Kapitel 69

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Die Luft war mir zugeschnürt.
Ich... konnte es nicht glauben. Aber Eleonore hatte vor mir den Beweis- eine DNA Probe, die sie machen ließ. Sie hat nämlich eine Bürste von mir genommen und die Haare in ein Labor schicken lassen.
Ich schaute Eleonore unglaubwürdig an. Sie schien auf einmal so fremd.

Sie war meine Schwester.
Zwillingsschwester.

Ich atmete tief ein und starrte sie immer noch an.

"Das kann nicht wahr sein.", flüsterte ich heiser.

"Doch. Ich war.. auch geschockt, aber schau uns doch an! Wie kann man sich so ähnlich sein, außer wenn man von der selben Mutter kommt?"

"Nein. Meine Mutter ist tot. In New York. Ich... es geht nicht. Du lügst!" Jetzt war ich kurz davor meine Beherrschung zu verlieren. Vielleicht lag das auch an der Schwangerschaft, dass ich hyperventiliere.

In dem Moment hörte ich wie hinter uns die Tür aufging. Das müssten also Eleonores Eltern sein. Oder vielleicht auch meine?

"Gott warum ist sie angekettet?", hörte ich eine weibliche Stimme rufen. Sofort kam ein älterer Mann, das müsste also der Vater sein. Wenn Eleonore recht hatte, mein Vater.
Nein. Das konnte nicht stimmen. Er befreite mich von den Seilen und dann nahm er meine Hände in seine und schaute mich an.
Warum hatten wir die gleiche Augenfarbe?

"Abigail also?", fragte dann auch seine Frau, und schaute mich ebenfalls forschend an. Ich sah ihnen ähnlich.
Als Kind habe ich mich schonmal gefragt wieso ich meiner Mutter nicht ähnlich sehe, aber sie hat gesagt, dass ich eine Kopie meines Vaters sei.

Also hatte der Vater von Eleonore etwas mit meiner Mutter...?

"Wie...?", fragte ich. Dann räusperte ich mich und sammelte meinen Mut zusammen. "Wie kann das sein?"

"Deine Mutter.", sagte der Mann und schaute zu seiner Frau. "Ist zeugungsfähig. Wir brauchten eine Surrogate, die unser Kind auf die Welt bringt."

"Ich war hochschwanger als Steven und ich nach New York mussten. Dort habe ich... mein Kind verloren und wir haben schnell eine Frau gesucht, die unsere Samen und Eizellen aufnimmt und unser Kind auf die Welt setzt. Rita ist die Frau, die sich um dich gekümmert hat, oder?", fragte dann die Frau.

Ich nickte wie betäubt.

"Sie hat in unserem Hotel gearbeitet und von unserem Problem gehört und sich für Geld bereit erklärt es zu tun. Sie hatte das Geld dringend gebraucht. Und wir wollten dringend unser Kind haben. Wenigstens eins."

Ich schaute wieder zu dem Mann- naja zu meinem Vater. "Anscheinend hatte sie Zwillinge gebärt und uns nur das eine Kind gegeben."

Nein. Nein, nein, nein!
Das konnte nicht wahr sein!
Diese Menschen, denen ich so ähnlich sah, konnten einfach nicht meine Eltern sein.

Ich ging einen Schritt zurück und sie schienen meine Verwirrung und auch meine Angst mitzubekommen.

"Alles wird gut, Abigail. Wir werden dich beschützen."

Warum hat meine Mom mich all die Jahre angelogen? Warum hat... sie mich aufgenommen und dann so vernachlässigt...?

Ich schaute zu Steven und seiner Frau. Irgendwie waren sie mir vertraut. Ich hab sie noch nie gesehen, dennoch schienen sie mir plötzlich nicht mehr so fremd.

Meine Mutter kam vorsichtig auf mich zu, nahm meine Hand und dann zog sie mich zu sich um mich fest zu umarmen. Sie war nicht fremd.
Sie war meine leibliche Mutter. Ich umarmte sie ebenfalls und fing an zu weinen. Dann kam auch Steven, naja mein Vater und umarmte uns und letztendlich spürte ich auch wie Eleonore, die ich bis jetzt komplett vergessen habe, sich auch uns anschloss.

Und da standen wir.
Wir umarmten uns, ich weinte, und... die Familie war vereint.

*

"Hast du alles?", fragte Eleonore mich.
"Mir fehlt nichts, Danke."

Meine Eltern beharrten darauf, dass ich etwas esse.
Mann war es komisch meine Eltern zu sagen.
Ich konnte es nämlich immer noch kaum glauben- meine 'Mutter' war eine Surrogate. Sie war schwanger mit Eleonore und mir und hat mich aus Liebe behalten.
Meine Mutter hatte mir erklärt, dass sie Rita verstehen konnte. Sobald man Leben in sich trägt, versucht man es vor alles und jedem zu hüten, da es das größte Geschenk war. Ein eigenes Baby war mehr wert als jedes Schmuckstück und jeder Palast.

"Möchtest du was anderes außer Wasser trinken?", fragte Eleonore mich dann. Sie saß genau vor mir und schaute mir beim Essen zu.

"Nein, Danke."

"Sag mir wenn du etwas brauchst." Ich schaute sie nun an.

"Wie konnte meine Mutter... naja... Rita... verheimlichen, dass sie ein Zwilling bekommen hat?", fragte ich Eleonore, die dann mit den Schultern zuckte.
"Sie konnte die Hebamme dafür bezahlt haben."

Das war die einzige logische Erklärung.

"Du findest es bestimmt schrecklich, dass gerade ich deine Zwillingsschwester bin.", sagte sie und lächelte verlegen. "Als man mir davon erzählt hat, war ich ehrlich gesagt froh, dich als Schwester zu haben."

"Ach wirklich?", fragte ich.

"Ich wusste dass du nicht tot warst. Ich habe es gespürt."

Ich schaute sie stumm an.

"Glaubst du dass wir uns irgendwann gut verstehen werden?", fragte sie.

"Ich weiß es nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Du hast mir vieles angetan. Und auch Paul. Ich kann nicht einfach den Schwamm drüber nehmen, und alles ist vergessen."

Sie seufzte. "Natürlich. Das verstehe ich. Aber du musst wissen, dass ich alles zutiefst bereue. Ich hätte nicht zurück kommen müssen. Wenn ich nie meinen Tod vorgetäuscht hätte, wäre unsere Familie nie komplett geworden. Und du hättest auch nie Paul kennen gelernt. Aber... ich hätte dich nicht verjagen sollen. Dich so schlecht behandeln sollen und so arrogant wirken. Ich bin dir aufrichtig, ich bereue es. Und ich hoffe, dass wir uns irgendwann mal lieben werden. Wie Geschwister. Wie Zwillinge."

"Ich gebe mein Bestes.", antwortete ich und sie lächelte daraufhin.

"Nach dem du gegessen hast, müssen wir einen Plan schmieden. Erstmal wollen sich unsere Eltern dafür rächen, was der König mit ihnen gemacht hat. Und natürlich wollen wir dich und Paul wieder zusammen bringen."

Das hörte sich alles so gut an.
Und ich hatte Hoffnung.
Wir würden es schaffen.

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Hello schöne Menschen!

Wie fandet ihr das Kapitel?

Und mich würde interessieren, was ihr denkt, wie sie jetzt vorgehen werden. Und ob Abby Eleonore alles verzeihen wird :)

Liebe Grüße! ❤️❤️

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt