Kapitel 109: Das Gespräch

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Ramonas Sicht:

Der Frühdienst am nächsten Tag ging echt gar nicht rum. Noch dazu hatte ich Dienst auf Station, das ist sowieso immer kotz langweilig. Lieber wäre ich im OP oder in der Notaufnahme gewesen, da war wenigstens viel zu tun und es war abwechslungsreich und interessant, aber hier? Visite, Dokumentation, und ab und zu mal ein paar Medis anordnen und Untersuchungen durchführen. Die Zeit einfach verging einfach nicht. Ständig schielte ich zur Uhr und hatte das Gefühl sie wäre stehen geblieben. Oder der Sekundenzeiger wäre fest geklebt. Kann das jetzt mal später sein?! Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Eigentlich sollte ich die Patientendokumentation machen, aber weit gefehlt. Schließlich gab ich es auf, ging ins Schwesternzimmer und holte mir eine Apfelschorle.

Mila sah mich mitleidig an. "Ist nichts mit Dokumentation, was?" "Nein", seufzte ich und setzte mich zu ihr. "Wird schon werden." Sie strich mir aufmunternd über den Rücken. "Hoffentlich", seufzte ich. "Ach bestimmt. Er liebt dich doch. Er hat sich doch nicht umsonst so betrunken. Jeder zweite Satz war dass er dich vermisst." Ich sah sie hoffnungsvoll an. "Wirklich?" "Wirklich."

Wieder schaute ich zur Uhr. "Oh man, kann die Zeit jetzt bitte mal vergehen?!" Unruhig rutschte ich auf meinem Platz hin und her. "Du kriegst jetzt einen Fencheltee von mir, Beruhigungstee haben wir ja leider nicht!" Mila stand auf. Fünf Minuten später stand der Tee vor mir. "Danke." Sie sah mich mitfühlend an. "Keine Angst, wird schon werden." Dann ging sie raus, nach einem Patienten sehen der geklingelt hatte. Seufzend machte ich mich wieder an meine Dokumentationen.

Aber Gott sei Dank hatte auch dieser Dienst einmal ein Ende und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Mila umarmte mich zum Abschied in der Umkleide. "Viel Glück!" "Danke, dass kann ich brauchen." "Ruf mal hinterher durch wie es gelaufen ist." "Mach ich."

Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Vor der Wohnungstür angekommen atmete ich noch einmal tief durch. Dann schloss ich auf. Von Freddy war keine Spur zu sehen, aber auf dem Tisch stand dreckiges Geschirr. "Frederik?" Keine Antwort. "Frederik?" Nichts. Ich beschloss erst mal meine dreckigen Sachen nach oben zu bringen. Da lag er im Bett und schlief, auf dem Nachttisch eine Packung Kopfschmerztabletten. Ohje, er hatte bestimmt einen ordentlichen Kater.

Leise ging ich wieder nach unten, spülte das dreckige Geschirr ab, setzte mich auf die Couch mit dem Fernseher leise an und harrte der Dinge aus, die da kommen mochten. Gott war ich nervös...

Ein paar Stunden lang tat sich nichts, dann hörte ich plötzlich die Klospülung. Kurz danach kam er die Treppe runter. Am Ende der Treppe erstarrte er, sah mich an und sagte kein Wort. Mila hatte recht, er sah wirklich ziemlich fertig aus.

"Hallo", sagte ich unsicher. "Hallo." Stille. "Du bist wieder da?" Unsicher kam er kam näher. "Ja....wir müssen reden." "Willst Du Schluss machen?", fragte er leise. "Ich möchte mit dir reden." "Ok." Er setzte sich zu mir auf die Couch, ans andere Ende. Es war ein riesiger Abstand zwischen uns.

Beide fingen wir gleichzeitig an zu sprechen und brachen dann ab. Dann begann Frederik zu reden. Eindringlich sah er mich na. "Ramona, ich hab wirklich nichts mit dieser Frau. Ich kenne sie wirklich nicht. Ich hab mir das Hirn zermatert wer das sein könnte, aber ich weiß es wirklich nicht." Ich sah ihn an. Sein  Blick war so eindringlich und er sah so fertig aus, ganz blass mit mega dicken Augenringen...er musste die Wahrheit sagen. "Frederik....es tut mir leid dass ich dir nicht geglaubt habe. Es kam so plötzlich und war so eindeutig." Er lachte bitter auf. "Es tut mir so leid, echt. Mila hat mir erzählt wie schlecht es dir ging." "Geht", verbesserte er. "Ok, geht."

"Woher weiß Mila das denn?" Erstaunt sah ich ihn an. "Weißt du das nicht mehr? Sie war gestern da um Klamotten für mich zu holen." Er legte die Stirn in Falten und dachte nach. "Nein, ich kann mich an nichts erinnern. Ich hatte ordentlich was getrunken die Tage." Ohje..."Na egal, nicht so schlimm. Es tut mir auf jeden Fall sehr Leid. Ich war einfach so geschockt als ich das Geschenk in den Händen hielt, mit so was hab ich doch nie im Leben gerechnet." "Versteh ich", sagte er nachdenklich. "Andererseits tut es verdammt weh dass Du mir so was zu traust oder zu getraut hast." "Zu getraut hast", verbesserte ich leise. "Ok, Zu getraut hast", wiederholte er. "Schatz es tut mir leid." Mir stiegen die Tränen in die Augen.

Hoffentlich war es nicht zu spät, hoffentlich macht er nicht Schluss. "Ich war einfach so geschockt....und nachdem sich das gelegt hatte wurde mir klar dass du gar nichts mit einer anderen haben kannst. Wir waren doch so oft zusammen und wenn wir es nicht waren warst du mit den Jungs, Nadine oder deinen Eltern unterwegs und Du würdest wohl kaum Deine Eltern hier allein lassen um mit ner Anderen rum zu vögeln. Es tut mir leid  dass ich das gesagt habe.."

Er sagte nichts. "Sag doch was bitte!", flehte ich ihn an. "Was soll ich denn sagen? Einerseits versteh ich deine Reaktion, andererseits hat es unglaublich weh getan dass Du mir so was zugetraut hast. Und das tut es noch." Ich nickte. Sagen konnte ich nichts. Eine zeit lang saßen wir still da und versuchten unsere Gefühle zu ordnen. "Wie soll es jetzt weiter gehen?", flüsterte ich nach einer Weile und sah auf meine Fingerspitzen. "Es tut mir wahnsinnig weh, aber ich liebe dich. Und eigentlich kann ja keiner von uns beiden was für diese Situation." "Ich liebe dich auch, flüsterte ich. "Es tut mir so leid dass ich dir nicht geglaubt habe." Wir nahmen uns in den Arm.

Wie konnte ich das bloß wieder gut machen? Ich sah ihn an. "Fällt dir jemand ein, der uns aus einander bringen möchte?" Nachdenklich sah er mich an. "Ich weiß  das ne Menge Mädels in der Klinik auf mich stehen, aber wer das gemacht hat weiß ich nicht. Ich hab die Tage auch schon darüber nach gedacht." "Schade." Ich seufzte auf. "Ich hab auch schon überlegt, aber mir fiel keiner ein. Ich wusste aber auch nicht dass so viele auf dich stehen. Mila hat mir davon erzählt." "Ja, aber mich hat keine davon interessiert. Keine. Und dann kamst du."

Eindringlich sah er mich an. Ich nahm ihn in den Arm und streichelte ihm den Rücken. "Es tut mir so leid Freddy. Wie kann ich das bloß je wieder gut machen?" Er sah mich an. "Weißt du, früher war ich wirklich so ein Arschloch. Aber da war ich ein Teenie. Jetzt bin ich  erwachsen. Ich hab mich verändert, und das hoffentlich zum Guten. Ich hab die letzten Tage viel nach gedacht. Vielleicht war das ja auch meine Strafe für früher. Irgendwann holen einen die alten Sünden wieder ein. Vielleicht war das jetzt die Rechnung. Auf jeden Fall bin ich froh dass du uns noch eine Chance gibst. Dass du nicht Schluss machst." Ich sah ihn an. "Ich bin auch froh dass du nicht Schluss machen möchtest, nachdem ich dir so weh getan habe." Du konntest doch nichts dafür, auch wenn es verdammt weh getan hat und auch noch tut." "Du aber auch nicht." Wir nahmen uns wieder in den Arm. Wir schaffen das. Hoffentlich.


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Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt