Kapitel 18 | Mariella

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Kapitel 18 | Mariella

„Anton, da bist du ja!" Die Rothaarige gluckste leise, als der junge Mann regelrecht hochsprang, so sehr schien er sich erschreckt zu haben

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„Anton, da bist du ja!" Die Rothaarige gluckste leise, als der junge Mann regelrecht hochsprang, so sehr schien er sich erschreckt zu haben. Irritiert blinzelnd schien er zunächst nach Worten zu suchen, bevor er sie endlich begrüßte. Sie musste gestehen, sie fand das irgendwie hinreißend erfrischend.

„Ich wollte mich für die Unterbrechung unseres netten Gespräches gestern Abend entschuldigen. Ich hoffe, du bist nicht zu nachtragend." Sie ließ den langen Augenaufschlag bewusst wirken und wusste sehr genau, dass sie den Dunkelhaarigen direkt wieder für sich eingenommen hatte.

„Vielleicht hast du ja Lust, den gestrigen Abend noch etwas... weiterzuführen? Sagen wir, in einem netten kleinen Restaurant?" Einen langen Moment schien Anton ihre Frage erst analysieren zu müssen, bevor er schließlich breit grinsend sagte: „Oh ja, sehr gern. Wie wäre es morgen? Ich kann morgen frei machen. Kann ich doch, Gabriel, oder?"

Der Angesprochene steckte den Kopf aus seinem Büro und sah erst Mariella und dann Anton kurz an und nickte seufzend. „Ich springe für dich ein", erklärte Emilia, was ihr ein warmes, sinnliches Lächeln der Vampirin einbrachte. „Eine exquisite Ergänzung für die Schönheit der Blumen in diesem Laden." Wieder wurde Emilia leicht rot, was Mariella mit einem koketten Schmunzeln kommentierte. Mit offenem Mund starrte der Blumenverkäufer zwischen den beiden Frauen hin und her.

Mariella wandte sich ihm wieder zu und hielt ihm eine Karte entgegen. „Ruf mich an, ich hole dich dann morgen ab. Au revoir, meine Süßen." Sie winkte kurz, nicht mehr als das leichte Beugen ihrer Fingerspitzen, und schwebte wieder zur Tür hinaus.

Travor neigte kurz seinen Kopf, als die Vampirin ihn bemerkte. Ein kurzes Lächeln glitt über ihre roten Lippen, bevor sie innerlich die Augen rollte. War ja klar, dass Ricardo seinen besten Tagwandler auf Gabriel ansetzte. Als ob der Köter am helllichten Tag in dieses Geschäft latschen und diesen Blumenkerl fressen würde.

Aber so war der alte Freibeuter nun mal. Wenn ihm etwas oder jemand wichtig war, gab es nichts, was er nicht für denjenigen tun würde. Im Extremfall sorgte er sogar dafür, dass man seinen ehemaligen Peiniger höchstpersönlich langsam ausbluten lassen konnte. Sultan hin oder her...

Ein düsteres Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als sie an den Moment zurückdachte, an dem der Sohn von Sultan Hasan Iben Hasam realisiert hatte, wer ihm den endgültigen Todesstoß versetzen würde. Sie hatte wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Schließlich war er noch ein Kind gewesen, als Ricardo sie aus der Schreckensherrschaft seines Vaters befreit hatte.

Das Wimmern und Flehen war wie Musik in ihren Ohren gewesen. Eine Melodie, geschrieben in Schmerz. Sie hatte keinen Tropfen des ihr verhassten Blutes zu sich genommen, stattdessen hatte sie zugesehen, wie der Lebenssaft dick und zäh aus dem fetten, verweichlichten Körper lief und den edlen Marmorboden bedeckte. Über die Leichen der Eunuchen und Soldaten steigend, hatte sie den Palast verlassen, der seit Kindesbeinen ihr Kerker gewesen war.

Ein letzter Blick zurück, dann hatte sie die große Öllampe am Eingang umgeworfen und zugesehen, wie die Flammen sich an den Wandteppichen und den Gemälden labten. Die Schreie der noch lebenden Wachen, die bei lebendigem Leibe elendig verbrannten, waren der krönende Abschluss ihrer Sinfonie. Die in dem Moment endete, als Ricardo sie an Bord des Schiffes empfing. Salvador hatte am Bug gestanden und das Feuer beobachtet. Sie wusste, er missbilligte diese Art der Rache, und doch hatte er sie verstanden. In der nächsten Nacht hatten sie sich geliebt, zu dritt. Sie hatten ihre Partnerschaft besiegelt.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt