Kapitel 22

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Ihr müsst das Lied beim Lesen hören! Dann bekommt ihr den richtigen Vibe 😂
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Ich atmete tief ein, als die Musik anfing. Denn das war unser Startsignal. Der König und seine Gefährtin gingen die breite, lange Treppe mit dem roten Teppich hinunter. Es war einfach nur krass, denn genau hier bin ich auch die Treppen runter gegangen, als ich das erste mal hier war. Nur, dass ich jetzt hinter dem Königspaar, neben Paul und mit gefühlten Millionen Augenpaaren auf mir ging.
Ich lächelte- nicht zu viel nicht zu wenig- ging aufrecht, Brust raus, Schulter zurück, mein linker Arm war in Pauls rechter eingehakt und mit der rechten Hand winkte ich, wie Elizabeth es mir beigebracht hat.

Ich fühlte mich endlos scheiße.
Alle Menschen schauten mich lächelnd an, klatschten und riefen mir Komplimente zu, und sie wussten nicht, dass es sich hier um eine dicke fette Lüge handelte. Ich war nicht Lady Eleonore.
Ich bin und bleibe ein Mädchen aus der Straße, aus der Gosse, aus New York und dieser Luxus, dieser rote Teppich, mein Kleid, die Perlen , die ich trug, das passte alles nicht zu mir.

Doch ich zeigte es nicht. Ich lächelte, winkte und führte mich auf wie die zukünftige Prinzessin.

Endlich kamen wir am Thron an, und als wir uns setzten spielten die Leute im Orchester leiser.

"Hoch lebe der König und seine Familie!", rief jemand und daraufhin wurde es öfters wiederholt.
Gott. So viel Glitzer, so viel Licht, so vielen Augenpaare auf mir habe ich noch nie erlebt. Ich hörte nicht zu was der König sagte, ich lächelte nur um mich herum und tat so als würde ich zuhören.

Dann hörte ich meinen Namen- naja Eleonores Namen und daraufhin klatschten alle. Paul erhob sich und streckte mir seine Hand aus.

Bleib cool Abby. Elizabeth hatte mich schon aufgeklärt- der Ball wird mit einem Tanz von uns beiden eröffnet.
Ich unterdrückte mir ein Schlucken, nahm seine Hand und dann tanzten wir. Ich musste gelassen bleiben, versuchte alles um mich herum auszublenden und mich nur auf den Tanz konzentrieren.
Aber immer wenn die Bogenstangen brutal über die Geige strichen, wurde ich wieder zur Realität gerissen.
Der Geruch vom Parfüm, den frischen Blumen und den vielen Menschen kitzelte in meiner Nase, dass mir schon fast schwindelig wurde. Dann spürte ich auch meine Beine nicht mehr und ich wollte am liebsten vom Erdboden verschluckt werden. Es würde eine Blamage werden. Gott. Wo war Mona? Ich brauchte sie.

"Hey, bleib ruhig.", sagte Paul dann. "Alles ist okay, du tanzt gut."

"Ich muss kotzen.", antwortete ich.

"Schmieg dich an mir. Dann fühlst du dich nicht mehr beobachtet." In der Tat. Als ich mein Kopf an ihn lehnte war ich zwar mit dem Gesicht zum Königspaar, aber immerhin besser unterwegs. Und es verwirrte mich, dass Paul sich um mich kümmerte. Aber es ging ihm wohl genau so scheiße und diese Veranstaltung schien ihm so wichtig zu sein, dass er normal bis nett mit mir umging.
Das Lied nahm endlich ein Ende und es wurde heftig gejubelt. Wir drehten uns zu den Menschen und Paul küsste mich dann auf die Wange.

Der König bat dann, dass die Gäste sich wohlfühlen, sich vom Essen und Trinken bedienen und tanzen sollten.

Und schon verteilte sich die Menschenmasse und nicht mehr alle Paare waren gefühlt auf mich gerichtet.

"So und jetzt gib dein Bestes.", flüsterte Paul während wir uns unter die Gäste mischten, damit Paul mich vorstellen konnte. Kaum sind wir die Stufen runtergegangen kamen un auch schon die ersten entgegen.

"Eleonore, das ist unser Premierminister, Mister Gregory."
Ich knickste.

"Eure Majestät, ich wusste sie haben einen guten Geschmack, aber Ihre Frau übertrifft alle Schönheiten, die ich bisher gesehen habe."
Ich könnt kotzen, warum schleimt der Kerl so?
"Danke Mister Gregory, meine Teuerste ist wirklich die schönste hier im Raum."
"Lady Eleonore, gestehen Sie bitte ehrlich was für ein toller Reiter Prinz Paul ist."
Reiter? Warum sprach er mich an? Ich durfte nicht in Panik ausbrechen, aber ich hatte so Angst von dem was ich alles falsch machen könnte.
Reiter, der Kerl meint also irgend etwas mit Pferden.
"Ohja das ist er. Bisher hatten wir aber noch kein Wettrennen gemacht."
"Ein Wettrennen?", der Premier lachte laut auf. "Sie sind aber lustig drauf." Ich hätte es eigentlich ernst gemeint, aber der Kerl dachte es sei nur ein Scherz.
"Oh nein, Lady Eleonore. Belästigt Sie mein Ehemann mit seinem trockenem Humor?", fragte eine Frau, die gerade auf uns zustieß.

"Mrs Gregory, schön Sie zu sehen!", wechselte aber dann Paul das Thema. Gut. Dann ging es nicht mehr um mich.

"Danke, Prinz Paul. Ihr Charme hallt den ganzen Saal entlang."
Paul lächelte sie an. "Das hoffe ich doch."
"Aber heute haben Sie hoffentlich nur Augen für Lady Eleonore?"
"Natürlich. Ich habe immer nur Augen für sie. Schon das erste mal, als wir uns gesehen hatten."

Nein, bei unserem ersten Treffen, da hatte er seine Männlichkeit nicht unter Kontrolle bringen können.

"Wie haben Sie sich denn kennengelernt?"

Die Frau schaute mich erwartungsvoll an, aber Paul antwortete glücklicherweise an meiner Stelle. "Es war ein Ball, in der Provinz, wo Eleonore herkommt. Als ich kurz nach draußen ging um frische Luft zu nehmen, sah ich sie und war geblendet von der Schönheit."
"Aww, was für eine wunderschöne Geschichte.", sagte die Frau entzückt.
"Mrs Gregory, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, vielleicht laufen wir uns später noch auf den Weg?"
"Das hoffe ich doch!"
Dann gingen Paul und ich weiter zu den nächsten Menschen.
Und das für eine lange Zeit.
Komplimente hier, Komplimente da, irgendwann würde ich selbst noch glauben, dass ich die hübsche, elegante Lady Eleonore bin.

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Und das ist Teil 1!
Ab jetzt will ich in einem Abschnitt von zwei Tagen updaten, es ist schön anstrengend es jeden Tag zu tun, erst recht, wenn man zwei Geschichten hat!
Hoffe das Kapitel hat euch gefallen!
Und liebe Grüße

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt