Kapitel 15

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"Lady Eleonore wird sofort vom König erwartet!", hörte ich jemanden vom Flur rufen. Ich saß noch am Schlagzeug wobei mir die Lust zum Spielen plötzlich verging.
Aber jetzt war ich etwas nervös. Paul hatte das befürchtet.
Vorhin ist jemand in den Streit von Paul und mir reingeplatzt. Ich dachte er hätte es mit dem Kuss gerettet, da die Person sofort wieder den Raum verließ, aber anscheinend ist doch was an die Ohren des Königs gekommen.
Damn. Paul meinte, sein Daddy würde uns eigenständig töten, wenn er das mitbekommt.
Ein paar Wachmänner stürmten hier ein und entdeckten mich. "Lady Eleonore, Sie werden erwartet."

Ich erhob mich und bemerkte, dass meine Knie zitterten.
Warum hatte ich jetzt Angst vor dem König?! Obwohl das vollkommen berechtigt war.
Das ist seine Hood, sein Revier und er ist der Herrscher hier. Er kann mit mir tun und lassen was er will.
Der Weg zog sich endlos lang und als wir ankamen wollte ich einfach vom Erdboden verschluckt werden.
Ich trat ein, und es kam mir vor wie ein Deja-Vú. In dieser Situation befand ich mich schonmal.
Es war ganz am Anfang, als ich den König das erste Mal gesehen hab. Er saß auf seinem Thron und auf den seitlichen Plätzen saßen ein Paar Männer, unter anderem James. Und Paul saß auch auf seinem Platz.
Der einzige Unterschied war, dass sich hier sehr viele Leute befanden- Zum einen die Wachmänner, die mich entführten, Elizabeth und Mona. Ich fragte mich was diese unterschiedlichen Leute gemeinsam hatten. Irgendein gemeinsamen Nenner musste es doch für ihre Anwesenheit geben.

"Lady Eleonore.", sagte der König. "Abigail Watney ist heute gestorben."
"Was?", fragte ich verwirrt. Zum einen, weil es nicht um Paul und unserem zu lauten Streit ging, zum anderen, weil, was zur Hölle laberte er? Ich stand doch hier vor ihnen in Fleisch und Blut und Kleid.
"Das heißt Wie bitte.", sagte er erstmal genervt. Dann fuhr er ernst fort: "Heute wurde ein Mädchen in New York erschossen. Und der Rechtsmediziner hat bestätigt, dass es sich bei der Leiche um Abigail Watney handelt."
Ich verstand die Welt nicht mehr. Sie haben also eine willkürliche Frau ermordet und den Mediziner bezahlt, damit er die DNA- Tests sabotiert.
"Die Kriminalpolizei hat den Fall schnell gelöst, ein Kerl namens Kelvin Richards soll Sie getötet haben?"
Kelvin Richards. Mit dem hatten Curtis und ich ein paar Auseinandersetzungen und einmal hatte er mir vor vielen Augenzeugen mit dem Tod gedroht, weil er die Geschäfte 'ungerecht' fand.
"Die Beerdigung findet morgen statt."
"Und... was ist mit Curtis?", stammelte ich.
"Curtis ist als einziger eingeweiht. Sagt er ein Wort, haben wir ihm mit einem qualvollen Mord gedroht."
Ja, genau wie anders herum. Mistkerl.
"Heißt das nicht auch, dass ich nie wieder nach New York kann?", sprach ich das aus, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte.
"Sie werden die Prinzessin von England. Was wollen Sie denn dann noch in New York?"
"Das ist meine Heimat."
"Nein. Das hier ist Ihre Heimat. Oder ein Grab, das können Sie sich frei aussuchen."
Ich wolle ausrasten. Ich wollte dem Kerl vor mir die Augen auskratzen. Und es störte mich auch, dass hier Millionen Augenpaare, wie bei einem Tennisspiel, vom König zu mir schauten.

"Alle die hier im Raum sind", sagte der König nun und hob seine Stimme. "wissen, dass die junge Frau vor uns nicht die wahre Lady Eleonore ist. Ich will von jedem einzelnen ein Eid hören, dass man diese Information nicht weitergibt. Sie wissen, dass ich Mittel und Zwecke besitze, Ihnen das Leben zu erschweren."
Oh ja, da hatte er recht. Er wusste immer ganz genau wie er erpressen soll.
Jeder Einzelne sprach einen Schwur aus, ich hörte es nur gedämpft, da für mich die Welt gerade zusammenbrach. Das war es also. Das war meine Zukunft. Ich hatte mir das Schlimmste vorgestellt, a la, Gefängnis, Hungersnot, Mord, und so weiter.
Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass meine Zukunft so wird- Luxus, Wohlstand- Krone- Thron- ein böses gutaussehendes Arschloch als Partner und kein New York. Alle schienen fertig zu sein, der König bedankte sich und schickte alle wieder zurück. Alle außer mich, Paul und die anderen Kerle die auf ihren Plätzen saßen.
"Lady Eleonore.", sagte der König. "Ich bin mit Ihren bisherigen Leistungen bedingt zufrieden, aber Sie müssen in Zukunft immer besser werden. In ein paar Tagen wird ein Ball veranstaltet, bis dahin möchte ich Fortschritte sehen."
"Ja.", murmelte ich immer noch zutiefst geschockt von dem Geschehen.
"Paul begleite Lady Eleonore zum Esssaal, ich komme nach." Paul stand auf, rückte seinen Anzug zurecht und kam auf mich zu. Er streckte seine Hand nach meiner aus, die ich ergreifen musste. Dann verließen wir den Saal und gingen durch die langen, leeren Korridoren zum Esssaal.
"Schade, dass du nicht zur Beerdigung kannst.", sagte er sarkastisch.
"Halt dein Mund, oder ich halte ihn dir zu bis du erstickst und ich an deiner Beerdigung Schlagzeug spielen kann."
"Eleonore, du bist wirklich krank."
"Und du bist ein dreckiges Arschloch, das kein Mitgefühl hat."
"Ich bin kein dreckiges Arschloch. Ich bin der Prinz." Ich merkte, dass ich ihn verletzt habe.
"Ja und ich die Prinzessin."
"Eine Prinzessin, dessen Mutter ein Alkoholjunkie war."
Ich blieb abrupt stehen. Es war schon zu viel. Meine Fake Beerdigung, wie der König mit mir umging und wie Paul mir auf die Nerven ging. Und jetzt tanzte er mir auf dem Kopf- war auszuhalten, es war ja nichts Neues- aber meine Mutter durfte er nicht in den Dreck ziehen.

Er schaute mich herausfordernd an- ein Mundwinkel und eine Braue hochgezogen, selbstfälliger Blick und ich klatschte ihm ins Gesicht.
Es klatschte so sehr, dass es zum einen den ganzen Flur echote, zum anderen meine Hand brannte.
Auch ihm muss es wehgetan haben, da sich schon ein Abdruck abbildete und er sich schmerzerfüllt mit der Hand über die Wange führte.
Überraschenderweise war es befriedigend, aber gleich daraufhin bereute ich es, da die Herren von vorhin, einschließlich James, hierher stürmten um zu sehen was passiert ist
Ihre Augen waren groß, als könnten sie nicht glauben, was sich gerade vor ihnen abgespielt hat. Okay, ich konnte es eigentlich auch nicht fassen. Ich habe gerade den Prinzen, den zukünftigen König Englands geohrfeigt.

Ich merkte, dass ich Scheiße gebaut habe, als sogar der König höchstpersönlich herkam.
"In die Kammer mit ihr.", sagte er ruhig, aber trotzdem vollkommen sauer. James übernahm den Job, hielt mich am Arm fest und führte mich irgendwo hin.
"Ich will dieses Weib für eine Woche nicht sehen!", rief der König uns nach

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt