115: Guilt

531 47 15
                                    

Die nächsten paar Minuten nahm ich nur wie durch einen Schleier wahr. Ich war nicht wirklich anwesend, es war mehr als wäre ich eine unbeteiligte Beobachterin. Ich bemerkte wie Rose mich hochhob und mich so zu mir nach Hause trug, als ich nicht aufstand und nur immer wieder diesen einen Satz murmelte. Eigentlich wollte ich mich dagegen wehren und selber laufen, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen. Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich hatte fast keine Kontrolle über meinen Körper und konnte mich einfach nicht dazu überwinden, selber aufzustehen. Auch wenn es peinlich war, aber ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, dass Jasons Tod und sein ewiges Leiden meine Schuld war. Dieser Satz hatte sich in meinem Kopf verankert und ich wurde ihn einfach nicht mehr los. Es war nicht das erste Mal, dass ich die Schuld am Tod von jemandem trug, doch noch nie hatte ich mich deswegen so furchtbar gefühlt. Ich fühlte mich, als wären all meine Empfindungen auf magische Weise verstärkt, nur dass ich nur die negativen wahrnehmen konnte. Angst. Trauer. Wut. Und Schuld. Die Schuld war am schlimmsten. Denn ich war daran Schuld, dass sein Leben beendet wurde und er auf ewig würde leiden müssen. Und obwohl ich ihn eigentlich nicht einmal gemocht hatte, fühlte sich dieses Wissen grauenhaft an.

Sobald wir im Mikaelson-Anwesen ankamen, rannte Nik uns entgegen und ich fand mich kurz darauf in seinen Armen wieder. Aber das war mir im Moment auch egal, solange sich der Großteil meines Verstandes immer noch ausschließlich damit beschäftigte, was ich getan hatte.

"Was ist passiert? Was hast du mit ihr gemacht?", fragte mein Bruder meine beste Freundin aufgebracht. Ein kleiner Teil von mir wollte dazischengehen und sie verteidigen, es war schließlich nicht ihre Schuld, sondern ganz allein meine. Aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen.

"Ich habe überhaupt nichts getan! Sie ist meine beste Freundin, niemals würde ich ihr so etwas antun. Mary wollte unbedingt zu Jasons Wohnung, warum auch immer, und als wir dann da waren, ist sie aus irgendeinem Grund zu seinem toten Körper gegangen. Ich habe mir nichts dabei gedacht, schließlich war es verständlich, dass sie ihn sich näher ansehen wollte. Auch wenn der Anblick von ihm, wie du ihn zurückgelassen hast, ziemlich widerlich war. Naja, jedenfalls hat sie ihn dann berührt und ist plötzlich ohnmächtig geworden. Als sie dann nach ein paar Minuten wieder aufgewacht ist, hat sie nur gesagt, dass sie Jasons Tod miterlebt hat und jetzt ihre Seele mit seiner verbunden ist, sodass sie ihn sehen und mit ihm reden kann. Das war dann auch schon das letzte, was sie normal zu mir sagen konnte, seitdem wiederholt sie nur noch diesen einen Satz. Es sei ihre Schuld... Völliger Schwachsinn. Irgendetwas ist mit ihr passiert, jemand muss sie verzaubert haben. Das kann nur ein Fluch sein, normalerweise würde Mary so etwas doch nie tun.", erklärte Rose und ich war erleichtert, dass ich ihr wenigstens wieder zuhören konnte, auch wenn meine Kraft noch nicht wieder ausreichte, etwas dazu zu sagen.

Nik trug mich ohne zu antworten - jedenfalls habe ich keine gehört - in unser Wohnzimmer und legte mich dort auf unser Sofa. Ich hörte auf, meine Schuldzuweisung vor mich hin zu murmeln, als ich die weichen Kissen berührte und schloss die Augen.

Ich fühlte mich einfach nur furchtbar, so schlecht ging es mir schon lange nicht mehr. Das letzte Mal war ich vermutlich in einer ähnlichen Verfassung, als meine Adoptiveltern vor meinen Augen gestorben waren, und das war schon acht Jahre her. Auch damals war ich Schuld an ihrem Tod gewesen...
Und mit diesem Gedanken und dem Wissen, dass ich das alles niemals wieder gut machen könnte, schlief ich auf der Couch ein.

My new life in New Orleans - The Vampire Diaries and The Originals FF (TVD/TO)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt