Es wurde später und später und Zeit zu Essen. Irgendwie war ich froh nicht im Kerker zu liegen und wenig Essen da zu haben, aber anderseits wollte ich nicht mit dem König an einem Tisch sitzen.
Aber ich musste da durch. Paul und ich mussten zusammen zum Esssaal, der König würde nachkommen. Er nahm meine Hand, verschränkte seine Finger in meine und wir gingen dann los. Da ich eine Woche Pause von ihm hatte, musste ich mich erst einmal wieder an das Händchenhalten gewöhnen.
"Es war schön ohne dich.", eröffnete Paul das Gespräch.
"Ganz meinerseits. Ich hatte aber leider keinen, den ich ins Gesicht schlagen konnte."
"Das hat noch nie jemand gemacht, Schätzchen. Du bist die erste." Jetzt fixierte er mich mit seinem Blick, was mich zugegebenermaßen etwas nervös machte, aber das ließ ich mir natürlich nicht anmerken.
"Was für eine Ehre.", murmelte ich sarkastisch.
"Vater hat dich mit dem Kerker bestraft, meine Strafe kommt aber noch."
"Oh jetzt habe ich Angst. Wirklich sehr Angst. Ich bin von Bullen verfolgt worden, von Psychopathen, die eine Waffe in der Hand hielten und einmal von einem Pitbull, der so aussah als hätte er Tollwut. Du kannst da nicht mithalten, Baby."
"Baby?"
"Wechsel nicht das Thema."
Ein paar wichtige Menschen gingen an uns vorbei und wir grüßten sie freundlich, um uns dann wieder zu streiten.
"Du unterschätzt mich, Baby. Du weißt nicht, wozu ich imstande bin. Und was ich vorhabe."
Ehrlich gesagt unterschätzte ich diesen Kerl keineswegs, ich tat nur so. Und ich wusste wozu er imstande war. Das hier war sein Revier.
"Dann bin ich gespannt. Es wäre sicher eine Belustigung. Ach ja, Paul, zählt unser Deal noch?"
"Das Geld ist im Zimmer.", erwiderte er ernst.
"Okay."
"Ich nehme dich bei Wort. Du hast das Geld und sagst trotzdem nichts meinem Vater. Wenn du das tust, bringt er mich um, und ich ziehe dich mit in den Tod."
"Ach bitte. Ich hab doch gesagt, dass ich ein fairer Dealer bin."
"Du kommst aus der Straße, das muss nichts heißen, wenn du sagst, du wärst ein fairer Dealer."
"Gerade weil ich von der Straße komme bin ich ein fairer Dealer. Was glaubst du wie ich mich über Wasser gehalten hab?"
"Mit Drogendeal, wurde mir schon gesagt."
"Und wer ist jetzt der faire Dealer?"
"Ich hoffe du." Zwei Wachmänner öffneten uns die breiten und riesigen Türen und wir nahmen am Tisch Platz. Fast hätte ich schon vergessen wie üppig es hier gedeckt ist und diesmal könnte ich überzeugen mit der Art wie ich aß. Elizabeth und ich haben das Thema Zehntausend Mal durchgekaut und ich wusste welche Gabel für den Salat gedacht war.
Als der König und die Königin kamen, erhoben Paul und ich uns und warteten bis er uns sagte, dass wir sitzen können.
So wie immer wurde sich am Esstisch nicht unterhalten und diesmal kam ich mir nicht wie ein Fremder vor, denn ich aß genau wie alle anderen hier auch.
Und das schien die Königin zu merken, die mich bekräftigend anlächelte.
"Sie haben viel dazu gelernt, Lady Eleonore.", sagte der König als uns gerade die Nachspeisen serviert wurden.
"Wenn man eine Woche lang im Kerker gesperrt ist und nichts Anderes zu tun hat, als zu lernen, sollte Sie das nicht wundern."
"Tut es nicht, keine Sorge. Wenn Sie keine Fortschritte gemacht hätten, würde ich Sie wieder zurückschicken."
Wow. Der war ja drauf.
"Schön, dass dies nicht der Fall ist."
"Und wie ich höre, haben Sie sich den britischen Akzent angeeignet und reden nun viel besser."
"Wie ich schon sagte, Eure Majestät, dort unten hatte ich nichts besseres zu tun als Tanzen, Tischmanieren und den Akzent zu lernen."
"Vielleicht sollte ich Sie wieder dorthin schicken, damit Sie weitere Fortschritte machen."
Ich war sprachlos. Zum ersten Mal in meinem Leben. Dazu hatte ich keine kecke Antwort parat, sondern ich schwieg.
Wie ich diesen Kerl hasste.
"Ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird. In ein paar Tagen steht ein Ball an, viele Leute wollen sehen wen der Prinz heiratet.", sagte der König dann.
"Kann man denen nicht einfach ein Bild zeigen?"
"Nein. Die Leute kommen her um zu sehen, dass ihr euch liebt, wie ihr Küsse austauscht und tanzt."
"Das sieht aber nicht so spannend aus.", murmelte ich.
"Für diese Leute schon, Lady Eleonore. Machen Sie das gut."
Oh man. Aber ich verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, weil der Pudding einfach so himmlisch schmeckte.
Nach dem Essen hatte ich schon wieder Unterricht und musste lernen wie man einen Fächer zu bedienen hat. Und anschließend hatte ich Freizeit. Ich eilte in mein Zimmer und suchte das Geld. Ich fand gleich einen Koffer auf dem Bett und öffnete diesen.
Wow. Das war mehr Geld als nötig.
Ich war so fasziniert, da ich noch nie solch eine Menge an Geld gesehen hatte.
