Kapitel 36

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Kleid: https://goo.gl/images/LkUfSV
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Warum tat mein Kopf so sehr weh? Kaum aufgewacht zog sich irgendwie alles zusammen.

"Guten Morgen, Mademoiselle Eleonore.", sagte eine junge Frau in Dienstkleidung, als sie näher zu mir trat.

"Morgen." Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen in der Hoffnung etwas Klarheit zu verschaffen.
Aber davon gingen die schrecklichen Kopfschmerzen nicht Weg.

"Alles in Ordnung, Mademoiselle Eleonore?", fragte die Zofe.

"Ja Danke. Ich habe nur Kopfschmerzen."

"Ich lasse Ihnen eine Tablette schicken. Das Bad habe ich schon vorbeireitet, Sie können baden gehen."
"Danke."
Ich taumelte, als ich ging und dann fiel mein Blick auf das Weinglas und die zwei Gläser.
Und da bekam ich einen Filmriss.

Philippe kam rein, schenkte mir ein Glas ein und ich trank. Dann wurde mir schwindelig und... wir haben uns ausgezogen.
Ich stockte und wurde panisch.
Ich konnte nicht fassen, was passiert war.
Und das schlimmste, ich konnte mich an nichts weiteres erinnern. Nur, dass wie er sich ausgezogen hat. Ich versuchte angestrengt an mehr zu denken, aber es kam nichts.
Ich wurde richtig panisch und ging hastig ins Bad. Beim Ausziehen bemerkte ich, dass ich am ganzen Leib zitterte.

Sobald ich in die Wanne stieg, klopfte es an der Tür, das war bestimmt die Zofe mit der Tablette. Mann wie ich mich auf diese Tablette freute, die würde bestimmt Klarheit bringen.

"Paul? Raus, ich bade!", rief ich.

"Hey, Langsam, ich wollte nur wissen, wie es dir geht."

"Gut. Paul das ist mir unangenehm, ich bin am baden. Da guckt man einem nicht zu."

"Erinnerst du dich an etwas?", fragte er. Ich stockte. Und dann wusste ich, dass es um große Sache handelte, wenn sogar er Bescheid wusste. Ich dachte es beließe bei Philippe. Dann musste er uns gesehen haben...?!

Ich schüttelte wie betäubt den Kopf. "Nur, dass Philippe mir Drogen gegeben hat."

Es klopfte nun nochmal an der Tür, diesmal war es die Zofe. Sie schaute Paul geschockt an, sehr wahrscheinlich weil er mir beim Baden zu sieht.

"Wir reden gleich.", sagte er und ging. Nein. Ich wollte jetzt wissen, was passiert ist.

Nach dem Bad und nach dem ich mich umgezogen habe, eilte ich zu Pauls Zimmer und stellte mit Erleichterung fest, dass er auf dem Bett saß und ein Buch las. Er legte das Buch weg als er mich sah.

"Können wir jetzt weiterreden?", fragte ich.
Er deutete auf sein Bett. Ich zögerte etwas, aber da er so ernst wirkte setzte ich mich doch neben ihm.

"An was kannst du dich erinnern?"

Ich atmete tief ein. "Das ist mir sehr peinlich zu erzählen.", stammelte ich. "Ich habe mich umgezogen, und dann kam Philippe in mein Zimmer. Er hatte zwei Gläser und Wein dabei. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht geht und dass ich verlobt bin, aber er sagte, dass er dich auch einladen würde, wenn du keine schlechte Laune hättest. Ich habe gesagt wir trinken ein Glas zusammen und unterhalten uns dabei etwas, und dann solle er mich schlafen lassen."

Ich sah es wie ein Deja Vu vor mir. Erst recht, da ich meine Augen geschlossen habe um mir es bildlich vorzustellen, in der Hoffnung mich an mehr zu erinnern.

"Ich spürte, dass der mir Drogen gegeben hat und dann... erinnere ich mich an nichts mehr."

"Ich habe gehört wie ihr miteinander geschlafen habt.", sagte Paul. Ich hielt mir erschrocken die Hand vorm Mund und glaubte nicht, was er sagte.

"Nein. Bitte sag, dass es nicht stimmt."

"Es tut mir leid, aber ja."

Es fühlte sich so an, als ob alles zusammen krachte. Mein Leben... meine Würde, meine Ehre. Ich fühlte mich schrecklich und wollte am liebsten sterben um all dem zu entweichen. Oder Philippe umbringen, dafür dass er mich berauscht und anschließend auch durchgezogen hat.

"Ich kann es nicht fassen.", sagte ich und fing dann auch an zu weinen. Dass Paul neben mir saß und mich weinen sah, war mir in dem Moment egal. Sonst würde er nie ein Tropfen über meine Wange gleiten sehen. Er reichte mir ein Taschentuch mit dem ich die Tränen wegwischte. Und dann nach einem Zögern, legte er behutsam seine Hand an meinem Arm um mich etwas zu trösten.

"Ich habe an der Tür geklopft, die war verschlossen. Und der Idiot hat sie glücklicherweise geöffnet und ich habe ihn... sehr verprügelt. Er kann unmöglich auf den Beinen sein und braucht ärztliche Behandlung."

"Also kann er nicht da sein?", fragte ich voller Hoffnung.
"Genau. Immerhin ist heute unser letzter Tag, deswegen muss ihn keiner von uns ertragen."
"Mal eine schöne Nachricht."

Wir schwiegen beide. "Und ist dann noch etwas passiert?", fragte ich dann.

"Bitte?"

"Nach dem du ihn verprügelt hast... ich bin angezogen gewesen, als ich aufgewacht bin."

"Ich bin noch die ganze Nacht bei dir geblieben, damit Philippe dich nicht noch einmal alleine vorfindet."

"Zwischen uns... ist aber nichts passiert?", fragte ich.

"Nein." 
Irgendwie glaubte ich das zu bezweifeln. Jede Nacht fragte er mich, warum sollte er es dann nicht ausnutzen?
Anderseits befand ich mich ja schon mal unter einer Berauschung und habe ihn gefragt, aber er hat abgelehnt.

Ich schaute ihn an um Anzeichen zu finden ob er die Wahrheit sagte, oder log. Aber ich tendierte eher zur Wahrheit.
Ich erhoffte mir die Wahrheit.

"Ich kann's nicht fassen.", wiederholte ich.

"Ganz am Anfang, als wir hier ankamen, hab ich dich vorgewarnt."

"Nicht nur du.", erwiderte ich. "Auch Mona, meine Zofe." Ich stand auf. "Danke, dass du mir das alles gesagt hast. Ich hoffe du warst ehrlich."

"Das war ich."

Ich ging dann los und kurz bevor ich austrat drehte ich mich um und sah, dass er mich immer noch anschaute.

"Danke auch dafür, dass du mir mit Philippe geholfen hast. Du hast das Elend verkürzt."

"Keine Ursache." Dann lächelte er. "Ich habe ihm gerne ins Gesicht geschlagen."

Ich erwiderte das Lächeln kurz

"Abigail, es tut mir schrecklich leid, dass ich nicht vorher gekommen bin. Ich hätte es verhindern können. Ich hätte wissen müssen, dass er vorhat dich zu sehen."

"Nein, Paul, du hättest es nicht wissen können."

"Es ist eine blöde Frage... aber wie geht es dir?"

"Beschissen. Ich fühle mich richtig beschissen, wie noch nie in meinem ganzen Leben. Ich... ich wurde vergewaltigt."

Er stand auf und trat näher zu mir.
"Kann ich irgendwas tun?"

"Du hast genug getan. Danke."

Und dann ging zurück in mein Zimmer, wo die neue Zofe aber schon ankündigt, dass ich jetzt runter zum frühstücken muss.
Meine Gedanken schweiften aber die ganze Zeit zu der Mistgeburt Philippe, der mir das schlimmste in meinem Leben angetan hat.
Aber auch zu Paul, der irgendwie so bekümmernd war. Es war eine andere, neue Seite von ihm, die ich ehrlich gesagt sehr mochte.
Leider wusste ich aber auch, dass wenn er sie jetzt weiterhin zeigte, ich ihn... sympathisch finden würde.
Wie bescheuert das auch klang.

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Hallo meine Lieben!
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen (:

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt