Kapitel 14: Das Reh am See

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Ramonas Sicht:

Als ich 2 Tage später Richtung Klinikparkplatz lief stand er schon da. Wir umarmten uns und stiegen dann ein. Ich bin so froh dass Nadine seine Schwester war und nicht mehr. So froh. Es tat gut ihn wieder zu sehen, ich hatte ihn so vermisst. Ich war gespannt wo wir hin fuhren. Im Auto genoss ich einfach nur seine Nähe. Obwohl ich ja immer noch nicht wusste ob er eine Freundin hatte. Wir fuhren zu einem Waldstück. Damit hatte jetzt nicht gerechnet. Auf einem Wandererparkplatz hielt er an und wir stiegen aus. "Du hast doch erzählt dass Du gerne in der Natur bist und da dachte ich ich zeig Dir mal den Königsforst. Das ist ein riesiges Waldstück am östlichen Stadtrand von Köln. Ich wohn hier ganz in der Nähe." sagte er und sah mich an. Himmel seine Augen! Wie hatte ich ihn vermisst, hatte diesen Blick vermisst, in dem man sich so verlieren konnte. "Ich freu mich", sagte ich sanft und wir stiegen aus.

Wir liefen eine Weile durch den Wald. Das Wetter war herrlich. Die Sonne schien und der Himmel war strahlend blau. Man hörte sie Vögel zwitschern und ab und zu sahen wir ein paar Hasen. Echt eine schöne Strecke. Schließlich kamen wir an einen See. Dort setzten wir uns auf eine Bank und genossen die Aussicht. "Das ist mein Lieblingsplatz hier", sagte er.  "Es  ist wunderschön hier", antwortete ich. Es war wirklich traumhaft. Auf dem See schwammen ein paar Enten und Schwäne. "Sag mal, hast Du eigentlich einen Freund?", wollte er wissen. "Nein.", antwortete ich. 

Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. Am anderen Ufer tauchte ein Reh auf. "Guck mal!", sagte ich aufgeregt. Plötzlich merkte ich wie sich seine Finger um meine Hand schlossen. Mein Herz schlug vor Freude bis zum Hals und meine Schmetterlinge meldeten sich rasant wieder. "Ja, die sieht man hier öfter", sagte er leise. 

Ich sah ihn an. Schnell zog er seine Hand wieder zurück. "Entschuldigung, ich...." Bevor er weiter sprechen konnte nahm ich seine Hand und hielt sie ganz doll fest. Wir sahen uns an und er kam mir näher bis wir uns mit den Gesichtern ganz nahe waren. "Ich liebe Dich", flüsterte er. "Ich liebe Dich auch", hauchte ich zurück. Sanft legten wir unsere Lippen auf einander und er nahm mich in den Arm. Ich schmiegte mich an ihn und wir küssten uns zärtlich.

 Mein Herz schlug mir bis zum Hals, es fühlte sich an als würde es jeden Moment zerspringen. Vorsichtig forderte er mit seiner Zunge um Einlass, den ich ihm natürlich sofort gewährte. Sachte stießen unsere Zungenspitzen an einander und wir liebkosten uns. Es war einer meiner schönsten Küsse überhaupt. Schlussendlich lösten wir uns von einander. "Freddy, ich muss dir was sagen." Erstaunt sah er mich an. "Was denn?" Ich druckste herum. "Als ich Dir vorgestern schrieb ich hätte mich nicht gemeldet weil ich den Zettel verloren hätte - das stimmte nicht." 

Verwundert sah er mich an. "Ich hab mich bei Dir nicht gemeldet weil ich Dich nach unserem letzten Nachtdienst auf dem Parkplatz mit diesem Mädchen gesehen habe. Du hast sie umarmt und geküsst, und ich dachte sie sei deine Freundin. Und das tat mir mega weh weil da schon verliebt in dich gewesen bin." Ich sah ihn an. "Es tut mir leid, ich wollte Dich nicht anlügen, aber nachdem sie vorgestern bei mir in der Notaufnahme war und ich erfuhr dass sie Deine Schwester ist, da wollte ich mich so schnell wie möglich bei Dir melden weil ich mir dachte das Du ja keine Ahnung hattest warum ich mich solange nicht gemeldet habe. Du wusstest ja nichts von meinem Liebeskummer und ich wollte nicht dass du denkst dass ich vielleicht mit Dir spiele oder so. Ich konnte aber nicht auf Station kommen um mit dir zu reden weil soviel los war, und ehrlich gesagt war es mir auch peinlich. Aber sowas in einer SMS zu erklären wäre zu umständlich gewesen, deshalb hab ich das mit dem Zettel geschrieben."

 "Du hattest wegen mir Liebeskummer?" fragte er bestürzt. "Ja", nickte ich. Er zog mich zu sich heran. "Du dachtest also Nadine wäre meine Freundin?", fragte er nochmal nach. "Ja", antwortete ich. "Ich konnte es doch nicht wissen." "Ich liebe Dich", antwortete er sanft. "Und wenn ich eine Freundin gehabt hätte, hätte ich spätestens jetzt mit ihr Schluss gemacht, denn jetzt liebe ich DICH." 'Ich schaute ihn glücklich an. "Wirklich?" "Ja, wirklich", flüsterte er. Er zog mich noch dichter zu sich heran, ich lag in seinen Armen.

 Wieder küssten wir uns. Intensiver als je zuvor. Es war so schön in seinen Armen zu liegen, ihn so nah bei mir zu spüren, seinen Geruch zu inhalieren. Ich legte meine Hände um seinen Nacken. Wir lösten uns kurz um Luft zu holen. Er hob mit seinen Fingern mein Kinn an. Wieder küssten wir uns. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Heute waren sie nicht so angeklatscht wie die ersten Tage im Nachtdienst. Es fühlte sich so gut an. 

Wir lehnten die Köpfe an einander und beobachteten das Reh am anderen Ufer. Es suchte in den Büschen nach Futter. "Schön, nicht?" Seine Augen glänzten. "Ja", antwortete ich. Wir kuschelten uns aneinander und genossen die Aussicht.  Schlussendlich wurde uns kalt, immerhin hatten wir erst Mitte Januar. "Wollen wir zu mir fahren? Ich wohn hier in der Nähe, bei mir ist es warm.", fragte er. "Ja gern", antwortete ich. Er nahm meine Hand und wir standen auf. Hand in Hand liefen wir zurück zum Auto. Er schaltete die Heizung ein und lehnte sich zu mir rüber. Wieder küssten wir uns. Dann fuhr er los. 

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt