Kapitel 02 | Gabriel

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Kapitel 02 | Gabriel

„So, das waren die letzten

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„So, das waren die letzten." „Alles klar, danke Ihnen." Gabriel verabschiedete den Lieferanten und schnappte sich dann die Kisten mit den Chrysanthemen. Das Lager seines Ladens war nun wieder gut gefüllt.

Mit dem Blumenhimmel hatte sich Gabriel seinen Lebenstraum erfüllt. Ein eigenes Geschäft, das er so führen konnte, wie er wollte, war schon immer alles gewesen, was er sich gewünscht hatte. In dem Laden, im dem er seine Ausbildung absolviert hatte, wurde wenig Wert auf seine Meinung gelegt. Wohl hatte er sich dort natürlich nicht gefühlt.

Auch in dem Betrieb, in den er nach seiner abgeschlossenen Ausbildung gewechselt war, wurde er nicht richtig glücklich. Zwischenmenschlich war dort zwar alles in Ordnung gewesen, aber ihm gefiel die eher konservative, ja regelrecht altbackene Ausrichtung nicht. Aber Gerda, die Inhaberin des Ladens, war ihm eine gute Freundin und Vertraute geworden. Selbst kinderlos, sah sie wohl in ihm sowas wie einen Ersatzsohn. Ermöglichte ihm sogar die Meisterschule, die er mit Auszeichnung abschloss.

Er selbst führte eher ein spartanisches Leben. Hatte nur eine kleine Wohnung, fuhr nie in den Urlaub und gönnte sich auch sonst eher wenig. Der einzige Luxus war seine kleine Orchideen-Sammlung, sein ganzer Stolz. Mit Hingabe hegte und pflegte er seine Schätze.

Hin und wieder ging er mit seinen Freunden, die er fast alle noch aus der Schulzeit kannte, aus. Bei einem dieser Treffen lernte er Annabelle kennen. Für sie war es Liebe auf den ersten Blick. Gabriel jedoch, der grundsätzlich lange brauchte, bevor er sich Menschen öffnete, fühlte sich von der quirligen Blondine anfangs regelrecht überfahren. Später sorgte sie aber dafür, dass er auch mal aus sich herauskam. Doch schon recht schnell kam der erste Streit – es ging um Geld. Annabelle hielt ihn für einen Geizhals. Dass er für seinen Traum, einen eigenen Laden, sparte, verstand sie nicht.

Immer wieder hatten sie sich deshalb in den Haaren. Bis Annabelle ihn vor einem halben Jahr, es war ein Donnerstag, verließ. Insgeheim hatte er mit diesem Schritt schon früher gerechnet. Aber wahrscheinlich war es einfach Schicksal. Denn am gleichen Tag starb Gerda – und vererbte ihm den Laden.

Den Laden, in den er gerade zurückging. Einige Zeit hatte er gehadert, aber ihn dann doch umbenannt und auch – endlich – die Ausrichtung an die heutige Zeit angepasst. Hatte er zwar hin und wieder ein etwas schlechtes Gewissen, da es doch Gerdas Vermächtnis an ihn war. Aber oft hatten sie darüber gesprochen, was er anders machen würde, so dass ihr, als sie ihm den Laden vermachte, klar gewesen sein muss, dass diese Änderungen über kurz oder lang umgesetzt würden. Und durch sein Erspartes hatte er mehr Möglichkeiten, als er je zu hoffen gewagt hatte.

Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich bereits einen Namen gemacht. Seine ungewöhnlichen Kreationen mit Boho-Schick fanden sowohl bei Privatkunden als auch bei großen Events begeisterten Anklang. Besonders seine ebenso ausgefallene wie geschmackvolle Trauerfloristik war mittlerweile weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt. Tatsächlich hatte er sogar bereits Bestellungen aus den Niederlanden und Frankreich erhalten, die ihn sehr stolz gemacht hatten.

Gabriel arbeitete gerade an einem Gesteck für eine Beerdigung, die morgen stattfand, als das Telefon klingelte. „Anton, kannst du dran gehen?" „Ich habe gerade Kundschaft." Anton war der einzige Angestellte im Laden. Er hatte bei Gerda die Ausbildung gemacht und war danach übernommen worden. Auch war er für Gabriel ein guter Freund geworden. Wenn die Auftragsbücher weiter so gut gefüllt wurden, musste er über eine weitere Stelle nachdenken. Er musste beizeiten mit Anton darüber sprechen.

Das hartnäckige Schrillen des Telefons ließ ihn sich aus seinen Gedanken reißen und zum Tisch im Flur schreiten. „Einen wunderschönen guten Tag im Blumenhimmel. Sie sprechen mit Gabriel Engelsberger. Was kann ich für Sie tun?" „Gabriel, wie einer der Erzengel. Interessant." Stille. Gabriel wollte gerade schon fast auflegen, fühlte er sich doch ziemlich unbehaglich bei diesem „Gespräch". „Ricardo del Mar vom Moonlit. Ich würde gerne Ihre Dienste in Anspruch nehmen." Dienste... Gabriel schluckte und wartete darauf, dass der Anrufer weitersprach. Diese Stimme sorgte für ein Pickeln auf seiner Haut.

„Samstag in zwei Wochen findet eine exklusive Party im Moonlit statt. Sie kennen das Moonlit?" Natürlich kannte er das Moonlit. Der exklusivste Club der Stadt. Ohne persönliche Einladung kam man dort nicht hinein. Und die dortigen Partys waren legendär. Gabriel nickte, bevor ihm klar wurde, dass sein Gesprächspartner ihn ja nicht sehen konnte. „J-ja, ich kenne das Moonlit." „Sehr schön. Dann hätten Sie sicher nichts dagegen, heute Abend vorbeizukommen und sich die Location anzusehen, nicht wahr? So gegen zwanzig Uhr?" Wieder nickte Gabriel erst. „Z-zwanzig Uhr. Ist notiert." Er wartete auf eine Erwiderung, aber die Leitung war bereits tot.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt