Kapitel 14

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Das R spricht man im britischen Englisch nicht. Die Stimme muss gehoben werden. Beim Reden musste ich etwas lächeln, aber nicht zu viel, wie die Mona Lisa.
Und so weiter.
Als Elizabeth den Unterricht für beendet erklärte, wollte ich sie fast umarmen aus Dankbarkeit. Ich hätte keine Minute länger ausgehalten.
Gut, was jetzt?
Hier gab es so viel und gleichzeitig auch nichts.
Ich wollte etwas tun, was mich an meine Heimat erinnert. Vielleicht Musik hören, oder ähnliches.
Ich schaute mich um und fragte mich wo es zu 'meinem' Zimmer geht und als ich mich auf dem Weg machte, lief ich fast in Paul rein.
Er schaute verwirrt auf seine Uhr. "Dein Unterricht ist erst in fünf Minuten zu Ende."
"Das stimmt nicht, die Göre hat mich jetzt schon rausgelassen. Ich brauche aber keinen, der mich abholt."
"Schade, genau das tue ich nämlich."
"... Weil Daddy dich geschickt hat. Hast du dich eigentlich jemals deinem Vater widersetzt?"
"Ja na natürlich. Glaubst du, ich bin dieser brave Junge?"
Ich merkte, dass ich ihn etwas triezte und das machte Spaß.
"Ja. Schon im ersten Moment, als ich dich gesehen habe dachte ich mir, was ist das für ein Opfer."
Er schwieg und verdaute was ich sagte. Oder er überlegte zu lange darüber nach was er antworten sollte.
"Ich bin kein Opfer, ich bin der Prinz. Und ich herrsche bald über das Königreich."
"Ja, schön, nicht meins. Ich komme aus New York, vergessen? Wo bringst du mich eigentlich hin, da geht es doch zu unserem Zimmer." Er bog einen Gang vorher ein und als er merkte, dass ich zögerte, packte er meinen Arm.
"Du hast jetzt Musik Unterricht."
"Oh wow, Danke dass mich fragst."
Er blieb kurz stehen und schaute mich an. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, er machte mich nervös. Diese breiten, muskulösen Schultern unter dem schwarzen Smoking und sein verdammt ebenmäßiges Gesicht und diese braunen Augen, die mich herausfordernd anfunkelten, machten mich fertig.
"Möchtest du mit zum Unterricht?", fragte er dann, was mich vollkommen aus der Fassung brachte.
"Nein.", antwortete ich.
"Siehst du? Ich wusste, dass du verneinst, aber du kommst jetzt ohnehin mit, auch mit deinem Nein."
Ich verschränkte die Arme ineinander, ließ mich aber von ihm führen.
"Mister Perfekt kann ein Instrument spielen?"
"Mehrere.", antwortete er lächelnd. "Ich bin ja nicht in der Gosse aufgewachsen."
"Hey, sag nichts gegen New York."
"New York ist schön. Ich war schon einmal dort. Aber ich habe gesehen wie und wo du gelebt hast. Das war nicht schön."
Wie gerne ich ihm eine Ohrfeige geben wollte.
Wir kamen an einem riesigen Raum an und Paul öffnete die Türe.  Zwar war er ein Penner, aber trotzdem machte er sich die Mühe mir die Türe offen zu halten, wie ein richtiger Gentleman.
Ich war dann überwältigt von dem Anblick, den ich zu sehen bekam.
Hier waren so viele Musik Instrumente, alle, die es nur gab. Ich suchte und suchte und suchte... und da war eins! Ein Schlagzeug. Gleich setzte ich mich daran und betrachtete dieses wunderbare Gestell. Es war immer noch krass für mich, wie viel man mit Geld bekommen konnte.
"Das ist das falsche-", sagte Paul gerade, da fing ich schon zu spielen an. Erstmal einen langsamen Beat, dann probierte ich mich richtig aus. Es war besser als jedes andere Schlagzeug, was ich jemals gespielt habe. Und sicherlich würde Curtis sich das gerne anhören.
Ich fühlte mich wie zu Hause, und endlich nicht wie diese Eleonore, sondern Abby, die gerne Schlagzeug spielt.
Als ich fertig war, klatschte Paul sogar, aber ohne eine Miene zu verziehen.
"Beeindruckend, aber das wirst du ganz sicher nicht spielen. Du musst Piano und Geige spielen lernen."
"Muss?"
"Lady Eleonore konnte es, also musst du es auch können."
Er nahm sich eine Geige, packte sie aus und fing zu spielen an. Gab es eigentlich etwas, was er nicht konnte?
Auch wenn er nur ganz kurz spielte, war ich beeindruckt. "Kann ich jetzt probieren?"
"Ähm nein.", sagte er so selbstverständlich, als wäre das die dümmste Frage gewesen. "Bevor du den teuren Schatz hier in deine Hände bekommst, musst du die Noten lernen."
"Nein. Vergiss es. Mein Kopf ist voll, ich kann nicht mehr. Ich bin froh, wenn ich mir das merken kann, was die Granny Elizabeth sagt."
Er schaute mich skeptisch an. "Ich wusste, dass du ein Versager bist."
"Ach halt doch dein Mund."
Er schaute mich für einen Moment perplex an. Kurz daraufhin wendete er wieder seinen Blick ab.
"Ach hat dir das noch nie jemand gesagt?", fragte ich provozierend. "Dass du den Mund halten sollst?"
Und er verlor so plötzlich seine Ruhe, dass ich erschrak. "Ich bin der PRINZ verdammt nochmal! Natürlich habe ich das noch nie gehört! Und dir ist das nicht klar!"
Er verlor vollkommen seine Fassung. Und er war gerade auch mit schnellen Schritten auf dem Weg zu mir und nur in ein paar Sekunden, hatte er seine Hände an meinem Körper und stieß mich gegen die Wand.
"Ich bin bald der König, also behandle mich verdammt noch mal so!"
Es tat etwas weh gegen die Wand zu gestoßen zu werden und obwohl er mir im Moment Angst einfloss, versuchte ich ihn von mir wegzustoßen und mir die Angst nicht anmerken zu lassen.
"Toller Zukünftiger König. Du schlägst Frauen."
"Das habe ich nicht." Er schaute mir straight in meine Augen. "Werfe mir nichts vor, was ich nicht tue. Ich halte dich hier nur fest."
Das stimmte. Er stieß mich gegen die Wand und behinderte mir jede Bewegung.
"Lassen Sie mich los, Eure Majestät.", sagte ich sarkastisch.
Dann hielten wir beide plötzlich inne, weil die Türe hinten aufging. So wie mich das erschrak, erschreckte mich auch, dass er mich plötzlich leidenschaftlich küsste. Er zwang mich den Kuss zu erwidern, weil er meine Arme um seine Schultern legte und weiterhin vollkommen leidenschaftlich küsste.
Die Tür wurde wieder zugemacht und so plötzlich wie er mich geküsst hat, ließ er mich auch wieder los.
"Glaubst du die Person hat unseren Streit gehört?", fragte er. Ich schaute ihn an- die Lippen waren rot und geschwollen, seine Wangen etwas gerötet und sein Blick fest. Ich hasste es zuzugeben, aber er sah wirklich gut aus. "Weiß ich nicht.", erwiderte ich.
"Wenn ja bringt mein Vater uns eigenständig um." Er ging wieder zur Geige und packte diese sachte in ihr Gestell. Und dann verließ er den Raum ohne noch irgendwas zu sagen.
Seufzend setzte ich mich auf dem Stuhl hinter dem Schlagzeug. Mein Herz hämmerte immer noch wie verrückt und meine Hände zitterten.
Wie dieser Kerl mich immer wieder aus der Fassung brachte, war unmöglich

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt