Kapitel 11: Das Missverständnis

642 13 2
                                    

Wie vorher gesagt war der nächste Morgen böse. Ich verbrachte eigentlich den ganzen Tag im Bett, mit einem riesigen Kater. Jessi und Leon ging es genau so. Die nächsten 3 Tage hatte ich das erste Mal Dienst in der Notaufnahme. Frederik hingegen war auf Station eingeteilt. Die Arbeit war sehr interessant und abwechslungsreich und ich war sehr dankbar dafür, denn mir ging es nach wie vor beschissen. 

Ich lernte nach und nach meine Kollegen besser kennen. Jannik, den Anästhesisten, der auch Notarztwagen fuhr. Lee-Pham der aus Vietnam stammte und demnächst heiraten wollte. Malte Petersen, der immer einen flotten Spruch auf Lager hatte. Lee und Malte waren auch Assistenzärzte, Lee im 3ten Jahr und Malte im 5ten. 

Auch die Schwestern lernte ich näher kennen. Selvia, die mit ihrem Mann vor 10 Jahren aus Spanien hierher gezogen war um näher bei der Tochter zu sein, die es nach Deutschland verschlagen hatte. Die mütterliche Charlotte Adam, die bald zum 2ten Mal Oma werden sollte. Mila, die gerade erst geheiratet hatte. Birgit Hansen, die ich noch nicht so richtig einschätzen konnte. Steffi, die gerade mit ihrem Freund zusammen gezogen war. Die zweifache Mutter Charlotte Engel, eine sehr hübsche Anästhesistin und Ärztin für Innere Medizin.

An diesem Tag hatte ich mit Malte Dienst in der Notaufnahme. Plötzlich kam eine junge Frau herein gehumpelt und mir versetzte es einen erneuten Schlag in die Magengegend. Frederiks Freundin, die Frau die ich am liebsten nie wieder sehen wollte. Sie meldete sich am Empfang an. Ich nahm einen kleinen jungen mit Nasenbluten dran. Nachdem er versorgt war ging ich wieder nach vorne. Frederiks Freundin saß inzwischen auf einem freien Platz. Ich seufzte und ging auf sie zu. "Sie können mit mir kommen."

 Weil sie kaum laufen konnte ließ ich Steffi einen Rollstuhl holen und sie in den Behandlungsraum schieben." Im Behandlungsraum stellte ich mich vor und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Ich bin Frau Dr. Müller, guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?" "Hallo, ich heiße Nadine Seehauser, mir ist eine volle Wasserkiste auf den Fuß gefallen." Seehauser? SEEHAUSER? 

Mir klappte der Mund auf. Jetzt musste ich es wissen. "Entschuldigen Sie, wenn ich sie das frage, aber wir haben hier auch einen Dr. Seehauser, sind sie mit ihm verwandt?" "Ja, das ist mein Bruder. Ich hatte gehofft dass er heute hier Dienst hat, aber scheinbar ist er wohl auf Station." Mein Bruder. Mein Bruder? Frederik war ihr BRUDER? Ich war verdattert. Dann musste ich lächeln und mir ging es schlagartig besser. Er war ihr BRUDER, nicht ihr Freund oder Mann!!!!! 

Auf diese 'Idee wäre ich im Leben nicht gekommen.  Himmel wie konnte ich nur so blöd sein? diese Idee hätte ich zumindest in Betracht ziehen können. Innerlich schlug ich mir die Hand vor den Kopf. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich untersuchte ihren Fuß, dessen Zehen ziemlich blau und geschwollen waren und schickte sie zum Röntgen. In der Zwischenzeit schrieb ich Frederik, dessen Nummer ich natürlich trotzdem eingespeichert hatte.

"Hallo Frederik, entschuldige bitte dass ich mich jetzt erst melde. Ich hatte deine Nachricht gelesen, hatte dann aber den Zettel verlegt bevor ich Deine Nummer speichern konnte und hab ihn gerade erst wieder gefunden. Ich hoffe Du bist mir nicht böse. Wir können gerne wieder etwas unternehmen, aber nur, wenn Du auch willst. LG Ramona."

Dann kümmerte ich mich um den nächsten Patienten, bis die Bilder von Frederiks Schwester da waren. Das sah nicht so toll aus, 2 Zehen waren gebrochen. Ich tapte die Zehen zusammen und schrieb ihr ein Schmerzmittel auf. Sie wollte noch hoch zu Frederik um ihm Hallo zu sagen. Malte kam zu mir. "Ramona wir haben einen Notfall, instabiler Kreislauf. Da kannste mir helfen und ein bisschen was lernen." "Ok, ich komme." 

Ich folgte Malte in den Schockraum. "Dort lag ein junges Mädel, ungefähr 20 Jahre. Sie war auf der Arbeit zusammengeklappt. Ihr EKG zeigte Auffälligkeiten. Ich durfte sie mit untersuchen, Malte kontrollierte meine Arbeit. Dann gab er Anweisungen zur Stabilisierung des Kreislaufes. Er erklärte mir was er geben und machen wird und fragte mich nach den Gründen wieso. Danach wurde die Patientin auf die ITS verlegt, mit einem  diagnostizierten Ventrikelseptumdefekt des Herzens. Innerhalb der nächsten Tage würde sie sich einer Operation am offenen Herzen unterziehen müssen. Ich kümmerte mich wieder um die leichten Fälle. 

Nach Dienstschluss sah ich auf mein Handy. Frederik hatte geantwortet.

 "Ich unternehm gern was mit Dir, Du kennst doch Köln kaum. Wie musst du denn übermorgen arbeiten? Ich würde Dir gerne was zeigen." 

Ich antwortete ihm dass ich da Frühdienst hätte. Daraufhin verabredeten wir uns um 14.00 auf dem Klinikparkplatz. Ich freute mich schon sehr.

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt