61 - Akzeptanz.

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TARAS SICHT

"Wie willst du das machen", frage ich Al neugierig, denn das war vielleicht eine Idee die besser klang als die Sanctuary zu überfallen.

"Ich weiß nicht. Es muss unauffällig sein."

"Gift?"

"Wo soll ich das bitte her bekommen mh?"

"Uns wird was einfallen."

"Mhh", sie war skeptisch. Die ganze zeit über war sie schon komisch. Ich hatte so das leise Gefühl Negan war ihr nicht ganz egal. Und das machte mich aggressiv.

"So haben wir die Chance dich von ihm los zu bekommen. Dann gibt es nur noch die Saviors."

"Du meinst das Pack Vergewaltiger, Mörder und Diebe? Ja. Was meinst du was passieren wird wenn Negan nicht mehr da ist um das Sanctuary zu leiten. Wir, die Frauen stehen nicht mehr unter seinem Schutz und sind wieder Freiwild. Kannst dir ja denken wenn es als erstes erwischen wird von all den kleinen Grüppchen", Alanis zischte alles leise vor sich hin. Warum sie so wütend war konnte ich nicht nachvollziehen, doch ich hatte anscheindend recht mit meiner Theorie. Sie versuchte sich die ganze zeit raus zu reden und Negan irgendwie in Schutz zu nehmen. Was sollte das?

"Willst du überhaupt, dass er stirbt?"

Ich musste diese Frage einfach stellen um Klarheit zu schaffen. Nicht das wir beide in völlig verschiedene Richtungen gehen mit unseren Plänen.

"Einsperren wäre eine viel effektivere Strafe, meiner Meinung nach. Er soll dafür bezahlen, was er allen angetan hat. Was er mir angetan hat."
"Du magst den Kerl echt! Ich glaubs nicht!"
"Wie kommst du drauf? Nein!"
"Du hast gesagt 'angetan hat', das heißt du empfindest es jetzt nicht mehr so Al. Gefällt es dir wenn er dich berührt und was auch immer ihr da macht?"
"Nein, natürlich nicht", sie sah wild in der Gegend umher und ihre Unterlippe zitterte mal wieder, weil sie nervös war.
"Ich fass es nicht du stehst auf diesen Mörder", ich sprang wütend und gleichzeitig überraschend auf.

"Nein! Sag sowas nicht", Alanis sprang nun ebenfalls auf und wir sahen uns lange in die Augen.
"Aber es ist so Al! Checkst du es nicht? Du schwärmst regelrecht von ihm. Ich hab doch gesehen wie du ihn angesehen hast, vorhin am Tor. Hör doch wenigstens auf es zu leugnen!"
Ich war schon lange nicht mehr so wütend auf sie. Wie konnte sie sich nur in so ein Arschloch verlieben oder was auch immer das zwischen den beiden war. Es machte mich unglaublich wütend.

"Hör auf das zu sagen! Du hast Unrecht!"

"Ach hab ich das? Was ist dann deine Beziehung zu ihm?"

"Es gibt keine! Er bestellt mich zu sich, wir verbringen Zeit in seinem Bett und dann schickt er mich wieder weg. Du weißt gar nicht wie schlimm das für mich ist!"

"Ja unglaublich schlimm. Du merkst es ja nicht mal! Überleg doch mal. Du kannst nicht selbst sagen, was das zwischen euch ist willst aber auch nicht meine Meinung dazu akzeptieren."

Nach diesen Sätzen sagte sie nichts mehr. Sie stand da und blickte auf den Boden, dabei machte sie ihr typisches Nachdenkgesicht und biss auf ihrer Unterlippe herum. Sie dachte ernsthaft darüber nach was ich gesagt hatte. Das machte mich schon mal etwas glücklicher. Alanis war ein Mensch, der Gefühle schlecht einschätzen konnte. Sie dachte damals bei der Highschool Party auch, dass sie Kyle irgendwann mal heiraten würde. Sie sagte, sie hätte es gespürt. Ich dachte erst sie meinte seine Zunge in ihrem Rachen doch sie redete von dem Gefühl. Gefühl der Liebe oder so n Zeug.
Kyle war unwichtig, doch das hier, ihre Beziehung zu Negan war wichtig. Damit ich wissen konnte wie es weiter ging. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass sie ihn töten wird wenn sie doch Gefühle für ihn hat. Das ist einfach so. Sie wird es nicht durchziehen.

"Ich habe keine Gefühle für ihn. Er ist ein Arschloch."

"Dann würdest du ihn auch töten für mich, für Alexandria?"

Sie überlegte wieder einige Zeit lang und kam dann zu einem Entschluss: "Ja, ich denke schon."

"Ich glaub dir nicht Al. Deine Unterlippe zittert und du plapperst wirres Zeug. Gib es doch einfach zu wenn du es nicht kannst. Ich verstehe das, man kann nichts gegen seine Gefühle anrichten. Ist halt scheiße in deinem Fall, aber wir müssen das jetzt klären!"

"Ich kann es nicht zugeben wenn ich es nicht weiß!"

"Aber du magst ihn irgendwie, dass ist sicher oder?"

Sie nickte und sah immer noch beschämt zu Boden.

"Hey. Du brauchst dich nicht zu schämen. Ich bins nur. Deine beste Freundin. Deine Schwester. Deine Familie. Du weißt du kannst mit mir reden, ganz offen. Auch über ihn. Ich will nur wissen was du fühlst damit ich weiß wie ich dir helfen kann."

Sie stand den Tränen nahe als sie wieder meinen Blick suchte. Ganz glasig waren ihre braunen Augen, doch sie drückte keine einzige Träne heraus.
"Komm her", meine ich und schließe sie in meine Arme.
Nun fing sie tatsächlich an zu weinen. Meine linke Schulter war schon ganz nass von den ganzen Tränen und sie tat mir einfach nur leid, auch wenn ich ihre Gefühle gegenüber Negan nicht verstehen konnte.
"Ich vermiss dich so schrecklich", murmelte sie gegen meine Schulter.
"Ich dich auch. Aber wir müssen das jetzt durchziehen, damit wir nicht mehr getrennt sein müssen. Ich will dich nämlich nicht auch noch verlieren."

Al wusste, dass ich von ihrer Mutter sprach. Sie war mir wichtig, genauso wie Alanis. Doch wir konnten sie beide nicht retten, auch wenn wir es gerne getan hätten. Das ist eben so. Doch mit Alanis durfte es mir einfach nicht genauso gehen. Sie war die letzte die ich noch hatte und das machte mir Angst. Wenn sie weg ist, was bin ich dann noch. Ein Niemand! Und solche Leute braucht diese Welt nicht.

Deswegen ist es mir so wichtig was sie denkt. Damit ich sie nicht verletze und es somit irgendwann auf mich zurückfällt. Ihr geht es sicherlich genauso mit mir. Das wissen wir beide ganz genau.

"Sagen wir es so. Ich hab angefangen ihn zu akzeptieren", kommt es von Alanis plötzlich.
Das waren also ihre Gefühle gegenüber Negan. Akzeptanz. Mhh.
"Was akzeptierst du genau an ihm?"
"Den Sex, die Küsse und die Berührungen", antwortet sie mir.
"Genießt du diese Sachen auch?"
Sie überlegte wieder einige Zeit lang bevor sie schüchtern nickte.
"Das ist normal. Solange du diesen Typen nicht liebst und es nur Sex ist haben wir noch kein zu großes Problem. Wir schaffen das schon Al", muntere ich sie auf.

Doch das scheint eher weniger zu bringen. Sie sprach so wenig, dass es mir schon fast Angst machte. Sie hatte sich verändert und ich wollte das gerade nicht glauben.

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