46 - nächtliche Gedanken.

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TARAS SICHT

Der Regen peitschte mir ins Gesicht und so schnell es ging lief ich die Teerstraße entlang. Ich war schon von oben bis unten völlig durchnässt von dem strömenden Niederschlag der schon die ganze Nacht lang anhielt. Mein Herz pochte bis zum Hals und das Atmen tat mir schon wegen des langen Laufs weh. Meine Lungen brannten wie verrückt. Haare klebten durch den Regen in meinem Gesicht fest und ich bekam sie nur mit Mühe wieder weg. Ich war so konzentriert darauf nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, denn das passierte mir ja bekanntlich oft. Ein paar Äste fliegen durch die Gegend und ich versuche nicht darüber zu fallen. Ich sah so wenig, durch das dumpfe Licht der halbleeren Taschenlampe, die ich zitternd in der Hand hielt. Meine Konzentration lag wie schon gesagt auf meinen Füßen, doch auch bei dem Versuch den ganzen Beißern rechtzeitig auszuweichen, wenn plötzlich einer vor mir überraschend auftaucht. Ich hatte auch Angst verständlich oder?  Doch ich überwinde diese Angst für Alanis. Sie war nah und sie war nicht sicher. Nicht bei diesem dreckigen Arschloch. Er wollte nur ihren Körper, ihr inneres war ihm doch völlig egal. Ich muss sie beschützen und den Typen umlegen. Die Waffe in meinem Holt wippte auf und ab an meinem Gürtel. Fünf Kugeln. Fünf Kugeln hatte ich um ihn zu treffen. Das muss zu schaffen sein. Fünf Kugeln um mich überhaupt zu ihm durchzukämpfen. Fünf Kugeln um mein und Alanis Leben zu retten. Verdammt! Fünf Kugeln würden niemals reichen. Warum war ich so dumm und hatte nicht an mehr gedacht? Naja ich hatte es auch ziemlich eilig. Deswegen sprinte ich auch und konnte nicht einfach eine Pause einlegen, denn dann würde ich zu spät kommen. Zu spät für sie. Zu spät um sie für immer zu retten. 

Schreiend schrecke ich auf und blicke mich ängstlich um. Wo war sie? Wo ist Alanis? Ich tastete meine Bettseite ab, doch diese war leer. Zwar war sie benutzt aber leer. Plötzlich kam eine Person herein. Nicht Alanis. 

"Tara was ist los", fragte sie. Rosita. 

"Wo ist Alanis? Sie liegt nicht hier! Wo ist sie?", schrie ich hysterisch und stand nun auf. 

"Tara, hey. Sie ist nicht hier. Sie ist bei Negan. Sag gehts dir gut?"

"Ich muss zu ihr. Sie braucht mich. Was will er von ihr?"

"Nein du kannst nicht gehen. Tara, was ist los mit dir hast du schlecht geträumt?" 

Ich hielt inne und atme tief ein und wieder aus. Was war los mit mir? Ich wusste doch das Alanis bei Negan war. Er hatte sie gefangen genommen. Wieso kam ich darauf, dass sie hier ist? 

"Ich weiß nicht was los ist Rosita."

"Du vermisst sie eben. Vielleicht so stark, dass du dir vorstellst sie ist hier bei dir. Das ist normal ok? Leg dich zu mir ok?" 

"Nein. Ich...ich brauch frische Luft. Schlaf ruhig weiter. Mir gehts gut."

"Pass auf dich auf ja?" 

Ich nicke und lächelte Rosita noch mal zu dann verschwand ich aus dem Zimmer und lief die Treppen nach unten. Mein Weg endete auf der Veranda auf unserer Hollywoodschaukel, auf der Alanis so oft saß. Ich setze mich hin und ziehe meine Knie dicht an meinen Körper, während ich über die Siedlung sah. Vereinzelt brannten noch Lichter, aber dieses ging auch nach einiger Zeit aus. Ich wusste nicht mal wie spät es überhaupt war. 

Diese Frage beschäftigte mich allerdings gerades so gut wie gar nicht, viel wichtiger erschien mir eine Antwort auf die Frage, warum ich dachte, dass Alanis hier bei mir ist. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Es war komisch. Aber vielleicht hatte Rosita recht und ich vermisse sie so sehr, dass ich mir schon einbilde dass sie hier bei mir war. Naja jeder Gedanke drehte sich eigentlich auch ein wenig um Alanis und es brach mir einfach nur das Herz, dass sie nicht mehr hier bei mir war. Da wo sie hingehörte. Nach Alexandria ihr Zuhause. 

Ob sie Sanctuary wohl als ihr Zuhause ansah? Ich meine sie verbringt schon eine ziemlich lange Zeit dort und wahrscheinlich auch nur dort. Ich kann mir nicht vorstellen, dass  sie das Anwesen einfach so verlassen darf. Schließlich war sie seine Frau und stand unter seinem Befehl, wie ich das bis jetzt mitbekommen hatte. Vorstellen wollte ich mir gar nicht, was er mit ihr tat. Wie es ihr dort gehen muss. Waren sie wenigstens einigermaßen nett zu ihr oder interessierte es sie einen Dreck wie es Alanis ging. Wurde Gewalt angewandt, wenn sie nicht hören wollte? Oder schlimmeres? Was wenn sie dort vergewaltigt wird. Sex haben muss, den sie nicht will. Meine einzige Hoffnung ist, dass es dort auch Menschen gibt, die sie leiden kann. Vielleicht eine nette alte Dame oder Kinder. Alanis liebte es einfach mit Kindern zu spielen oder alten Damen dabei zu lauschen wie sie eine ihrer Geschichten erzählte. Doch mehr als das bräuchte sie jemanden, der sie in den Arm nimmt wenn sie traurig ist oder ihr beruhigend zuredet, dass alles irgendwann gut werden wird. 

Doch das konnte ich nicht wissen, dazu müsste ich mit ihr sprechen dürfen. Besser gesagt können, sie kam bestimmt nicht mehr her, da sie sich in ihrem Brief an mich schon verabschiedete. Aber das nahm ich nicht hin. Alles mögliche werde ich tun um sie wieder in sicherer Umgebung zu wissen. Zur Not würde ich an ihre Stelle gehen, auch wenn ich nicht unbedingt scharf drauf war. Aber ich würde sie annehmen um mir hinterrücks einen Plan zu überlegen wie ich Negan und seinen Pack von Männern auslöschen kann. Doch er wird Alanis wohl kaum einfach so rausrücken oder gegen mich eintauschen. Ich wusste was er an ihr hatte. Sie war nicht hässlich und hatte die perfekte Figur. Außerdem war sie schüchtern und leichter zu brechen. Negan war nicht zu dumm um das alles zu erkennen. Klar war ich mir sicher, dass Alanis sich auch gut wehren konnte und dies sicher auch ein oder zweimal tat doch auf ewig hält sie das nicht aus. Irgendwann wird sie nachgeben oder hat dies bereits und dann zerstört es sie innerlich noch mehr. Mehr als sie jetzt schon am Boden ist als ich sie vor ein paar Tagen sehen durfte. Es zerbrach nicht nur mir das Herz, in ihr sah ich den Schmerz auch. Ich wollte gar nicht wissen wie es für sie sein musste einfach so von ihm genommen zu werden. Sie war hilflos, konnte sich durch so einen starken Mann ja kaum mal mehr wehren. 

Die Gedanken daran verdränge ich so schnell es ging. Es machte mich noch trauriger ihr Leid zu bedenken. Es reichte schon der Gedanke daran dass sie nicht da war. Ich machte es mir selbst ja noch schwieriger wenn ich immerzu an ihren Zustand dachte. Das macht mich irgendwann auch fertig. Nein ich war schon fertig. Fertig mit dem Gedanken daran, sie vielleicht nie wieder fröhlich zu sehen. 

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Bin wieder back in der Hood!!!!

Was lief bei euch die Woche so? ❤

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