"Du hast aber nicht vor abzuhauen, oder?" Ich erschrak vollkommen als ich Pauls Stimme hörte, da ich mit meinen Gedanken bei diesem Cash hier war.
"Gott, Paul, warum schleichst du dich so an?!"
"Ich wusste, dass du so schnell es geht das Geld besorgen wirst."
"Das war unser Deal, vergessen?"
"Nein. Aber ich vertraue dir auch nicht. Ich möchte sehen wem du es gibst."
"Vergiss es." Ich knallte den Koffer zu und schaute ihn an. "Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie es von mir annehmen würde. Vor dir ganz sicher nicht."
"Ich vertraue dir aber nicht."
"Paul, du gehst mir grad richtig auf den Sack. Davon hast du nichts beim Deal gesagt."
"Und was schlägst du vor?"
"Ich schlage vor, dass du hier wartest, ich gebe das Geld ab und dann komme ich wieder."
"Nein. Ich folge dir."
"Nein, vergiss es." Ich seufzte. "Okay hör zu, du wartest im Badezimmer, die Tür nur ein spaltbreit geöffnet und bekommst alles mit. Mona darf aber nicht wissen, dass du da bist."
"Deal."
"Ich muss Mona aber erstmal suchen."
"Nein, das kann der Wachmann vor der Tür machen."
Ich zögerte, ging jedoch dann zum Wachmann und fragte ihn freundlich ob er Mona herbringen könnte.
"Du kannst auch nur sagen: ich erwarte meine Zofe jetzt. Du brauchst den nicht fragen."
"Und du hast mir nicht zu sagen, was ich tun soll. Jetzt geh bitte ins Bad."
"Aber du darfst mir sagen was ich tun soll?"
"Ja, weil ich die Hosen an hab." Er lachte. Ganz klar hatte er Hosen und ich ein Kleid an, aber er fand die Vorstellung anscheinenden auch absurd.
"Du denkst, du hättest die Hosen an?"
"Ich denke das nicht, ich weiß es. Und jetzt musst du dich verstecken." Ich kam näher zu ihm und drängte ihn etwas ins Bad.
Und gleich darauf klopfte es an der Tür.
"Du hast nach mir verlangt.", sagte Mona. Dann kam sie aber zu mir und umarmte mich fest. "Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Du warst eine Woche weg. Eine Woche."
"Ich weiß, es tut mir leid. Aber darum geht es jetzt nicht."
"Ist denn alles in Ordnung?", fragte sie besorgt.
"Ja, es ist nur, ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll."
Ich nahm den Koffer, drehte ihn zu ihr um und öffnete ihn. Auch sie schien von der Menge des Geldes fasziniert zu sein.
"Willst du aufbrechen?"
"Nein! Ich meine würde ich gerne, aber damit gefährde ich mein Leben und das Leben von einem guten Freund."
"Und was machst du mit dem Geld? Von wo hast du das?"
"Ist eine lange Geschichte, der Prinz weiß, dass ich es habe. Und es ist nicht für mich sondern... für deine Eltern."
Sie schaute mich ungläubig an. "Wie bitte?"
"Deine Mutter leidet an Brustkrebs, dein Vater kann sie nicht versorgen. Paul schuldet mir ein Gefallen und ich hab nach Geld gefragt."
"Abigail.", flüsterte sie tränengerührt. "Ich kann das nicht annehmen."
"Doch. Ich bin die Prinzessin und ich bestehe darauf, dass Sie es nehmen. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie auf der Stelle quittiert." Sie stimmte meinem Lachen ein. "Mona ich meine es ernst, bitte nimm es. Wenn meine Eltern noch am Leben wären, würde ich es ohne frage tun."
"Danke.", sagte sie. "Abigail, ich danke dir vom ganzen Herzen."
"Willst du nicht noch heute deine Eltern besuchen?"
"Darf ich?"
"Ja, klar."
Sie umarmte mich dann ganz innig und dies für eine lange Zeit bis ich merkte, dass sie weinte.
"Abigail, du bist eine tolle Frau, weißt du das? Und eine richtig gute Freundin."
"Ja natürlich weiß ich das.", scherzte ich. Dann ließen wir einander los. "Du hast jetzt genug Geld um deine Eltern zu versorgen. Wirst du noch wieder kommen?"
"Und meine Freundin hier alleine lassen? Auf keinen Fall. Ich will diejenige sein, die dich kleidet und dir Insider Informationen gibt."
"Und ich will keinen außer dich. Okay, es wird mir jetzt zu kitschig, geh jetzt los."
Sie umarmte mich ein letztes Mal und ging dann raus. Und kurz darauf betrat Paul auch wieder das Zimmer.
"Sah das aus wie eine illegale Sache?", fragte ich ihn.
"Nein, das war... herzzerreißend. Ich wusste gar nichts von ihren Eltern."
"Kanntest du sie überhaupt?"
"Ja, sie war auch die Zofe von Eleonore."
"Schade, dass Eleonore nie was davon erfahren hat. Und jetzt folg mir nicht mehr, ich will dich nicht sehen.""Schätzchen, wir werden heiraten. Ich darf nicht von deiner Seite weichen."
"Sag das noch einmal und ich ohrfeige die andere Seite."

DU LIEST GERADE
Lady Ghetto
Romance*Wird komplett überarbeitet* Eines Morgens wird Abby von irgendwelchen Typen entführt, die sie von den Straßen in New York zu dem Palast des Königreiches in England bringen. Für all den Wohlstand und Luxus soll sie den Platz der verstorbenen Prinze...