Kapitel 31 | Ricardo Teil 1

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Kapitel 31 | Ricardo Teil 1

Es war ein Fehler und Ricardo wusste es

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Es war ein Fehler und Ricardo wusste es. Er ging sehenden Auges in eine Situation, die nur in einer Katastrophe enden musste. Und doch konnte und wollte er sich dieses eine Mal nicht von der Vernunft, sondern von seinem Herzen leiten lassen. Bereits im Wagen hatte er sich nicht mehr zurückhalten können. Er musste den sichtbar verlegenen und unsicheren Mann vor sich berühren. Er versuchte ihn mit seinen Sinnen zu beruhigen. Ihm ein gutes Gefühl zu geben, ohne ihn wirklich zu bezirzen. Er konnte den hämmernden Herzschlag seines Gegenübers in seinen Ohren dröhnen hören. Spürte den beschleunigten Puls, als er sachte über dessen Handrücken streichelte. Würde er jemals Normalität in dem Geräusch dieses schlagenden Herzens finden? Er hoffte inständig, dass dies niemals der Fall sein würde.

In dem Moment, wo Gabriel die Tür aufschloss, jagten die viel zu scharfen Sinne des Vampirs regelrecht durch dessen System. Alles, wirklich alles roch nach Gabriel! Die Einrichtung war so... ja, so typisch er, dass Ricardo innerlich amüsiert lachen musste. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, Salvador selbst hätte hier seine Hand im Spiel gehabt.

Und als Gabriel stammelte, ob Ricardo etwas essen oder trinken wolle, musste der Vampir für den Bruchteil einer Sekunde all seine Konzentration aufbringen, um dieses unbewusste Angebot auf menschliche Nahrung umzulenken. Er drehte sich erneut zu Gabriel, suchte dessen hektischen Blick und hielt ihn sachte mit seinen Augen fest. „Tee wäre schön." Und zumindest halbwegs verdaulich.

Wieder schlug der Dunkelblonde die Augen nieder und hastete in die angrenzende Küche. Der Vampir nutzte die Gelegenheit, um sich selbst etwas zu fangen und zu zügeln. Sein Blick glitt über die Orchideen, die sich auf der Fensterbank aufreiten. Er hatte sich nie wirklich mit diesen Blumen beschäftigt. Doch nachdem Gabriel seine Leidenschaft dafür bekundete hatte, war es für Ricardo eine regelrechte Passion geworden, sich im Internet über diese exotischen Schönheiten zu informieren.

Als der Florist mit den dampfenden Tassen zurückkam und die Blume, die Ricardo gerade betrachtet hatte, als sein Schmuckstück bezeichnete, speicherte er jede ihm gegebene Information in einem Winkel seines Hirns ab, in dem nur die wirklich wichtigen Dinge lagen. Besonders die Fakten über die Geisterorchidee, die Gabriel offensichtlich noch fehlte. Geld sollte den von ihm geliebten Menschen nie wieder von etwas abhalten, das sein Herz begehrte.

Wieder wurde der Florist unsicher, worauf Ricardo begriff, dass diese Unsicherheit offensichtlich nichts mit Angst oder Unwohlsein zu tun hatte. Gabriel war schlichtweg schüchtern. Etwas, das ihn von Salvador komplett unterschied. Der Vampir beschloss, ihn ein wenig zu führen. Sanft, aber bestimmt das Ruder zu übernehmen, wie jeder gute Kapitän, wenn sein Leutnant unsicher wurde.

Er trat hinter den warmen Körper des Menschen und sog unbemerkt dessen Duft tief ein. Er musste sich immer wieder daran erinnern zu atmen und dabei einen halbwegs normalen menschlichen Rhythmus vorzugeben. Er hatte sich gerade mit der Überflutung seiner Sinne abgefunden, als ihm klar wurde, wo Gabriel ihn hingeführt hatte. Die fleischfressenden Pflanzen. Gab es eine größere Ironie als diesen Moment? Diese Pflanzen waren den Vampiren so ähnlich. Sie betörten ihre Opfer, lockten sie in ihre Arme und dann...

Im letzten Moment begriff Ricardo, wie gefährlich Ablenkung in Gabriels Nähe war. Als er wieder zu sich kam, hatten sich seine Lippen bereits auf den lebenserhaltenen Strom am Hals des von ihm geliebten Menschen gelegt. Er spürte, wie schmerzhaft seine Fänge in seinem Zahnfleisch versuchten, sich ihren Weg nach draußen zu bahnen. Jede seiner Zellen hungerte nach diesem Mann in seinen Armen! Der Hölle sei Dank, wurden sie von der Klingel unterbrochen.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt