Kapitel 1

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Bis auf die gelb leuchtende und knisternde Straßenlaterne, unter der viele kleine Viecher summten, war es stockdunkel, sodass ich den Typen vor mir kaum sah. Unter dem riesigen Hut sah ich nur tiefe Augenringe und eine dicke Nase. Den Mund hatte er mit einem übergroßen, roten Schal bedeckt. Der Mann schüchterte mich nur ein klein wenig ein- lag wohl daran, dass er kräftig gebaut war und vielleicht unter diesem langen Mantel irgendwelche Waffen deponierte.

"Ich will meine Kohle haben!", Mit meinem aufrechten Stand und meinem selbstsicheren Auftreten schüchterte ich diesen Typen sicherlich ein. Zumindest hoffte ich das, denn ich brauchte dieses Geld wirklich dringend. Ich wollte nicht noch einen Tag ohne etwas zu Essen beenden. Deswegen blieb mir nichts Anderes übrig als langsam meinen Revolver zum Vorschein zu bringen. So bedrohlich war die Situation gar nicht. Er musste schließlich nicht wissen, dass ich nur noch eine Kugel übrig hatte, die ich sicherlich nicht an ihm verschwenden würde.
Ich wartete ein paar Sekunden ab, bis er sich regte und etwas aus seinem Mantel kramte.

"Chill, hier hast du sie.", sagte der Mann vor mir genervt. Trotz der Kälte und meinen durchgefrorenen Fingern nahm ich den Umschlag entgegen und öffnete ihn. Tatsächlich, es befanden sich die vereinbarte Anzahl an Scheinen darin.

"Regeln sind klar?", fragte ich ihn, während ich den Umschlag in meine Jacke verstaute und ihn weiterhin anschaute.

"Ich habe dich nie getroffen.", sagte er und ließ mich genau das hören, an was ich dachte.

"Genau. War schön Geschäfte gemacht zu haben." Keine Sekunde wollte ich länger mit dem Typ verbringen, doch bevor ich ging, sagte er noch was: "Du solltest dich unbedingt mal duschen gehen." Es stimmte. Meine Haare hatte ich auch schon lange nicht mehr kämmen können. Dennoch ging ich darauf nicht ein und ging wortlos davon. Ich wusste ganz genau, dass er immer noch an der gleichen Stelle stand und beobachtete, wie ich durch die kalte und verlassene Gasse ging. Ich war froh als ich den Block wechselte, denn seinen Blick wollte ich nicht mehr an einem Rücken spüren. Und begegnen wollte ich ihn auch nicht mehr.

Ich hielt Ausschau nach Curtis, meinem Freund, dieser hier irgendwo stecken musste. Es war jedoch viel zu dunkel um irgendwas zu erkennen und dieses Ghetto Viertel von New York hatte leider eine schrecklich geringe Anzahl an Straßenlaternen. An einem Auto sah ich jedoch eine Regung. Es könnte Curtis sein. Es könnte aber auch jemand anderes sein, der sich dann mein Gewinn gönnte und mich noch dazu schwer verletzen würde. Langsam und vorsichtig ging ich auf die Person zu und je näher ich kam, desto unbehaglicher fühlte ich mich.

„Abby, bist du das?" Ich atmete erleichtert aus, denn es war Curtis. „Was machst du?", fragte ich daraufhin. Es war eigentlich eine überflüssige Frage, denn ich sah ganz genau was er tat- ein Auto kurzschließen, damit wir schneller nach Hause kamen.

„Ich habe diese Karre gesehen und will die jetzt fahren." Ich half ihm die Tür zu öffnen und erzeugte einen Kurzschluss. Heute war echt ein toller Tag - wir haben nicht nur Geld, dieses Auto dürfen wir heute auch fahren.

"Und, hast du die Knete?", war das erste was Curtis mich fragte sobald wir ins Auto stiegen. Ich gab ihn den Umschlag und rieb sofort meine Hände aneinander, in der Hoffnung sie zu wärmen.
Sie waren so kalt, dass sie blau schon anliefen.

"Awesome. Lass uns nach Hause."

Er startete den Motor, damit ging auch P.I.M.P. von 50 Cent an. Leise sang ich mit, dabei ignorierte ich meine, vor Kälte, zitternde Stimme. Der Verkehr in dieser Gegend war zum Glück nicht so überfüllt, wer wollte hier denn schon freiwillig fahren? Drogendeals wo man nur hinschaut, Dreck und Armut. Von der Straße schaute ich auf meine Hände, die ebenfalls kein schöner Anblick waren. Der werte Herr von vorhin hatte leider recht, ich könnte dringend eine Dusche vertragen.

Lady Ghetto Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt