Kapitel 56 | Anton

358 44 5
                                    

Kapitel 56 | Anton

Eigentlich hatte er sich geschworen, dass, wenn er Mariella wiedersehen würde, er ihr die kalte Schulter zeigen würde

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Eigentlich hatte er sich geschworen, dass, wenn er Mariella wiedersehen würde, er ihr die kalte Schulter zeigen würde. Aber er konnte sich der Anziehungskraft dieser Frau – dieser Vampirin! – einfach nicht entziehen. In ihrer Gegenwart fühlte er sich einfach wie ein kleiner, unerfahrener Schuljunge. Das war für ihn einfach total ungewohnt.

Dass sie ihn gebissen hatte, das konnte er ihr nicht einfach so verzeihen. Es war ja nicht so, dass er vielleicht, eventuell, unter Umständen und wenn er vorher eine ausführliche Erklärung bekommen hätte, von sich aus dazu bereit gewesen wäre. Wenn er Ricardo richtig verstanden hatte, wäre es sicher nicht zu seinem Nachteil gewesen. Und wenn er ehrlich war, hatten ihn die Andeutungen des alten Vampirs schon neugierig gemacht.

Gebannt lauschte er Mariellas Erzählungen. Vor allem die über ihre Vergangenheit und Zeit als Mensch. Was für barbarische Zeiten es für sie gewesen sein mussten. Als Kind verkauft. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was sie in diesem Harem alles gesehen und vor allem erlebt haben musste. Jetzt verstand er besser, warum sie so war wie sie war. Selbstsicher. Dominant. Einnehmend. Unnahbar. All das trug sie wie einen Schutzwall vor sich her.

Wahrscheinlich waren auch nicht alle Erfahrungen, die sie nach der Zeit im Harem gemacht hatte, immer schön gewesen. Als Frau in so einer Welt, war es sicher nicht immer einfach gewesen und sie hatte sich ihren Status hart erarbeiten müssen. Anton nahm sich vor, sie beizeiten danach zu fragen. Aber erstmal lag im etwas anderes auf der Seele.

„Sag mal, warum hat jemand vorhin Gabriel als ,Quelle des Ältesten' bezeichnet? Was ist das wieder für ein Fetisch?" Die Rothaarige zog ihre Augenbrauen hoch und nahm einen Schluck ihres Cocktails. „Das solltest du besser deinen Freund fragen." „Habe ich. Der hatte aber auch keine Ahnung." „Mittlerweile wird er eingeweiht sein." „Aber kannst du es mir nicht trotzdem sagen? Ich mache mir doch nur Sorgen um ihm und es ist doch alles noch so neu für uns..." Mariella seufzte gespielt auf und rührte mit dem Strohhalm in ihrem Glas herum.

„Eigentlich sind deine Sorgen vollkommen überflüssig. Gabriel könnte nirgends sicherer sein als bei Ricardo. Glaub mir. Aber nun gut... Ricardo hat ihn mit seinem Blut markiert. Das schützt ihn vor An- und Übergriffen von anderen Vampiren. Niemand würde es wagen, der Quelle des Ältesten auch nur ein Haar zu krümmen, oder sich von ihr nähren zu wollen. Ein zusätzlicher Schutz quasi. Allerdings hat Ricardo ihm nicht viel seines Blutes gegeben. Der Effekt ist längst abgeklungen."

Mit immer größer werdenden Augen hatte er ihrer Erklärung gelauscht. „Er hat ihn als seinen Besitz gebrandmarkt? Ist das sein verdammter Ernst?" Anton war vom Barhocker aufgesprungen und Mariella hielt ihn an seinem Arm fest. „Setz dich wieder hin. Die Leute gucken schon." „Ach, werde ich gerade sondiert, ob ich mich als Snack eigne?" „Nein, du sitzt mit mir hier. Das würde sich niemand wagen. Beruhige dich. Für dich mag das alles etwas ungewöhnlich klingen, aber Ricardo würde niemals etwas tun, was Gabriel schaden würde, ganz im Gegenteil."

„Weißt du, ich habe bis vorhin den Verdacht gehabt, dass ihr hier sowas wie eine Sekte seid. So weit habe ich ja echt nicht daneben gelegen." Nun drehten sich wirklich alle zu ihnen um, als Mariellas lautes, glockenhelles Lachen durch den Raum schallte. „Das ist wirklich zu köstlich. Christian, hast du das gehört?" Der Barkeeper schmunzelte und sagte: „Na, komm, ich finde durchaus, dass er recht hat. So unähnlich ist das alles hier einer Sekte gar nicht." Triumphierend grinste Anton Mariella an und zwinkerte Christian verschwörerisch zu.

Die Vampirin lächelte ihn amüsiert und so gar nicht überheblich an, wie es sonst ihre Art war, und ließ ihn einen Entschluss fassen. Dieser war, seit dem Moment, in den sie ihm von ihrer Zeit als Mensch erzählt hatte, in ihm gereift. „Hast du Lust, mal mit mir auszugehen? So richtig, ins Theater vielleicht? Mir ist schon klar, dass das mit uns nicht so laufen wird wie mit Gab und Ricardo, keine Sorge. Aber ich dachte, vielleicht wäre es für dich mal eine nette Abwechslung, wenn du mal nicht als reines Sexobjekt gesehen wirst." Ein erstaunter Ausdruck hatte sich auf Mariellas Gesicht gelegt und sie schien zu überlegen.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt