Kapitel 30

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"Welche Bildung macht nicht intelligenter?", Daisy wartete ein paar Sekunden und als keiner von Paul und mir ihr antwortete fuhr sie fort. "Einbildung!", rief sie dann begeistert und kicherte.
Diesen heißen Tee wollte ich ihr ins Gesicht schütten. Dann würde dieses lächerliche Gekicher über diese echt lahmen Wortspiele aufhören.
"Ich habe noch einen guten.", sagte sie belustigt. Und diesen Satz hat sie jetzt bestimmt schon hundert mal gesagt. "Welche Bisse haben Kerne?"
"Sagen Sie es mir.", erwiderte Paul.
"Kürbisse!" Gott war das fremdschämend.
Beide lachten und dann schaute Paul mich an. "Findest du das nicht lustig, meine Teuerste?"
"Doch, doch, aber ich bin gerade nicht in Stimmung, entschuldigt."
"Es hieß, dass Eleonore ein Sinn für schwarzen Humor und Satire hätte.", sagte Daisy. Ich schaute sie an und lächelte. "Ja, hören Sie zu, ich hab einen guten Witz. Treffen sich zwei Piloten. 130 Tote." Neben mir musste Paul sich ein Lachen verkneifen. Nur Daisy schaute mich unsicher an. "Bedaure, das fand ich nicht so lustig."

"Schwarzer Humor nutzen laut Studien auch nur intelligente Menschen.", sagte ich.
Sie lächelte mich gezwungener Maßen an. "Also behaupten Sie von sich, dass sie intelligent sind?"
"Intelligent genug um mir genau auszusuchen, wer meine Feinde sind. Ein Kaninchen geht nicht freiwillig in das Territorium eines Fuchses."
Ich habe genau gesehen wie sie geschluckt hat. Vielleicht würde sie jetzt aufhören so aufdringlich zu sein, wenn ich ihr weiterhin Angst machte.

Daisy antwortete erstmal nichts und schien sprachlos zu sein.
"Eleonore meinte es natürlich nicht so.", sage Paul dann entschuldigend und unterbrach die bedrückende Stille.
"Genau.", erwiderte ich. "Jetzt wissen Sie was die Leute mit meinem schwarzen Humor und der Satire meinen."
"Ja.", dann kicherte sie nervös. "Ja das sehe ich."

Obwohl Daisy den Palast schon kannte, bestand sie auf eine Rundführung, wobei Paul ihr die ganze Zeit alle Aufmerksamkeit schenkte. So fühlte es sich also an das fünfte Rad am Auto zu sein. Ein wirklich schreckliches Gefühl. Und dann sind wir an dem Raum angekommen, wo die ganzen Musik Instrumente sind, natürlich ging Daisy darauf ab. Sie eilte zu einem Piano, fragte Paul nach Erlaubnis, und fing dann zu spielen an.
Ehrlich gesagt sehr gut, aber trotzdem langweilige es mich. Ich setzte mich auf dem Hocker eines anderen Pianos und wartete.
Sie hörte endlich auf zu spielen und Paul klatschte ihr Beifall.
"Bitte Eleonore geben Sie uns die Ehre und spielen sie uns auch was vor.", bat sie. Ich seufzte innerlich.
"Ja, Schatz spiel uns doch bitte was vor."
Ich wollte jetzt nicht der Miesepeter sein, also spielte ich, bereute es allerdings, als Daisy Paul zu einem Tanz fragte.
Erstens- Elizabeth hat mir gesagt, dass es unter der Würde der Frau liegt Männer zum Tanzen aufzufordern, zweitens hat die mich also ausgenutzt, sie wollte meine Künste nicht hören, sondern mit Paul tanzen und drittens, und das ist wohl der schlimmste Grund, warum tanzte sie mit meinem zukünftigen Ehemann und das auch noch vor meinen Augen. Es war kein Ball...!
Ich spielte weiter und versuchte mich zu beruhigen.
Die macht das extra. Egal wie sehr sie sich weiterhin an ihn ranschmeißt, er bleibt meins.
Und dann stockte ich.
Ganz sicher werden die beiden genau so enden, wie Paul und das Dienstmädchen in der Kammer. Ich verspielte mich versehentlich, dass auch die beiden aufhörten zu tanzen.

"Beim letzten Mal hat es besser geklappt.", sagte Paul.
Beim letzten Mal. Ich habe vor ihm noch nie gespielt, es gab gar kein letztes Mal.
"Entschuldigt mich, ich hab noch ein paar Sachen zu erledigen.", sagte ich und ging raus.
Mann. Flucht sieht mir gar nicht ähnlich. Aber ich ertrug es nicht bei denen.

Also ging ich ins Zimmer, legte mich aufs Bett und fühlte mich elend. Langsam wurde es mir echt zu blöd und ich stand erneut auf um mich in diesem Zimmer nach einer Beschäftigung umzuschauen.
Wie konnte diese Daisy eigentlich so blöd sein? Rein Hypothetisch war ich ihr ja überlegen.
Schließlich würde ich mal gekrönt werden und irgendwann sogar Königin werden. Ich fand es wirklich blöd sich mit mir anzulegen.
Auch unabhängig davon legte man sich nicht mit mir an.
Nach einem Geld den bestimmten Betrag nicht zu haben, bringt Ärger.
Aber noch nie hatte ich es mit solchen Konflikten zu tun- Curtis war immer an meiner Seite und schaute keine andere Frau an. Und keine andere Frau machte sich an ihn ran, obwohl er wirklich gut aussah.
Obwohl wir kein Pärchen waren.

Dann fing ich an zu bereuen, dass ich Flucht ergriffen habe, jetzt hatten sie ja erst recht Zeit für sich.
Also ging ich wieder zum Raum der Instrumente, dessen Tür nur ein Spaltbreit offen war.
Bevor ich sie aufknallen würde und alle Aufmerksamkeit auf mich zog, beobachtete und lauschte ich die beiden erstmal. Sie standen sich beunruhigend nahe. Und dann passierte das, was ich erwartet hatte.
Sie küssten sich.
Eigentlich hätte ich wütend sein müssen. Reinplatzen müssen und ihr mit den Schlagzeug Stäben ihr schönes Gesicht einschlagen sollen.
Aber irgendwie war ich wie gelähmt.
Gelähmt und verletzt.
Ich trat einen Schritt zurück, und musste mich sogar an der Säule festhalten, da mir plötzlich übel wurde.

Es fühlte sich endlos lange an, lag wohl am Schwindel, als ich mich umdrehte und ein paar Schritte voraus ging. Ich schaffte es noch in einen Korridor abzubiegen, dann fiel ich zu Boden und schluchzte.
Ich hielt mir die Hand vorm Mund, da mein lautes Heulen sonst den ganzen Gang entlang echoen würde.
Ich spürte dann eine Hand an meiner Schulter und schlug sie automatisch weg, da ich dachte, es wäre die von Paul. Aber er war es nicht.
Es war James der am besten Augenblick kam um mich zu trösten.

"Lady Eleonore, was ist los.", fragte er mich bekümmernd, aber ich war nicht imstande ihm zu antworten.
"Hat es was mit Miss Daisy zu tun?", fragte er dann worauf ich nickte.
"Oh nein." Er stützte mich, half mir hoch um dann in ein wirkürlichen Raum zu gehen, wo ich in Ruhe ohne Bedenken und ohne Mund zu halten heulen konnte.

"Sie müssen stark bleiben, Abigail. Ich weiß ganz genau dass sie es sind. Und Paul darf Sie nicht fertig machen, bitte, doch nicht er."
Ich nickte. Es war wirklich ermunternd.
"Ich weiß ganz genau, was Sie jetzt brauchen. Warten Sie hier bis ich wieder komme, in Ordnung?"

Solange er weg war, hatte ich mich beruhigt und starrte auf den Boden.
Paul hat es schon wieder geschafft.
Er hat es geschafft die Tränen aus meinen Augen zu kitzeln, die ich sonst nur an Moms Grab hatte.
Und das würde er bereuen.
Genau wie Daisy.

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Hallo zusammen!
Hab mich jetzt noch gezwungen, das Kapitel fertig zu schreiben, da ich es ein paar versprochen hab und ich finde es nicht richtig Versprechen nicht einzuhalten :D
Dabei hab ich total vergessen, dass heute mein Birthday ist 😅
Hab's aber jetzt geschafft, und hoffe euch hat es gefallen!
Liebe Grüße!

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt