Kapitel 17 | Ricardo

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Kapitel 17 | Ricardo

Nachdenklich saß der alte Vampir in seinem Empfangsbüro

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Nachdenklich saß der alte Vampir in seinem Empfangsbüro. Vor einer halben Stunde hatten die Lycaner das Moonlit, nach einer mehr als hitzigen Diskussion, verlassen. Natürlich, es ging um den Sohn des Alphawolfes, quasi den Prinzen des Rudels. Und auch wenn die Vertreter und Rudelmitglieder selbstverständlich nur ihren Prinzen sahen, wussten Samuel und Ricardo sehr genau, was noch für eine Gefahr im Hintergrund lauerte. Sie ahnten, dass der Blutfresser, wie er unter den Ältesten der Länder genannt wurde, nur darauf wartete, Ricardos Gebietsansprüche in Frage zu stellen. Doch hatte er als Ältester auch die Verantwortung für alle Wesen in seinem Bezirk. Die Balance musste einfach gewahrt werden.

Umso erleichterter war er gewesen, dass Samuel nicht vor Sorge völlig blind geworden war. Die beiden alten Veteranen des Krieges waren sich einig geworden, dass am Tag die Lycaner nach Valerian suchen würden und in der Nacht die Vampire. Würde der Jungwolf erneut in der Grenzregion morden, würde die jeweilige Partei, die gerade auf der Suche nach ihm war, eingreifen.

Schlimmstenfalls würde er sterben müssen. Die Sicherheit der Nachtwesen war höher einzuordnen, als das Leben eines einzelnen Erstwandlers. Auch wenn Ricardo sich aus tiefstem Herzen wünschte, dass sie den jungen Prinzen lebend und unverletzt fangen konnten. Der Vollmond war in zwei Tagen vorüber, sie hatten also nur noch zwei Nächte zu fürchten. Doch wusste jeder von ihnen, was ein einzelner rasender Werwolf in diesen Stunden anrichten konnte.

Mit den Fingerspitzen strich der Spanier über das Smartphone auf seinem Schreibtisch. Eine seltsame und doch zugleich unsagbar nützliche Erfindung dieses Jahrhunderts, die ihm wirklich Freude bereitete. Sie machte so vieles so viel einfacher.

Der Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Gabriel nun sein kleines Präsent erhalten haben müsste. Mariella hatte ihn zuerst irritiert angesehen und dann anschließend für verrückt erklärt. Wie konnte er eins der für ihn wertvollsten Erinnerungsstücke einfach an einem Menschen verschenken, der es nicht mal zu schätzen wissen würde?

Ricardo hatte ihr lediglich milde zugelächelt und ihr in die Augen gesehen. „Die Seele vergisst nicht, meine Schöne. Wenn das Fleisch auch vergeht und verwittert, die Seele bleibt auf ewig gleich." „Du und dein unerschütterlicher Glauben", hatte sie geseufzt, dann jedoch den kleinen Kompass genommen und den Auftrag ausgeführt.

Die Augen schließend, versank er erneut in der Zeit auf See. Die Tage nach Salvadors Ermordung waren damals in Spanien als Tage des Blutes bekannt geworden. Ricardo hatte furchtbare Rache genommen an den Seeleuten, welche die Santa Maria überfallen hatten. Kein Mann hatte überlebt. Auch nicht ihre Auftraggeber. Und auch wenn der Vampir bis heute glaubte, dass seine Königin geahnt hatte, dass er etwas mit diesem Schlachten zu tun hatte, so wurde es ihm gegenüber niemals erwähnt.

Nach einiger Zeit öffnet er seine Augen wieder, strich er über den kleinen Anhänger, den er schon so lange an einer goldenen Kette um seinen Hals trug, eine goldene Windrose, die Salvador damals in Málaga gekauft hatte. Sie war ein Geschenk gewesen, als Dank für dem Kompass, den Ricardo ihm damals hatte anfertigen lassen.

„Auf, dass du immer den Weg zurück zu mir findest", hatte er damals zu ihm gesagt. „Du bist mein Nordstern, niemals würde ich den Weg zu dir verlieren", hatte Ricardo ihm geantwortet. Es war eine der schönsten Nächte, die sie jemals miteinander verbracht hatten.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt