Kapitel 5

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Wir erschraken alle als die Wachen hier lauthals einstürmten und sogar die Tür vollkommen demolierten. Ich dachte an die schreckhaften Menschen hier und wie sehr ihnen diese Aktion schaden würde.

"Ich bitte Sie, Türen haben Henkel!", rief ich sofort.

"Es tut uns leid, Lady Eleonore, wir haben lange nach Ihnen gesucht." Ca. fünf Wachmänner kamen in die Kammer und hinter ihnen, wäre auch komisch wenn nicht, der werte Prinz.

"Hier bin ich. Jetzt können Sie wieder gehen."

"Nein, meine Liebe.", sagte Paul und diese aufgesetzte Liebe machte mich wütend. „Haben Sie schon vergessen, ich hatte Sie doch auf einen Spaziergang eingeladen." Er kam auf mich zu und reichte mir seine Hand.
Natürlich musste ich sie vor den Leuten hier ergreifen und natürlich wusste ich, dass er dies genau ausnutzte.

Du kannst mich mal, dachte ich, sagte ich aber nicht.

"Ich hatte das ganz vergessen.", murmelte ich. "Tschüss Mona."

"Tschüss, Lady Eleonore." Ich hakte mich bei Paul ein und er drückte mir einen zarten Kuss auf die Wange. Auch wenn ich diesen Moment fürchterlich hasste, er konnte gut küssen. Sicherlich verwöhnte er die Frauen, die mit ihm Zeit verbrachten.

"Was fällt Ihnen ein?", zischte er sobald wir aus dem Raum waren und durch die riesigen Gängen gingen.

"Ich wollte meine Freundin begleiten."

"Freunde? Sie haben hier keine Freunde.", sagte er schon fast belustigt.

"Sicherlich mehr als Sie."

Er lachte gekünstelt auf. "Sicher. Ihr Selbstbewusstsein ist wirklich bewundernswert, wissen Sie das?"

"Ich nehme das mal als Kompliment, Spast." Letzteres ist mir rausgerutscht und ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde.
Aber er sagte nichts, und ging nicht darauf ein. Vielleicht wusste dieser Klugscheißer nicht einmal was das war.

"Gehen Sie dort nie wieder rein, Lady Eleonore hat das nie gemacht."

"Ja und? Ich fand die Leute da voll korrekt. Nicht wie der Rest hier."

"Es ist mir egal ob Sie die Leute voll korrekt finden. Sie gehören zur Elite und verschwenden Ihre Zeit nicht mit Dienstleuten."

"Sie haben mir nicht zu sagen, was ich tun soll."

"Doch, das habe ich. Und Lady Eleonore war nie zu laut. Arbeiten Sie daran."

"Blabla.", sagte ich dazu nur. "Haben Sie denn wenigstens etwas Mitgefühl? Ich frage mich wie es anders herum wäre. Meine Freunde von den Straßen stürmen hier mit ihren Waffen ein, und entführen Sie. Dann müssen Sie in den Straßen von New York leben und mehrere Nächte hungernd in Kälte verbringen. Sie würden das nicht durchhalten."

"Lady Eleonore, ich bitte Sie." Und da war wieder dieser selbstfällige, eingebildete Ausdruck in seinem Gesicht, das ich ihm demolieren wollte. "Man würde mich dort rausholen. Sie hingegen haben keinen der Sie hier rausholt."

"Fahren Sie zur Hölle. Da können Sie nicht verlangen, dass es Leute gibt, die sie rausholen."

Er lachte auf. "Ihr trockener Sarkasmus ist schon außergewöhnlich, wissen Sie das?"

"Und wissen Sie dass sie gar keinen Humor haben? Aber den kann man sich ja auch nicht kaufen."

Die Wachen öffneten uns die Türen nach draußen und ich versuchte krampfhaft meine Bewunderung über diesen schönen Ausblick zu unterdrücken. Hier war ein Perfektionist am Meisterwerk. Die Hecken waren perfekt geschnitten worden und das ganze Muster symmetrisch. Es gab mehrere Wege und bestimmt ähnelte es hier einem Labyrinth. Paul führte uns durch einen Weg und je länger wir gingen, desto unbehaglicher fühlte ich mich. Alleine mit dem Typen hier, der Intelligenz und Stärke miteinander kombinierte, war das Gefährlichste überhaupt.

"James möchte Sie sprechen. Sie wissen schon, der werte Herr, der sie hierhergebracht hat."
Und auf der Stelle kam dieser James. Am liebsten würde ich diesem Mistkerl die Augen auskratzen, er war für all das verantwortlich.
Wobei das nicht ganz stimmte.
Es war der König, James war die ausführende Gewalt.
Wie dem auch sei, sah ich James und Paul machte sich wieder auf dem Weg zurück. Langsam fühlte ich mich unwohl, hier ging irgendwas schief.
"Ich möchte Ihnen was zeigen, Lady Eleonore.", sagte James direkt. Er streckte mit dann seinen Arm aus. Ich hatte dieses Einhaken vollkommen satt, als ob eine Frau ständig eine Stütze brauchte.
"Ich nehme ihren Arm nicht." Daraufhin seufzte er. Anscheinend war er nicht mehr auf Streit bedacht, er ließ meinen Willen durchgehen.
"Unsere ersten Begegnung waren nicht so... gut gewesen.", sagte er.
"Sparen Sie sich das. Ich kann Sie gerade noch ertragen."
"Ich musste es tun, es tut mir leid. Aber ich bin nicht Ihr Feind. Sie müssen sich ganz gut überlegen, wer das ist."
"Sie gehören auf meine Liste. Ich hätte Sie bei unserer ersten Begegnung umbringen sollen."
"Dann wäre jemand anderes gekommen, um Sie zu holen."
Er hatte recht. Aber trotzdem wollte ich keine Versöhnung mit diesem Kerl.
Er drehte sich um, um sich zu vergewissern, dass uns keiner folgte. Kein gutes Zeichen. Was wollte er? Mir was anhaben? Mir eine Lektion dafür erteilen, dass ich nicht auf sein Friedensangebot einging?
"Abigail.", sagte er dann.
"Sie nennen mich so?"
"Nur für jetzt. Für hier. Keiner hört uns.. Ich habe etwas was Sie sehen müssen."
Er zog sich den Blazer aus. Oh nein. Nein, nein, nein. Aber bevor ich weglief, wurde ich überrascht. In seinem Blazer befand sich ein Umschlag. Jetzt verstand ich wieso er seinen Arm so komisch an seinem Oberkörper hielt, damit es nicht hinfällt.
Verwirrt beobachtete ich, wie er den Umschlag öffnete und mehrere Bilder herausholte.
Was ich sah verschlug mir die Sprache.
Curtis.
Ihm ging es gut.
Sehr gut um genau zu sagen. Neue Kleidung und ein neues Auto. Auf dem nächsten Bild sieht man sieht wie Curtis mit Schlüsseln die Tür eines schönen Hauses öffnete. Ich kannte diese Umgebung. Das war in der Nähe vom Central Park.
"Ihm geht es gut.", sagte James. "Unsere Abmachung. Sie verhalten sich wie Lady Eleonore und dafür erhalten wir ihn am Leben und schenken ihm dazu noch ein Unbeschwertes."
Ich freute mich für Curtis. Das war etwas wovon wir beide stets geträumt hatten.
Einen vollen Kühlschrank, ein Wohnzimmer, ein Bett. Eigene Schlüssel, vielleicht sogar ein Fernseher. Und dass er in die Öffentlichkeit durfte, ohne sich zu vermummen.
"... Wurde seine Kaution bezahlt?", schoss es aus mir heraus.
"Natürlich. Sonst könnte er sich wohl nicht am helllichten Tage zeigen lassen."
Auch wenn dieser Mensch vor mir es nicht verdient hat, da es für ihn keine große Sache war Curtis das alles zu ermöglichen, bedankte ich mich.
"Okay, jetzt konnten Sie Danke sagen. Jetzt sind wir an der Reihe. Verhalten Sie sich sowie Lady Eleonore, dass es keinem auffällt. Und wir sagen dann Danke."
Ich nickte.
Das war fair.
Und ich redete mir immer wieder ein, dass ich dies für Curtis tat.

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