✖ Battle Scars ✖

S c a r ↠ s i x t e e n

Mein Schutzengel und ich waren uns sehr nah und wir waren fast dabei uns zu küssen, obwohl wir uns kaum kannten. Wir wussten voneinander noch nicht einmal mehr die Namen und das war schon komisch, dass wir uns dann auf einmal so unglaublich nah kamen. Plötzlich fuhren wir aber vollständig auseinander, als jemand kurz hinter der Tür uns etwas zurief.

„Kommt rein ich glaube das wollt ihr nicht verpassen. Da drin geht es gerade richtig ab.“

Die amüsierte Stimme von irgendjemanden aus dem Kapitol hatte diesen Moment zwischen mir und dem Jungen ruiniert. Kurz darauf hörte man, wie die Tür wieder zu ging und das bedeutete für mich, dass die Person wieder verschwunden war. Verlegen hob ich nun meine Maske auf und befreite sie etwas vom Dreck, danach streifte ich sie mir wieder über und band sie zu. Auch der Junge setzte seine Maske wieder auf und sah mich nur kurz an. Die Stimmung zwischen uns hatte sich schnell geändert. Eben waren wir uns noch so unglaublich nah gewesen und jetzt lag irgendwie Anspannung und Unwohlsein zwischen uns. So schnell konnte sich es also ändern.

„Wir sollten vielleicht nach sehen, was dort vor sich geht.“

Zögerlich kamen diese Worte über meine Lippen. Irgendwie hatte ich mich noch nie so komisch gefühlt. Der Junge fuhr sich nun mit der Hand durch sein braunes Haar und mein Herz machte einen kleinen Satz, als er das tat. Er stellte irgendwas mit mir an, was mir teilweise half und teilweise auch echt komisch war.

Doch ich wollte darüber gar nicht mehr nach denken. Nach diesem Abend sollte ich ihn vergessen, da es ab dort nur noch wenige Tage bis zur Arena war. Egal wie nah wir uns auch vor der Arena gekommen waren, in der Arena zählte das alles nicht mehr. Dort waren wir Fremde und es ging um Leben und Tod. Dort hieß es töten oder getötet werden, egal aus welchen Seiten man die Spiele auch betrachtete, es kam immer am Ende auf diese Wörter hinaus. Auch wenn sich diese Hungerspiele komplett von den anderen unterscheiden sollten, kam niemand drum herum sich die Hände blutig zu machen, denn nicht jeder fand eine andere Arena vielleicht toll.

Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Gerade waren wir noch nicht in der Arena, dennoch sollte ich ab jetzt aufpassen. Es war nicht gerade ungefährlich jemanden, der einem so fremd war, so nah an sich ran zu lassen. Dennoch war es bei diesem Jungen so anders. Er hatte etwas an sich, dass einen neugierig und interessiert auf ihn machte. Der Junge nickte jetzt und wir gingen langsam wieder in den Saal rein.

Dort sah ich etwas, was ganz seltsam war. Es hatte sich ein großer Kreis gebildet und durch die  vielen Menschen sah man nicht, was in der Mitte vor sich ging. Wir beide drängten uns jetzt etwas nach vorne und meine Augen weiteten sich, als ich endlich sah, was dort vor sich ging. Es waren drei junge Männer, die dort waren. Der eine lag auf dem Boden und blutete schon, da anscheinend mehrmals auf ihn eingeschlagen wurde. Seine Maske fehlte und dadurch erkannte ich schnell um wen es sich handelte. Es war Blake. Zwei weitere junge Männer standen bei ihm und sahen mit einem fiesen Grinsen auf den am Boden liegenden Blake.

„Was zur Hölle geht hier vor?“

Die Frage verließ leise meine Lippen, doch anscheinend hatte jemand es gehört, denn schnell wurde leise auf meine Frage geantwortet. Und diese Antwort ließ Wut in mir aufkochen.

„Er hat zugegeben, dass er der Sohn von Gale ist. Einem verachtenden Mann, der bei der Rebellion mitgekämpft hatte. Angeblich soll er gut mit Katniss Everdeen befreundet sein. Diese zwei geben ihm jetzt seine gerechte Strafe.“

Meine Hand ballte sich zu einer Faust und ich sah wieder auf das Geschehen in der Mitte des Raumes. Ich konnte nicht fassen, dass nun auch noch Blake so behandelt wurde. Er war doch auch unschuldig, genauso wie ich. Er wollte ein normales Leben und nicht wie ich einen weiteren Funken entfachen oder die Spiele gewinnen. Selbst das wurde ihm nicht gegönnt. Diese Menschen hier waren wirklich das Allerletzte.

Einer der zwei jungen Männer holte jetzt mit seinem Bein aus und wollte Blake wieder in den Magen treten, doch kurzerhand setzte ich mich in Bewegung und lief auf die drei zu. Bevor der junge Mann Blake etwas antun konnte, holte ich mit meiner Faust aus und schlug ihm voll ins Gesicht. Er taumelte zurück und ich schlug kurz darauf noch mal zu, sodass er bewusstlos zu Boden ging. Der andere Typ wollte auf mich zu gehen und mich berühren, doch ich reagierte schnell und trat ihm voll zwischen die Beine. Auch er ging zu Boden.

Nun drehte ich mich zu der Menge, die mich überrascht und auch geschockt ansah. Niemand von den Anwesenden hätte etwas dagegen unternommen, da war ich mir sicher. Selbst mein Schutzengel hätte nichts getan und das tat weh. Niemand hatte ihm geholfen und ich musste es wieder selbst in die Hand nehmen. Immer noch hatte ich meine Hand zur Faust geballt und ich mein Blick legte sich nun auf die Präsidentin, die mich abwartend ansah.

„Wie mies seit ihr eigentlich?! Ihr beurteilt jemanden sofort nach seinem Namen, aber so etwas ist falsch! Selbst wenn es ein Sohn ist, wo der Vater oder die Mutter bei der Rebellion auf der anderen Seite gekämpft haben, haben diese Kinder nichts getan! Sie haben nichts verbrochen haben auch nicht bei der Rebellion mit gekämpft, geschweige denn vertreten die gleichen Werte, wie ihre Eltern damals! Ihr könnt jemanden verurteilen, der den Namen Everdeen hat, weil sie die Anführerin der Rebellion war, doch niemanden dessen Eltern einfach nur mitgezogen sind!“

Diese Worte sagte ich voller Überzeugung und voller Stärke und Kraft. Jetzt merkte ich dieses Feuer, was der Junge in mir gesehen hatte und es fühlte sich gut an. In dieser Nacht, bemerkte ich nicht, dass ich durch meine ehrlichen Worte, die Herzen von allen Anwesenden, die ehrlich waren, gewonnen hatte. Besonders merkte ich nicht, dass ich das Herz meines Schutzengels vollständig für mich gewonnen hatte.