Kapitel 41

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Beim Mittagessen ging es die ganze Zeit um die Verlobungsfeier. Die Farben sollten sich auf zarte Rosa Töne beschränken, so dann auch die Blumen, die Deko und mein Kleid.
"Aber Sie wissen noch nicht welches Kleid Sie tragen?", fragte die Königin mich.
"Nein, aber ich werde heute mit meiner Zofe darüber sprechen."
"Übrigens erwartet Elizabeth Sie nochmal zum Unterricht."

Kotz. Die habe ich ja ganz vergessen.

"Ja, da werde ich dann heute hingegen."
Ich nahm ein Schluck von meinem Wein und plötzlich überkamen mich schreckliche Kopfschmerzen, dass ich meine Augen schloss. Und sobald ich das getan habe, sah ich.. Philippe.
Es war einFilmriss.
Ich fing an mich an die Nacht zu erinnern, in der ich vergewaltigt wurde.

"Ich hoffe ich kann länger bleiben?", fragte Philippe und knöpfte sich langsam das Hemd auf.
Sobald er das getan hat zog er es von sich und ich sah seinen muskulösen Oberkörper vor mir. Er küsste mich und währenddessen zog er mir den Bademantel aus, den ich anhatte um mich zu bedecken. Ich hatte seine Küsse erwidert, weil ich ein großes Verlangen, und weil ich vollkommen erregt war.

"Eleonore.", sagte Paul etwas laut.
Ich schaute von dem Weinglas zu ihm.
"Ja?", fragte ich.
"Ist alles in Ordnung? Du wirkst so, als hättest du ein Geist gesehen."

Nein, ich hatte einen Filmriss von der Nacht in der ich vergewaltigt wurde, dachte ich, sagte es aber nicht.

Ich lächelte kurz. "Nein, alles gut." Jetzt begegnete ich den besorgten Blick der Königin. Mann. Ich war also in einem Trance und alle haben es hier mitbekommen.

Ich wollte nicht an Philippe denken. Und sosehr ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, desto intensiver sah ich ihn vor mir.

"Entschuldigen Sie mich bitte, mir geht es nicht gut.", sagte ich und stand auf. Sobald ich aus dem Saal war, lehnte ich mich an die Wand und versuchte mein Atmen unter Kontrolle zu bringen.

Er redete auf französisch und nach jedem Kleidungsstück, das er mir auszog, küsste er eine Körperstelle. Dann hatte auch er sich rasch ausgezogen, trug mich hoch wie ein Baby und legte mich aufs Bett.

"Abigail!", sagte Paul eindringlich und hielt mich an meinen Schultern fest. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er hier war. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er meinen Namen sagte.

"Was ist los?", fragte er.
Ich schaute zu ihm auf. "Ich fange an mich zu erinnern.", antwortete ich und meine Stimme zitterte gewaltig.
"Oh nein.", erwiderte er und umschloss mich in seine Arme. Es war sehr tröstlich, dass er mich festhielt und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten.

"Warum musste mir das passieren?", schluchzte ich.

"Psscht, Schatz, alles gut. Es wird schon wieder."

"Ich kann an nichts anderes denken."

Paul hielt dann mein Gesicht in seine Hände und wischte mir behutsam mit seinen Daumen die Tränen weg.
"Das ist verständlich, Liebes. Du bist traumatisiert, jetzt wo du dich erinnern kannst."
"Warum hat er mir das angetan?"
"Weil der ein einsamer, anstandsloser Kerl ist, der denkt, dass er Chancen bei einer Frau wie dir hat."
Trotz meines Kummers brachte ich ein Lachen Zustande. "Danke Paul."
"Ich hätte diesen Kerl umbringen sollen. Als er die ganze Zeit mit dir geflirtet hat, hätte ich ihm eine Faust in mitten seines Gesichtes geben müssen."
"Ich auch. Mann, der spukt jetzt in meinen Gedanken, als wäre er anwesend."
"Ich werde ihn vertreiben, das verspreche ich."
Paul beugte sich dann zu mir und drückte mir einen zärtlichen Kuss zu, was mich für einen Moment wirklich vergessen ließ.
"Besser?", fragte er.
"Ja. Danke."
"Hast du noch Hunger?"
"Nein. Ich will da nicht mehr hin."
"Okay.", sagte Paul und nahm meine Hand. "Dann lenken wir uns jetzt anders ab."

Wir entschieden zu dem Raum mit den Instrumenten zu gehen, und ich konnte mich mit dem Schlagzeug wirklich ablenken.
Es tat gut zu spielen, und es klang auch schön in meinen Ohren.

Ich konnte aber nicht lange spielen, da ein Dienstbote mich von Elizabeth hergeschickt hat.
Für die Verlobungsfeier musste ich noch vorbereitet werden.

*

Ich hätte nicht gedacht, dass der Tag so anstrengend werden würde, dachte ich nachdem Paul und ich uns zum Schlafen hingelegt haben. Mit Elizabeth musste ich im Nachmittag nochmal alles wiederholen, was ich bei ihr gelernt habe. Und heute kam es sogar vor, dass sie mich lobte, weil ich ja so gut britisches Englisch gelernt hab. Dabei hat sie aber eine Wunde getroffen, ich hatte wirklich Angst meinen Slang von New York zu verlieren, und mittlerweile ist es so, dass ich automatisch ohne nachzudenken schon mit dem britischen Akzent rede.
Ist aber auch verständlich- ich bin umgeben von solchen Leuten und das schon eine sehr lange Zeit.
Ich hörte wie Paul neben mir schon eingeschlafen ist und ich lauschte seinen langsamen Atemzügen. In seinen Armen dauerte es nicht lange, da schlief ich auch schon ein.

Ich war schweißgebadet. Mein Herz hämmerte heftig. Und ich setzte mich sofort auf.
Nach dem ich mein Atmen etwas zur Kontrolle gebracht habe, schaute ich mich um.
Ich musste ruhig bleiben.
Ich war nicht in Frankreich, und Philippe war nicht hier.
Ich war in England, und Paul liegt neben mir.

Gott. Ich hab einen Albtraum gehabt, und dieser hat die Nacht Revue passieren lassen. Und dieses Mal bis Paul geklopft hat und Philippe regelrecht vermöbelte.

Ich stand auf und ging ins Bad wo ich mir mein Gesicht wusch. Meine Hände zitterten immer noch.
Und jetzt war mir klar, dass ich im Nachhinein traumatisiert war. Über diese Nacht würde ich in naher Zukunft nicht hinweg kommen.

Ich trat wieder aus und wollte nicht ins Bett um weiter zu träumen, also zog ich mir ein willkürliches Kleid an und ging raus.

Ich endete im Garten und setzte mich auf eine Bank. Es war schön den Sonnenaufgang zu betrachten.

"Hallo.", sagte plötzlich jemand neben mir. Oh. Das war die Königin, die neben mir Platz nahm.

"Konnten Sie nicht schlafen?", fragte sie.
"Nein. Ich hatte einen Albtraum."
"Das muss alles so furchtbar schrecklich für Sie sein.", sagte sie und obwohl ich sie anschaute, blieb ihr Blick nach gerade aus.
"Was meinen Sie?"
"Von Anfang an, als Sie hierher getroffen sind. Wir haben Ihr Leben beraubt und gezwungen einen Jungen zu heiraten, den Sie gar nicht kennen. Ich weiß es nun besser, Sie können sich auch gar nicht leiden."
"Danke für Ihr Beileid.", antwortete ich. "Am Anfang ging es mir wirklich schlecht, aber ich... ich liebe Paul mittlerweile." Sie schaute mich überrascht an. "Wie hat er das denn geschafft?", fragte sie lachend.
"Irgendwie, keine Ahnung."
"Das freut mich zu hören. Dann ist Ihr leben ja perfekt!"
"... das kann man so sagen. Ich habe meine Liebe gefunden und noch dazu lebe ich finanziell viel besser, als in New York."
"Ich bin zutiefst glücklich, dass Sie so empfinden. Das war eine Sache, die mich vom Schlafen abhielt. Eine junge Frau, die gezwungener Maßen hier gehalten wurde, mit meinem Sohn, der manchmal nicht so nett ist."
"So war es anfangs auch. Aber jetzt... kann ich nur von Glück sprechen."
Sie lächelte mich liebenswürdig an.

"Ich mag meine neue Schwiegertochter mehr, muss ich ehrlich sagen."
"Ach wirklich?"
"Die.." jetzt wurde die Königin leiser. "Die wahre Eleonore war sehr höflich, und lieb, aber ich mag meine selbstbewusste, lustige, starke Abigail mehr. Die haben meinen Sohn vollkommen aus der Fassung gebracht." Sie kicherte etwas. "Er ist noch nie auf solche Frauen wie Sie gestoßen und genau das brauchte er um etwas runter zu kommen."
"Oh ja da haben Sie recht. Und Danke für die netten Worte."
"Nette Worte? Es ist die Wahrheit, Liebling. Also, was werden Sie jetzt in der Verlobungsfeier anziehen?"
"Bevor wir uns darüber unterhalten, können wir aufhören und zu siezen?"
"Natürlich.", erwiderte die Königin lächelnd. "Wie du möchtest."

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Hallo schöne Menschen!
Wie fandet ihr das Kapitel? :)
Und eine Frage, ich hatte ein paar Leuten gesagt, dass ich bald ein Kapitel aus der Sicht von Paul schreiben werde, soll ich das erst am Ende als 'Zusatzkapitel' machen oder schon morgen? 😏 (das wird dann um die erste Begegnung gehen)
Liebe Grüße!

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt