"Ist dir kalt?", fragte Curtis. Ich nickte.
"Aber es geht schon."
"Nicht die besten Umstände um ein Geburtstag zu feiern."
"Nein, wirklich nicht.", erwiderte ich und rückte näher an Curtis ran. Er öffnete seine Jacke und nahm mich näher zu sich.
"Ich habe dir ein Geschenk besorgt.", sagte er dann und kramte etwas aus seiner Jackentasche aus. "Alles Gute zum Geburtstag, Abby."
"Wow. Danke!" Es war ein Armband. Mit zitternden Händen versuchte ich sie mir umzulegen. Er musste mir dabei helfen.
"Bitte. Es ist nicht das Beste Geschenk, aber-"
"Es ist das beste Geschenk. Wirklich. Danke." Ich schmiegte meinen Kopf an seine Brust und er stützte dann sein Kopf an meinem.
"Wo werden wir in zehn Jahren sein?", fragte er.
"In New York."
"Sollen wir nicht abhauen? In die weite Welt.."
"Am Flughafen wirst du erkannt. Und dann würde man uns trennen, dich in den Knast stecken, wo alle Arschlöcher sind, die wir mal beklaut haben."
Er lachte etwas. "Oh ja. Aber ich hab da auch ein paar Homies."
"Betonung liegt auf ein paar. Stell dir vor, nie wieder Freiheit, keine Musik, keine Clubs."
"Dafür Wärme und Essen."
Ich schaute ihn an. "Meinst du das ernst?"
"Nein, natürlich nicht. Ich würde dich nicht alleine lassen." Ich schmiegte mich wieder an ihn.
"Danke. Geht mir genau so."
Curtis seufzte. "Alles wäre so viel einfacher, wenn ich den Dreckskerl nicht umgebracht hätte."
"Daran kannst du jetzt nichts ändern."
"Ich wollte es gar nicht!" Er hielt inne. "Als ich ihn aber mit Lizzy gesehen hab, bin ich völlig ausgetickt. Sie waren gerade im Bett und ich habe ihn geschlagen, und geschlagen und geschlagen, bis er sich nicht mehr bewegt hat."
Ich wusste nicht, was ich dazu antworten sollte. Es war aber nicht so toll das zu hören.
Er hat einen Menschen getötet.
"Eigentlich solltest du Angst vor mir haben.", sagte Curtis.
"Du würdest mir niemals etwas tun."
"Und du kennst mich zu gut." Als ich schauderte rieb er meinen Arm, damit ich mich etwa erwärmte.
"Abby?"
"Hmm?"
"Eigentlich solltest du nicht bei mir sein."
"Halt dein Mund.", erwiderte ich schnell. "Ich hasse es, wenn du so redest, das weißt du, Curtis."
"Es ist aber die Wahrheit. Ich muss meinem Schicksal ins Gesicht schauen- ich hätte den Typen nicht umbringen sollen. Ich muss jetzt mit den Konsequenzen leben. Du hast aber nichts damit zu tun, und lebst auch mit den Konsequenzen."
"Ich hab gesagt du sollst den Mund halten."
"Du könntest dir einen Job suchen. In eine Wohngemeinschaft einziehen. Dein Leben leben. Stattdessen hockst du mit mir auf den kalten, nassen Boden und versteckst dich mit mir vor der Polizei."
"Fuck the police, coming straight from the underground!", rappte ich Ice Cubes Lines, um das Thema zu wechseln.
Und ich hatte recht. Curtis rappte dann mit. "A Young nigga got it bad, 'cause I'm brown."
"And not the other color, so police think they have the authority to kill a minority."
"Abby, wechsel' bitte nicht das Thema."
"Ich liebe das Lied! Und Ice Cube."
"Ich weiß." Er lächelte. "Und Ice Cube rappt ironischerweise davon, dass Schwarze es in New York schwer haben und in den Knast kommen."
"Du wirst nicht in den Knast kommen."
"Wer weiß? Vielleicht versteckt sich gerade ein Cop hinter uns und hat die Handschellen schon bereit."
"Curtis, bitte. Sag so was nicht. Du wirst nicht verhaftet werden."
"Nur wenn jemand meine Freilassung bezahlt."
"Oder wenn wir geschickt von der Polizei abhauen."
Wir schwiegen wieder."Egal wie sehr Lizzy mich verletzt hat, als sie mir fremdgegangen ist. Ich hätte den Arschloch nicht umbringen sollen."
"Hätte, hätte, Fahrradkette."
"In dem Moment war ich so sauer, das glaubst du mir gar nicht. Er hat mit meiner Frau geschlagen. Meine Frau, die ich liebe. Er hat sich den Tod verdient.""Curtis!", rief ich, in der Hoffnung, dass er mir zuhörte. Auch als ich versucht habe ihn am Arm festzuhalten und von Paul zu ziehen, hat es nichts gebracht.
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Lady Ghetto
Romance*Wird komplett überarbeitet* Eines Morgens wird Abby von irgendwelchen Typen entführt, die sie von den Straßen in New York zu dem Palast des Königreiches in England bringen. Für all den Wohlstand und Luxus soll sie den Platz der verstorbenen Prinze...