Kapitel 55 | Mariella

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Kapitel 55 | Mariella

„Und jetzt? Verdrehst du mir wieder den Kopf und saugst mich dann aus?" Mariellas Lächeln bekam einen verlegenen Ausdruck

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„Und jetzt? Verdrehst du mir wieder den Kopf und saugst mich dann aus?" Mariellas Lächeln bekam einen verlegenen Ausdruck. Sie senkte den Kopf etwas, sah Anton schließlich von diesem Punkt aus an und seufzte leise. Der spielerische Zug um ihre Augen hatte sich verflüchtigt, was Anton irritiert wahrnahm.

Sie zuckte leicht mit den Schultern und flüsterte: „Dir ist bewusst, dass du ebenso davon profitiert hast wie ich?" „Du hast mich gebissen! Du hast mich ausgesaugt, wie... wie eine Zitrone nach einem Tequilla!" „Oh, jetzt werd mal nicht überdramatisch", lachte sie leise und lehnte sich etwas zurück, um den Dunkelhaarigen vollends ansehen zu können.

„Du tust ja gerade so, als hätte ich dich zu irgendetwas gezwungen." „Du hast ungefragt mein Blut genommen!" „Schätzchen, du hattest Sex. Wahrscheinlich den besten, den du jemals hattest. Also hör auf zu jammern." Ihr leicht amüsierter, jedoch ehrlicher Tonfall ließ Anton die Stirn runzeln. Als er nicht wie üblich zurückfeuerte, suchte sie wieder seinen Blick.

„Willst du es bestreiten?" „Ich weiß nicht mal mehr viel davon!", zischte er, worauf nun die Rothaarige ihre Stirn runzelte. „Oh... Nun, was soll ich sagen? Tut mir leid? Würde dir das helfen?" Das trotzige Schnauben auf den Lippen des jungen Mannes ließ Mariella nun wärmer lächeln „Nun, es tut mir wirklich leid", versicherte sie ehrlicher. „So war das wirklich nicht geplant." „Und was war geplant?"

„Ach, Schätzchen." Sie kicherte sanft und streichelte kurz über seine Hand. „Wir hatten Spaß. Und das war auch genau das Ziel. Du bist süß und ich wollte dich. Du hast zwar eine große Klappe, aber ich hätte nicht erwartet, dass du einer von den Menschen bist, die ein Problem damit haben, dass eine Frau mal das Heft in die Hand nimmt." „Das Heft in die Hand nehmen, hm?" Er wiederholte ihren Satz mit erotischem Unterton, worauf Mariellas Lippen sich amüsiert schürzten.

„Darf ich euch was bringen?", schmunzelte Christian und warf Mariella einen flirtenden Blick zu. „Ich bekomme einen Sex on the beach, Sweety. Und du?" Anton schluckte hart. „Klingt gut..." „Bis auf den Sand überall", kommentierte der Barkeeper trocken und machte sich ans Werk.

„Dann... Ich meine... Ricardo nannte dich sein, Blutkind." Sie nickte bestätigend und nahm einen kleinen Schluck von dem Cocktail, den Christian gerade abgestellt hatte. „Dann bist du sowas wie... wie seine Sklavin?" Das glockenhelle Lachen der Vampirin hallte durch die noch nicht vollends gefüllte Halle des Clubs. „Seine bitte was? Oh mein Gott!" Sie gluckste erneut und rollte dann mit den Augen. „Nein, Süßer. Nichts, wirklich gar nichts, könnte weiter weg von der Realität liegen als das." „Naja, in den Filmen und Legenden..."

Nun wurde Mariella sehr ernst, als sie Antons Blick auffing und ihn erwiderte. „Anton, vergiss 99 Prozent von dem, was du in irgendwelchen Filmen oder Legenden gesehen oder gehört hast. Die einzigen Dinge, die wahr sind, sind die Sonnenempfindlichkeit für Jungblüter und der Durst nach Blut. Aber, und das darfst du bitte nie vergessen, wir leeren keine Menschen, um uns zu ernähren. Und nein, ein Blutkuss macht noch lange keinen Vampir. Also keine Sorge, dir wachsen keine Fänge, nur weil ich von dir genascht habe." Ihr Gegenüber schien das einige Augenblicke erstmal sacken lassen zu müssen. Er nippte an seinem Cocktail und räusperte sich schließlich.

„Wie bist du... Ich meine, was bist du...?" Ein langgezogenes Seufzen begleitete den Moment, in dem Mariella sich an die Bar drehte und mit dem Schirmchen in ihrem Getränk herumrührte. „Was willst du wissen? Die Wahrheit oder die Show?" „Wie wäre es mit der Wahrheit?", fragte Anton und als Mariella ihn ansah, bemerkte sie ehrliches Interesse in seinen Augen.

„Ich bin eine unbedeutende Prinzessin eines unbedeutenden Fürsten, der aber über ein sehr fruchtbares Land herrschte. Der Sultan hat mehrfach versucht, es zu erobern und ist jedes Mal kläglich gescheitert. Um dem Krieg ein Ende zu setzen und das Bündnis zu besiegeln, hat mein Vater mich als Kind in den Harem gegeben, als die was weiß ich wievielte Ehefrau des fetten widerlichen Bastards mit der Krone." „Als... Kind?", schnappte Anton heiser, worauf Mariellas Blick ihm offensichtlich alles sagte, was er wissen musste. Erschaudernd nahm er einen großen Schluck und wartete darauf, dass sie weitersprach.

„Nun, irgendwann verlor der Sultan immer mehr seiner Sklavenschiffe an den Schwarzen Schatten der Meere. Der Schatten enterte die Schiffe und ließ die Menschen in der nächsten größeren Stadt frei. Einige von ihnen blieben lieber an Bord, oder sammelten sich in Ländereien, die ihm gehörten. Niemand wusste genau, was es mit dem mysteriösen, bleichen Mann und seinem Begleiter auf sich hatte. Mysterien gab es, doch niemand kam auch nur annähernd an die Wahrheit heran."

Ein verträumtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie den Rest des Cocktails in einem Zug leerte und den nächsten orderte. „Irgendwann einfach nur noch verzweifelt, beging der Sultan den Fehler und bot mich dem Schwarzen Schatten als Pfand an, wenn er im Gegenzug dafür die Schiffe in Ruhe lassen würde." „Lass mich raten, er hat abgelehnt?" „Oh nein, tatsächlich hat er angenommen! Ich wurde ihm überstellt, und er nahm mich in seine Obhut, bis ich alt genug war." „Alt genug für was?"

Die grünen Augen der Rothaarigen glühten wie Smaragde auf, als sie sich Anton nun wieder zuwandte. „Rache zu nehmen. Er gab mir die Macht und die Stärke, mich an all jenen zu rächen, die sich jahrelang an mir vergangen hatten. Und ich habe jede einzelne Sekunde davon genossen." Schluckend nippte Anton erneut an dem Drink und murmelte schließlich, dass das wohl nicht ganz unberechtigt gewesen war, worauf Mariella die Lippen wieder schürzte.

„Niemand in den Diensten des Schwarzen Schattens ist in seinen Diensten, weil er es sein muss. Jeder Einzelne hat seine eigene Geschichte. Viele von den Vampiren, die ihn umgeben, sind ehemalige Sklaven oder Schöpferlose, die er aufgenommen hat. Das ist auch der Grund, weshalb jeder Einzelne hier für ihn sein Leben geben würde. Spätestens nach dem großen Krieg der Nacht, in dem er es geschafft hat, Lycaner und Vampire in den großen Frieden zu führen. Ein Frieden, der gerade auf sehr wackeligen Beinen steht."

Echoes Of The Past (Moonlit Universe Part I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt