Kapitel 48

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Es war sehr früh am Morgen, als wir aufbrachen. James begleitete uns bis zum Tor und wünschte uns viel Glück in Dubai. Er hatte es sehr betont.

"Keine Sorge James, wir haben uns zur Kenntnis genommen was Sie gesagt haben."
Er nickte. "Es freut mich, dass ich Sie zur Vernunft bringen konnte." Er trug meinen Koffer dann in das Auto und wünschte uns eine wunderschöne Zeit.

"Okay jetzt kann der Spaß beginnen.", murmelte ich. Es war eigentlich vorgesehen einen Privatjet nach Dubai zu nehmen. Aber Paul und ich verkleideten uns, setzten uns die Perücken, Brillen und er auch den unechten Schnurrbart auf und dann ging es zum Londoner Flughafen. Ich war gar nicht mal so nervös, weil ich es nicht kannte, von anderen Menschen erkannt zu werden. Paul dagegen brauchte mir nicht zu sagen, dass er etwas Angst hatte. Jeder kannte ihn. Er war ja auch der Prinz von England. Ich war seit gestern auch die Prinzessin, aber irgendwie war ich mir dem nicht ganz bewusst.

"Sie sagen auch nichts meinem Vater?", fragte Paul den Chauffeur noch mal.
"Nein Eure Majestät. Ich werde das Land verlassen."
"Gut." Hörte sich jetzt etwas krass an, aber Paul hat ihm im Ausland ein Haus besorgt was viel Größer als seine jetzige Unterkunft, die viel zu klein für eine fünf- köpfige Familie war. Und er hatte ihm auch einen Job dort sichern lassen.
Es war einfach so anstrengend diese Reise nach New York vorzubereiten. Ich wusste, dass es jeden Nerv und alle seine Gehirnzellen benötigte, damit er mir diesen Trip ermöglichen konnte.
Wir stiegen nun aus, den Blick auf den Boden gerichtet und gingen jeden Schritt durch, den wir uns gestern vorgenommen hatten. Bis wir eincheckten und endlich die Durchsage kam, dass wir nun einsteigen durften, haben wir kaum geredet, waren aber sehr erleichtert als wir endlich im Flieger saßen.

"Und wie ist es so?", fragte ich Paul leise, nach dem ich mich angeschnallt habe.
"Ein schönes Gefühl. Ich bin mal kein Prinz."
"Gib zu, du magst diese Rolle."
"Natürlich. Aber es ist schön, auch mal in eine andere zu schlüpfen."
"Und jetzt fünf Stunden warten."
Paul nahm meine Hand. "Fünf Stunden mit dir, es wird eine schöne Zeit."

*

Es war nervenaufreibend. Ich befand mich schon sehr oft in Stresssituationen, wenn ich ein Diebstahl begann, schwarz fuhr, Polizisten hinter mir her waren, aber der Moment jetzt war schon anstrengender- vielleicht weil Curtis nicht da war, der in jeder Situation, egal wie schlimm sie auch ist, immer gelassen, cool und ruhig bleibt.
Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen.

Und sobald wir endlich aus dem Flughafen kamen- keiner hat uns erkannt-, kamen mir fast die Tränen als ich den Boden von New York betrat. Es gab eine riesige Menschenmasse, Leute, die in allen Farben gekleidet waren, unterschiedliche Launen hatten und in unterschiedlichen Tempos vor sich hingingen. Dann diese riesigen Gebäude zu sehen, die ganzen Läden und den chaotischen Verkehr.

"Wow.", sagte Paul. "Es ist... unglaublich." Ich lächelte ihn an. "Verstehst du jetzt warum ich nicht entführt werden wollte?"
"Ja.", erwiderte er. "Und jetzt verstehe ich auch, warum du so selbstbewusst bist. Wow."
"Okay, lass uns ein Taxicab suchen und zu unserem Hotel fahren."
"Gute Idee."
Die Fahrt dauerte nicht lange. Und unser Hotel war sehr durchschnittlich. Ich merkte, dass Paul ein klein wenig enttäuscht und überfordert war, da hier keine Spur von Luxus war, den er eigentlich kannte.
Aber mir gefiel es. Und es war so schön mit Leuten zu reden, die amerikanisches Englisch sprechen. Ich habe den Akzent so vermisst.

Im Zimmer legten wir uns aufs Bett, da wir beide wirklich erschöpft von der Reise waren.

"Also, was hast du jetzt vor?", fragte Paul.
"Erst Mal kriegst du einen Kuss, weil ich dir unendlich dankbar bin." Ich beugte mich zu ihm und küsste seine Lippen. "Und jetzt gehe ich zum Grab meiner Mom."
"Ich werde auf dich warten."
"Okay."
"Aber geh nicht ohne mir Bescheid zu sagen zu Curtis."
"Ja klar. Wieso denn?"
"Ich möchte, dass wir zusammen gehen."
"Ja na klar." Und da merkte ich, dass er ein klein wenig eifersüchtig und auch misstrauisch war.

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt