Kapitel 63 | Ricardo
Der Moment, als Gabriels Bewusstsein auf das des Vampirs reagierte, war etwas, das Ricardo wohl niemals in seiner Existenz vergessen würde. Wie damals bei Salvador, war es ein so warmes, freundliches Gefühl, so dass der Spanier die Augen schloss und sich der Empfindung einfach hingab.
*Habe ich dich gerade wirklich gehört?!* *Si, mi corazón.* Das Entsetzen, das Gabriels Venen durchflutete, wurde durch die sanfte und beruhigende Präsenz des Vampirs gedämpft. „Hab keine Furcht, mein Herz. " „Es... Es ist nur so..." „Neu", nickte Ricardo ruhig. „Du wirst dich daran gewöhnen. Versprochen." „War... War es mit Salvador... auch so?" „Zu Anfang? Oh ja, für beide von uns." *Für uns drei. Und es wäre nett, wenn ihr nicht so schreien würdet. Ich versuche hier gerade mich auszuruhen. Übrigens, hallo Brüderchen.*
Mariellas Stimme in Ricardos Bewusstsein ließ Gabriel zuerst irritiert blinzeln, bevor der alte Vampir leise lachte und die Augen rollte. *Geh zur Ruhe, Blutkind. Und Gabriel ist nicht dein Bruder!* Spürbare Verwunderung hallte von Mariellas Seite herüber, bevor sie Gabriels Geist abtastete. *Oh, mein Fehler. Stimmt, er lebt. Also... Ähm, Stiefpapa?* *Raus jetzt!* Lachend blockte Ricardo sie und widmete sich erneut dem sichtlich überforderten Menschen in seinen Armen.
Zärtlich tanzten seine Finger über Gabriels Schläfen, fuhren tiefer und streichelten über den Hals und die Brustmuskulatur. „Fühle in mich hinein. Lass dich von unserer Verbindung führen. Wie das rote Band der Ariadne." „Wie... Ich meine..." „Vertraue deinem Instinkt", flüsternd, lehnte Ricardo seine Stirn gegen die seines Gegenübers. *Fühle meine Liebe zu dir.*
Er öffnete seinen Geist und ließ Gabriel sehen, wie sehr er ihn liebte. Wie sehr er Salvador geliebt hatte und wie unendlich glücklich er war, dass er die Liebe seiner Existenz wieder in seinen Armen hielt. Wie eine warme, zärtliche Wolke, die seine Sinne umfing und sie streichelte.
Ein heiseres Keuchen entwich Gabriel. Ricardo konnte spüren, wie sich ein zögerlicher Fühler an ihrem Band entlang hangelte. Er half ihm, ermutigte ihn und als er schließlich zum Zentrum fand, umschmeichelte der Vampir die zarten Bande und glitt ebenfalls an ihnen entlang. Folgte dem Strang entlang in Gabriels Geist und erschauderte wohlig, als er dort ebenfalls die Liebe und Zuneigung fand, die er sich dort erhofft hatte.
Und noch etwas fand er. Etwas, das er niemals für möglich gehalten, oder gar zu hoffen gewagt hatte. In dem Moment, wo er zum Zentrum der Gefühle gelangte, erschien Salvadors Antlitz vor seinem geistigen Auge. Liebevoll fuhr das Andenken des Italieners über seine Seite des Verbundes, sandte ihm einen letzten Gruß und verschwand. Als habe Salvador nur auf diesen letzten Augenblick gewartet, um sich von Ricardo endgültig zu verabschieden.
„Bei allen Mächten...", hauchend, löste er die Verbindung und erhob sich in eine sitzende Position. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als würde es noch lebendig schlagen. Raste förmlich, als er die Hände ungläubig vor sein Gesicht hielt und die Augen schloss.
Warme, blutige Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln. Überwältigt von seinen Emotionen, in denen Gabriels Echo mitschwang, brauchte er einige Augenblicke, um sich zu sammeln. Momente, in denen Gabriel seine Hand hob und ihn an sich zog.
Gehalten von dem Menschen, den er seit so vielen Jahrhunderten liebte, ließ Ricardo sich gehen. Er umschlag Gabriel, legte sein Gesicht in dessen Halsbeuge und weinte die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte. Tränen der Freude, Tränen des Verlusts und Tränen der Dankbarkeit, dass er endlich Gnade gefunden hatte und neu anfangen durfte.
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Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)
RomanceDer Florist Gabriel lernt bei einem Auftrag für den Nachtclub Moonlit dessen ebenso mysteriösen wie auch attraktiven Inhaber Ricardo kennen. Auf eine Weise fühlt Gabriel sich extrem zu ihm hingezogen, aber irgendetwas scheint mit Ricardo nicht ganz...