Kapitel 23: Hilferufe am Rhein

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Die  nächsten drei Wochen blieb Freddy bei mir. Von mir aus war es einfach näher zur Klinik. Wir genossen die gemeinsame Zeit zusammen und er zeigte mir mehr von Köln. Ich liebte ihn von Tag zu Tag mehr, und ich glaube ihm ging es genauso. Heute hatte ich frei während er arbeiten musste. Wir hatten uns um 14.30 am Rhein verabredet. Dort wollten wir im Café Alex einen Latte trinken und dann hinterher Karten für ein Pink- Konzert kaufen gehen. Wir standen beide auf sie und sie würde im Juni nach Köln kommen, da mussten wir einfach zuschlagen.

Es war so schönes Wetter heute. Die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Allerdings war es sehr kalt, -2 Grad. Ich war schon etwas eher da, genoss die Aussicht am Rhein und träumte vor mich hin und dachte an Freddy. Die letzten Tage waren einfach so schön gewesen, ich fühlte mich nach wie vor wie in einem Traum. Plötzlich hörte ich Schreie. Rief da jemand um Hilfe?! Ich drehte den Kopf. Tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht. Da trieben zwei kleine Jungen im Wasser! Oh Gott! Die Strömung war sehr stark. Ich rannte zum Wasser und sprang hinein. Fuck war das kalt! Es nahm mir den Atem und fühlte sich an wie tausend Nadeln die meinen Körper durchbohrten. Für einen Moment wurde mir schwindelig. Ich schwamm mit der Strömung mit um zu den Jungs zu kommen. Den ersten Jungen hatte ich bald erreicht, er war noch nicht so weit abgetrieben wie der andere. Er war völlig in Panik und schrie und weinte.

 Ich griff ihm unter die Arme und versuchte im 90° Winkel zur Strömung zum Ufer zu schwimmen. Das war gar nicht so einfach da der Kleine total in Panik war, sich wehrte und versuchte mich unter zu drücken. Er klammerte sich an mich.  Ich kämpfte mit dem Jungen und versuchte ihn bewegungsunfähig zu machen, denn in seiner Panik drückte er mich immer wieder unter Wasser. Endlich hatte ich es geschafft und schwamm mit ihm in Richtung Ufer. Mittlerweile hatten auch andere Passanten bemerkt was hier vorging. Einige von ihnen hatten das Smartphone am Ohr. Hoffentlich riefen sie die Feuerwehr.

Andere kamen mir im kalten Wasser vorsichtig entgegen um mir dem Jungen abzunehmen sobald ich nah genug heran war. Das war echt Schwerstarbeit. Die Strömung war sehr stark und das Wasser war arschkalt. Und meine vollgesogene Kleidung trug ihr übriges dazu bei. Doch schlussendlich schaffte ich es. Zwei Passanten nahmen mir den Jungen ab und kümmerten sich weiter um ihn. Ich ließ mich von der Strömung mitziehen und schwamm mit ihr mit um auch den anderen Jungen zu erreichen, der inzwischen weit abgetrieben war. Er war Gott sei Dank noch immer über Wasser, schluckte jedoch eine Menge davon.

Langsam kam ich dem Jungen immer näher. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, denn den Jungen hatten mittlerweile die Kräfte verlassen. Er ruderte noch im Wasser, war aber immer öfter mit dem Kopf unter Wasser. Ich beeilte mich zu ihm zu kommen, doch auch ich merkte mittlerweile wie mir die Kälte des Wassers an die Kraftreserven ging. Als ich den Jungen endlich erreichte schwamm er nur noch mit Gesicht nach unten im Wasser.

 Am Ufer waren die Leute mitgelaufen. Plötzlich wurde alles komischerweise ganz still, kein Geräusch kam mehr zu mir durch. Auch mich verließen langsam die Kräfte. Ich drehte den Jungen um und schwamm mühsam mit ihm Richtung Ufer. Wäre er noch bei Bewusstsein gewesen hätte ich es wohl nicht geschafft. Am Ufer standen schon Leute bis zur Brust im Wasser um ihn entgegen zu nehmen. Mit letzter Kraft übergab ich den Jungen, dann riss mich die Strömung mit. 

Ich konnte nicht mehr. Während die Strömung mich mit riss versuchte ich etwas Kraft zu sammeln um dann erneut im 90° Winkel Richtung Ufer zu schwimmen. Anfangs klappte das auch, aber dann hatte ich einfach keine Kraft mehr. Ich zitterte nur noch und verlor das Gefühl für meinen Körper. Alles fühlte sich taub an. Hoffentlich kommt bald die Feuerwehr dachte ich nur noch müde. Ich wollte noch nicht sterben. Doch je länger ich im kalten Wasser war desto weniger schlimm schien das sterben zu werden.

 Ich wurde immer müder und dann ging ich das erste Mal unter. Ich kämpfte mich wieder hoch und versuchte an der Oberfläche zu bleiben, doch ich schaffte es nicht. Wieder und wieder überspülte das Wasser mein Gesicht. Ich konnte meinen Körper nicht mehr fühlen. Die Strömung wurde noch stärker. Ich bekam kaum noch was um mich herum geschah, außer das Wasser, das mich überspülte und dass ich kaum noch Luft bekam. Plötzlich tauchte in einiger Entfernung ein Wehr auf. Auch das noch! Wieder versuchte ich Richtung Ufer zu kommen, aber keine Chance. Das Wehr kam immer näher und dann wurde ich mit voller Wucht dagegen geschleudert. Mir wurde schwarz vor Augen und ich versank in den Fluten.

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt