Kapitel 9

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"Ich wusste gar nicht, dass du hier bist.", sagte er amüsiert.
Sein Körper war so verdammt schön, wie ich erwartet hatte. Muskeln überall, keine Stelle war nicht trainiert.
Abby, du musst wegschauen!
"Der König sagt, dass das hier auch mein Zimmer ist."
"Herzlich willkommen.", murmelte er sarkastisch.
"Warst du auch so nett zu Eleonore?" Ich wusste ganz genau, dass ich ihn damit provozierte, aber ich durfte jetzt nicht einknicken.
"Nein, sie war ja auch eine anständige Dame und wusste wie man sich verhält."
"Heißt so viel wie... sie hat alles getan was ihr verlangt habt?"
"Genau. Aber keine Sorge, dass wirst du auch noch."

Er drehte mir den Rücken zu und das verschaffte mir einen Blick auf seinen schönen Körper von hinten, den breiten Schultern und den fein definierten Zügen seiner Muskeln. Aber dann fiel mir auf, dass er an seinem Schrank war und sich etwas zu anziehen suchte. Würde er sich komplett vor mir entblößen?
Wieso wurde ich auf einmal so panisch? Abby, bleib stark.
Ich musste cool bleiben. Relaxed sein.
Dieser Mann durfte mich nicht aus der Fassung bringen.
Das Negligé fühlte sich Extrems weich auf der Haut an, lag wohl an der teuren Seide. Es war schwarz und schimmerte etwas ins Rötliche. Er hatte wohl kein Problem damit sich zu entblößen und mir blieb nichts anderes übrig als wegzuschauen.
„Sehr respektvoll.", sagte er, worauf ich nichts erwiderte.
Ich hoffte er würde mein Herz nicht hören, das wie wild klopfte. Aber da erlosch er schweigend seine Nachttischlampe und ich hörte dann auch seine Decke rascheln.
Nur nach einigen Sekunden spürte ich seinen Finger an meinem Nacken und wie er mich sachte berührte.
Das war brutal. Ich war an sämtlichen Körperstellen vollkommen erregt nur von dieser kleinen Bewegung.
"Nimm deine Pfoten von mir.", zischte ich.
"Und wenn ich nicht will?"
"Dann beiße ich dir deine verdammte Kehle auf, sodass du an deinem Blut erstickst."
"Wow, meine Lady, du bist aber brutal."
Dann stockte ich, denn er war so nah an meinem Körper. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Nacken, und ich spürte dann eine Hand an meiner Taille, die dann immer weiter runter ging.

Ich musste es verhindern. Egal wie sehr ich mich danach sehnte weiter von ihm berührt zu werden, ich musste es auf der Stelle beenden, bevor es zu spät war. Also schlug ich seine Hand weg und stand auf.
Ich setzte mich auf die Couch vor dem Bett und schaute ihm tief in die Augen.
"Vergiss es.", sagte ich. "Ich werde nicht mit dir schlafen."
"Doch, das wirst du.", sagte er. "Muss nicht heute Nacht sein. Auch nicht morgen. Aber wir es wird noch passieren."
Dann rückte er wieder zu seiner Seite des Betts und drehte mir den Rücken zu. Ich blieb noch lange auf der Couch sitzen, bis ich hörte, dass er eingeschlafen ist.
Langsam und leise schlich ich zu ihm rüber um mir sicher zu gehen, dass er auch wirklich schlief. Er sah so friedlich aus, wenn er nicht arrogant um sich herumschaute. Und so verdammt schön.
Aber das war's auch schon.
Er wollte, dass ich eine Eroberung von ihm werde, obwohl er gar keine Gefühle für mich hegt.
Und das würde nicht passieren.
Egal was er behaupten würde, ich schwor mir nie mit dem Kerl zu schlafen.

Das grelle Sonnenlicht weckte mich. Man hätte die Gardinen hier zu ziehen müssen. Ich öffnete meine Augen und wunderte mich, nicht auf Zeitungen und ein paar Decken zu liegen, sondern in einem weichen und riesigen Bett.
Und dann fiel mir alles wieder ein.
Entführung, König, Palast, England, Paul.
Schlagartig riss ich meine Augen auf und war geschockt.
Es muss ein Reflex gewesen sein.
Zu Hause habe ich mich immer an Curtis gekuschelt, da es nachts so kalt wurde. Ich tat es an jedem Tag, deswegen war es eine Angewohnheit.
Genau wie jetzt.
Ich stand auf und sah, dass ich in Pauls Armen lag, während er noch tief und fest schlief. Vorsichtig versuchte ich mich von ihm zu lösen, damit er nicht aufsteht.
Und ich schaffte es erfolgreich. Puh, das war knapp an einer peinlichen Situation vorbei.
Ich stand auf und ging ans Fenster, um die schöne Aussicht zu begutachten. Es war ein schöner Blick auf den Garten. So schön, dass ich darin versunken war, und Paul nicht mitbekam.
Er stand direkt hinter mir und packte mich um meine Hüfte. Dabei spürte ich seine warmen Hände auch auf meiner Haut, doch ich schlug sie sofort weg.
"Fass mich nicht an!"
"Entschuldige, aber der Anblick war einfach viel zu verlockend."
"Entschuldigung nicht angenommen."
"Hab ich auch nicht erwartet."
Er ging dann ins Bad. Solange bis er sich fertig machte, schlüpfte ich in einen großen Bademantel, dieser alles an mir bedeckte. Es dauerte nicht lange bis Paul komplett angezogen, in seinem Anzug und perfekten Haaren das Zimmer verließ.
Dann betätigte ich die Klingel in der Hoffnung, dass Mona kommen würde.
Und allerdings, sie erschien.
"Guten Morgen.", sagte sie munter.
"Morgen.", antwortete ich dann weniger munter.
"Alles in Ordnung?"
"Ja.", dann lächelte ich sie an. "Der Prinz ist anstrengender als schreiende Babys, aber sonst ist alles cool."
Mona schaute mich bemitleidend an. "Du wirst das schon durchstehen. Ich bin mir sicher, er hat Respekt vor dir."
Respekt? Er berührte mich, beleidigte mich und ging auf meine Drohungen nicht ein, also nein, er hatte keinerlei Respekt vor mir.
"Vielleicht.", antwortete ich nur mit einem Schulterzucken. "Weißt du was heute für mich ansteht?"
"Du gehst jetzt mit dem König, der Königin und dem Prinzen frühstücken und dann hast du Unterricht."
"Ätzend. Habe ich irgendwann Freiraum? Kann ich dann mit dir nähen kommen?"
Sie lächelte mich an. "Wäre super."
Obwohl ich daran denken musste, dass die Leute hier ganz und gar nicht davon begeistert waren, mich in dieser Kammer zu finden. Sie haben ja buchstäblich die Tür eingetreten.
"Heute wirst du ein sommerliches Kleid tragen. Ihr werdet draußen beim Sonnenschein frühstücken."
"Yeay", murmelte ich entgeistert.
"Ach komm schon, das wird sicher schön!"
Ich erwiderte ihr aufmunterndes Lächeln und folgte ihr zum begehbaren Kleiderschrank.
Sie frisierte meine Haare zu einer schlichten Hochsteck Frisur und dann erklärte sie mich für 'bereit'.
Als die Tür sich öffnete, dachte ich ein Wachmann würde mich wieder abholen, aber es war Paul der eintrat. Mona vernarrte und knickste ehrfürchtig.
"Bist du fertig?", fragte Paul in meine Richtung.
"Ja, wenn du draußen bist", antwortete ich.
Paul hob eine Braue und schaute mich kritisch an. "Wir füttern dich hier mit dem besten Essen, und das ist dein Dank? Unhöflich zu sein?
"Ich wäre lieber zu Hause als von euch gefüttert zu werden."
"Eleonore, zügle deine Zunge!"
"Paul, geh jetzt endlich raus!"
Er gab sich geschlagen und ging Richtung Türe. Bevor er aber die Klinke runter drückte drehte er sich noch mal zu mir um.
"Das wirst du noch bereuen."
Als er dann rausging seufzte ich. "Und das die ganze Zeit, Mona. Ich muss ihn die ganze Zeit ertragen."
"Das schaffst du schon. Und jetzt my Lady, geht es zum Essenssaal, du hast sicherlich Hunger."

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt