Kapitel 31 | Ricardo Teil 2

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Kapitel 31 | Ricardo Teil 2

Kapitel 31 | Ricardo Teil 2

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„Erzähl mir etwas von dir." Diese freundliche, mit einem derart warmen und interessierten Lächeln ausgesprochene Aufforderung war herausfordernder, als Gabriel jemals ahnen konnte. Er konnte ihm jawohl schlecht die Wahrheit sagen. Zumindest derzeit noch nicht. „Ich komme aus Spanien. Meine Eltern starben leider, als ich noch sehr jung war, daher habe ich früh gelernt, auf mich selbst gestellt zu sein." *Was für eine herrliche Untertreibung. Meinen Schöpfer würde es amüsieren, das ist sicher.* „Ich habe ein paar Jahre auf See verbracht und diese dabei lieben gelernt. Sie ist wie eine Geliebte. Mal sanft, mal rau. Aber stets unzufrieden mit dir." Er lachte leise und bemerkte, dass Gabriel ihn genau beobachtete.

„Also..." „Ich schätze die Freiheit, mich nicht festlegen zu müssen. Das Einzige, das mich jemals an Ketten zu legen vermocht hat, war die Liebe. Und dabei spielt es keine Rolle, wie das Schloss des geliebten Wesens geartet ist." Plötzlich glühten die Augen seines Gegenübers regelrecht auf, worauf Ricardo nur sanft schmunzelte und den Kopf zur Seite neigte. „Und wenn ich ehrlich sein darf, Gabriel, deine Ketten um mein Herz werden immer enger."

Nun wurde der Florist wieder rot, was die Lippen des Vampirs zu einem entschuldigenden Lächeln verzog. Er lehnte sich etwas zurück und faltete die Hände zusammen. „Vor einigen Jahren ging ich schließlich endgültig an Land und beschloss, sesshaft zu werden. Mit dem Geld, was ich zusammengetragen hatte, kaufte ich mir ein paar heruntergekommene Etablissements und entschied, sie zu etwas Besonderem zu machen. Das Moonlit ist sozusagen meine Rose in dem bunten Strauß."

Der Abend wurde zur Nacht, und als Gabriel immer müder wurde, verabschiedete sich der Vampir höflich. Er versprach, sich zeitnah zu melden, denn wenn es nach ihm ging, würde er keine Minute mehr ohne diesen Menschen in seinen Armen verbringen. Zu gut hatte sich die zarten Berührungen angefühlt.

Zum Abschied streichelte er Gabriel noch einmal über den Arm und beschloss, seine eigenen Grenzen auszuweiten. Ganz vorsichtig beugte er sich vor und gab dem Floristen einen Kuss auf die Wange. Ließ seine Sinne von diesem herrlichen Gefühl überfluten, bevor er sich löste und ihn zärtlich seinen Blumenengel nannte. Und das war er. Ein Engel, auf den er schon viel zu lange verzichten musste. Die Treppe herunter hastend, ließ er sich auf den Rücksitz seines Wagens fallen und wies Paul an, ihn heim zu fahren. Nur um bereits ein paar Stunden später zutiefst zu bereuen, sich nicht einfach in Gabriels Armen gehen gelassen zu haben.

„Dir ist klar, dass das Krieg bedeuten kann, oder?" Marios kaum gezügeltes Fauchen ließ Ricardo mit den Fingerspitzen seine Nasenwurzel zusammendrücken. „Wir können nicht zulassen, dass diese verdammten Biester jetzt auch noch unsere Artgenossen töten! Sie provozieren Kämpfe direkt an der Grenze. Der Blutfresser wird sich das nicht mehr lange mitansehen, das musst du begreifen, Ricardo! Die Ältesten der Nebenbezirke sind nicht umsonst so besorgt."

„Marlon und Rahel werden den Teufel tun und sich hier blicken lassen. Sie wissen sehr genau, dass sie gegen mich keine großen Chancen hätten." „Und wenn sie sich mit dem Blutfresser zusammentun?" Der Gedanke daran jagte zuerst eiskalt den Rücken des Ältesten herunter, doch dann wurden seine Sinne misstrauisch.

Mariella schlug ihre Beine übereinander und musterte den vor ihr sitzenden Angestellten des Moonlit eindringlich. Nichts in ihrem Gesicht verriet, was sie dachte, oder was in ihrem Kopf vorging. Bis zu dem Moment, wo sie ihre Augen aufschlug, diese anschließend zu Schlitzen verengte und die drei Vampire vor sich ansah.

„Euch ist bewusst, dass mein Schöpfer und Herr eure Gedanken lesen kann?" „Er weiß, dass er uns vertrauen kann. Er hat geschworen, diese Gabe nie im Moonlit anzuwenden", knurrte Mario selbstsicher und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er weiß, wir stehen alle loyal zu ihm." Die Rothaarige strich eine Strähne hinter ihr rechtes Ohr und lehnte sich betont lässig in ihrem Sessel zurück.

In der nächsten Sekunde, noch bevor die Vampire die Bewegung wirklich wahrnehmen konnten, rollte Marios Kopf in einem Halbkreis, etwa einen Meter entfernt über den Boden. Sein Torso sackte auf dem Stuhl zur Seite und fiel mit einem dumpfen Geräusch herunter. „Noch jemand, der meinem Herrn ins Gesicht lügen möchte? Wo ist Valerian? Ihr habt zwanzig Sekunden."

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt