ricardos Brust. Überwältigt lauschte er diesem trägen Herzschlag. Dieser Rhythmus war so ungewöhnlich wie faszinierend. „Wenn es für unsereins so etwas wie einen Himmel gibt, dann bin ich gerade mittendrin." Während Ricardo das sagte, lächelte Gabriel selig. Langsam streichelten seine Finger über den Oberkörper des Mannes unter ihm, während seine Gedanken zu den Ereignissen und Enthüllungen der letzten Stunden wanderten.

Es gab Vampire und Werwölfe... Unglaublich. Sicher würde es noch einige Zeit dauern, bis er diese Information vollständig begriffen hatte. „Ist Mariella auch...?" „Ja, sie ist auch ein Vampir. Sie ist sogar mein Blutkind. Wir sind miteinander verbunden." Ganz tief in seinem Unterbewusstsein rief diese Tatsache Unbehagen in Gabriel hervor. „Was genau bedeutet das?" „Sie ist sozusagen mein Erbe. Meine rechte Hand. Wenn sie Anweisungen gibt, ist es, als ob ich selbst sprechen würde. Sie wurde durch mein Blut erschaffen. Wir sind verbunden im Geiste und in Gefühlen. Wir können uns aber voneinander abschotten, wenn der andere Privatsphäre benötigt. Und..."

Sie wurden von Ricardos Handy unterbrochen und Gabriel ahnte bereits, dass dies wieder bedeutete, dass er wegmusste. „Ja. Ja, ich weiß. Könnt ihr nicht...? Ja, gut, ich mache mich auf den Weg." Seufzend beendete der Dunkelhaarige das Gespräch und wandte sich dann an Gabriel. Dieser ergriff aber zuerst das Wort. „Es ist ok, du musst dich kümmern. Aber... ich weiß ja nicht, wie lange es dauern wird... aber vielleicht magst du danach wiederkommen?" „Hast du Angst? Elias ist bereits auf dem Weg hierher. Er ist einer meiner besten Männer und wird auf dich aufpassen." „Das ist sehr fürsorglich, danke. Aber darum geht es mir in erster Linie gar nicht", erwiderte Gabriel schmunzelnd.

Ricardos Gesicht erhellte sich und er zog ihn sanft an sich. „Ach, so ist das. Der Herr Blumenverkäufer kann nicht genug von meiner Anwesenheit bekommen, ja? Interessant..." Gabriel spürte, wie seine Wangen rot wurden und ebenso Ricardos Finger, die sanft darüber streichelten. „Davon werde ich nie genug bekommen..." Gabriel sah ihm in die dunkelblauen Augen und hauchte dem Vampir dann einen Kuss auf die Lippen. Schnell wurde dieser Kuss wieder hitziger, ließ seinen ganzen Körper in Wallung geraten. Noch nie hatte ein anderer Mensch so etwas in ihm auslösen können.

Ja, er hatte schon Erfahrung mit Frauen gemacht. Und mit Annabelle, hatte er gedacht, wäre der Sex ganz gut gewesen – zumindest der beste, den er bis dahin hatte. Aber Ricardo jetzt nur zu küssen und quasi unschuldig über dessen bekleideten Oberkörper zu streichen, löste bereits ein dermaßen heftiges Verlangen in ihm aus, dass er sich kaum zügeln konnte. Das passte überhaupt nicht zu ihn und war gar nicht seine Art. Er war sonst eher zurückhaltend, aber jetzt gerade... Unglaublich, wie schwer fiel es ihm, sich von Ricardo zu lösen. Dieser atmete ebenfalls tief ein und seine Augen glühten wie schwarze Kohlen. Offensichtlich war es für ihn genauso schwer, jetzt zu gehen, wie für Gabriel ihn gehen zu lassen.

„Ich sollte jetzt..." Gabriel nickte und geleitete ihn zur Tür. „Ah, Moment." Er ging zur Kommode, die in der Diele stand, und öffnete die mittlere Schublade. Er holte seine Zweitschlüssel heraus und reichte sie Ricardo. „Für nachher." Das Lächeln, was er dafür erhielt, war so liebevoll und gleichzeitig so lauernd, dass ihm leicht schwindelig wurde. Kurz hauchte der Vampir ihm noch einen Kuss auf den Mund und dann war dieser schon die Treppe herunter.

Regelrecht benommen setzte Gabriel sich auf die Couch. Noch immer war nicht bis in den letzten Winkel seines Hirns vorgedrungen, was heute passiert war. Gerade jetzt, alleine in seiner Wohnung, erschien ihm das Ganze noch unwirklicher. Doch dann fuhr er sich über die Lippen, roch an seinen Fingern und wusste doch, was los war. Er hatte schon einmal gelebt. Seine Seele war alt. Er war verliebt. In einen Vampir. In einem Vampir, der ihn schon sehr lange liebte.

Wie sollte das alles bloß weitergehen? Und was sollte er Anton erzählen? Zumindest glaubte er nicht, dass er die Wahrheit lange vor seinem Freund geheim halten konnte. Und eigentlich wollte er ihn auch nicht anlügen. War er, wenn er ein Leben mit Ricardo wollte, dann aber dazu verdammt, eine Lüge zu leben? Allen etwas vorzumachen?

Letztendlich schob er diese Gedanken erst einmal weit nach hinten und ging ins Bett. Erstaunlicherweise ließ der Schlaf nicht lange auf sich warten. Er träumte wieder von dem schwarzen Schiff, der Santa Maria. Zusammen stand er mit Ricardo an Deck und hielt seinen Kompass für die Navigation in der Hand. Der Vampir schlang seine Arme von hinten um ihm und streichelte über seinen Bauch, drückte ihn an sich. So gut fühlte sich das an, so geborgen und so richtig. Gabriel drängte sich von näher an den Mann hinter sich und erntete dafür ein Knurren. Ein ziemlich lautes Knurren. Gabriel schlug die Augen auf, starrte in die Dunkelheit seines Schlafzimmers und spürte Hände, die über seinen Körper streichelten.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt