Kapitel 65

10.9K 681 98
                                    

"Du musst etwas sanfter sein!", sagte Mariah als, ich glaube diese Kuh hieß Molly, laut muhte. "Das tut ihr weh!"

"Sorry, Molly."

"Das ist Dolly. Schau, Dolly hat vier weiße Flecken."

Vier...? War das nicht Cholly mit den vier weißen Flecken? Oder hatte sie vier schwarze? Keine Ahnung. Diese Tiernamen waren die größte Herausforderung meines Lebens.

"So machst du das gut, Abigail!", lobte Mariah als ich wieder anfing zu melken. Dieses Euter wollte ich am Anfang gar nicht anfassen, aber ehrlich gesagt war es gar nicht so schlimm.

"Und das kann man einfach trinken?", fragte ich Mariah.

"Ja. Wobei du wissen solltest, dass Kühe ein großen Anteil von Bakterien in ihren Eutern haben. Man sollte also unter keinen Umständen Kleinkindern nicht erhitzte Milch geben. Leider musste ich mit Tom dieses Erlebnis machen. Nach einem Schluck hatte er wochenlang Durchfall. Aber es gab auch Kleinkinder die davon gestorben sind."

"Ach echt? Wow."

"Bringst du den Eimer in die Küche? Auf der Spüle liegt ein sauberer Eimer, dann ist Dolly dran."

Klaro. Ich brachte den Eimer in die Küche und auf dem Weg kam ich am Pferdestall vorbei, wo Curtis und Dave mit Mistgabeln Stroh reinbrachten.

Curtis trug wie Tom und Josh auch eine Latzhose mit einem rot- schwarz kariertem Hemd und ehrlich gesagt stand es ihm. Sonst hatte er zerrissene Hosen, Hoodies, Kappen, und Sneaker an. Aber die Stiefel standen ihm auch sehr gut.

Er wischte sich mit dem Arm den Schweiß von seinem Kopf ab- die Arbeit, die die beiden zu erledigen haben, war schon sehr anstrengend, ich er froh, dass ich 'nur' melken musste.
Dann molk ich Polly, die mit dem weißen Fleck an dem rechten Bein.

Mariah und ich fütterten dann noch die Tiere mit verschiedenem Tierfutter- manche Gerüche waren gar nicht auszuhalten- und anschließend pflückten wir Erdbeeren.
Es war ein sehr anstrengender Tag und ich habe eigentlich noch nie so hart arbeiten müssen. Also Abend versammelten sich die Almonds alle im Wohnzimmer, die Männer tranken Bier und spielten mit den Karten. Mariah häkelte irgendwas und ich saß auf den harten Boden und versuchte mich zu entspannen. Ich konnte es kaum erwarten schlafen zu gehen und ich würde auch schlafen wie ein Baby.

Als ich nun zum dritten Mal kurz eingedüst bin, fragte Curtis ob wir schlafen gehen können.

"Das war ein harter Arbeitstag für die New Yorker!", sagte Dave. "Könnt ihr morgen überhaupt aufstehen?"

"Ich muss morgen den Rasen mähen. Sie werden schon wach werden.", sagte Josh lachend.

Wir folgten Dave im Dunkeln zu einer Scheune die frei war. Es gab nur ein Bett, sonst war die Scheune (bis auf Heuhaufen) leer.

"Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ihr euch ein Bett teilen müsst? Ich habe schon ein neues Bett im Auftrag."

"Kein Problem.", sagte ich. Schließlich kannten wir das ja von New York.

"Wir haben sehr kurzfristig Bescheid bekommen, dass ihr kommt. Sonst hätten wir natürlich ein Zimmer mit zwei Betten, Zahnbürsten und neuer Kleidung vorbereitet, aber das kommt alles noch, versprochen."

"Danke, Dave.", sagte Curtis. Er ließ uns dann alleine.

"Was ist wenn sich eine Spinne in deinem Haar verfängt?", fragte Curtis dann lächelnd während er sich auf das Bett setzte.

"Du holst sie da raus? Und bitte mach das solange ich noch schlafe, sonst kriege ich ein Kollaps."

"Klar." Ich war so müde, dass ich mich gleich hinlegte. Aber dann musste ich etwas stocken, als Curtis einen Arm um mich legte, sodass er mich umarmte. Es war eine Angewohnheit von New York. Wir waren uns in den Nächten immer sehr nahe, aber nicht aus körperlicher Zuneigung, sondern weil es stets kalt war.

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt