Kapitel 15 | Mariella

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Kapitel 15 | Mariella

Mariella spürte die Trauer und die Unruhe ihres Schöpfers und versuchte alles, um ihn irgendwie abzuschotten

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Mariella spürte die Trauer und die Unruhe ihres Schöpfers und versuchte alles, um ihn irgendwie abzuschotten. Der gestrige Abend hatte sie sehr erschöpft und noch immer hing ihr der Nachgeschmack dieser Blutkonserve hinterher. Zwar besser als nichts, aber nun ja.

Warum, um alles in der Welt, hatte sie diesen kleinen Leckerbissen – Wie hieß er noch? Ach ja, Anton – nicht einfach auf einen kleinen Trunk eingeladen? Er hätte den Sex seines Lebens gehabt, sie eine kleine Mahlzeit. Eine klassische Win-Win Situation. Und abgeneigt schien der Kleine ja nicht wirklich gewesen zu sein.

Sie hatte ihn gemocht, irgendwie. So niedlich... Und so naiv und süß. Das wäre lustig geworden. Sie mochte Männer, die ihre Machoader nicht so raushängen ließen und dachten, dass ihr maskulines Gehabe ihnen mehr Frauen ins Bett brachte. Natürlich gab es auch die normalen, netten Männer. Aber die langweilten sie schnell. Sie wollte Spaß, ein bisschen flirten, ein bisschen Sex, vielleicht sogar für ein paar Wochen. Doch dann...

Die Männer in ihrem Leben waren immer sehr besitzergreifend gewesen. Man hatte sie immer als Eigentum angesehen. Erst Ricardo hatte diese Spirale von Sex, Gewalt und Besitz unterbrochen. Wahrscheinlich war auch das einer der Gründe, weshalb sie ihm bis zu ihrem letzten nicht nötigen Atemzug loyal gegenüber sein würde.

Er hatte sie geliebt, nicht genommen. Hatte sie beschützt, nicht eingesperrt. Sie hatte einen eigenen Willen und durfte in seinem Namen Befehle erteilen, ohne dass er sie hinterfragte. Natürlich, er war ihr Schöpfer, ihr Meister. Er korrigierte sie, wenn sie über die Stränge schlug. Doch niemals war er grob zu ihr oder gar strafend.

Sie hatte in Ricardos Geist gesehen, wie sein Schöpfer mit ihm umgegangen war. Doch so sehr sie sich vor dieser Behandlung gefürchtet hatte, so wenig hatte Ricardo jemals ein solches Verhalten an den Tag gelegt. Niemals hatte er sie zu etwas gezwungen, und sie wusste, er würde es auch niemals tun.

Das gab ihr die Sicherheit und die Freiheit, die sie sich zu ihren Lebzeiten immer gewünscht hatte. Sklavinnen träumen nicht von der Freiheit, sie fürchten sie. Das war es, was man ihr im Harem damals immer eingebläut hatte.

Heute wusste sie es besser. „Furcht macht Freiheit zur Sklaverei" lautete nun ihr Lebensmotto. Und das lebte sie nur allzu gern aus. Vielleicht würde Travor ja herausfinden können, wo ihr kleiner Leckerbissen lebte. So ein oder zwei Abende konnte sie sich schon noch mit ihm vorstellen.

Sie spürte Ricardos Nachdenklichkeit und warf einen Blick auf das Schiff, das noch immer am Rande der Tanzfläche stand. Ein großes Bündel der wunderschönen schwarzen und roten Rosen hatte sie für sich verwahrt und in einer Vase auf der Bar aufstellen lassen.

Schmunzelnd griff sie nach eine der roten Blumen und roch daran. Spielerisch ließ sie ihre Finger über die zarten Blüten gleiten, fuhr über die Dornen und stach sich. Der Anblick des dickflüssigen roten Tropfens kräuselte ihre Lippen zu einem Lächeln. Blut war Leben, Leben war Blut. Und für den Besuch der Köter brauchte sie ganz dringend eine Stärkung, sonst würde sie nicht garantieren können, dass sie so ruhig und besonnen sein würde, wie Ricardo es von ihr erwartete.

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt