Kapitel 42: Die Rechnung vom Platzregen

455 7 2
                                    

Ramonas Sicht:

Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem sehr frühen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung mit seiner Familie wieder auf den Rückweg. Wir schafften es gerade rechtzeitg zum Spätdienst wieder in die Klinik. Ich war heute in der Notaufnahme eingeteilt, während Freddy im OP war. Da ich mich gut bewährt hatte, durfte ich mittlerweile auch kritische Patienten unter Aufsicht  versoregen, was mich ungemein freute. Heute war echt eine Menge los, Jannik und ich hatten eine Menge zu tun. Wir bekamen etliche Fälle von Lebensmittelvergiftung von einer Betriebsfeier herein. Sie alle hatten eine Botoxinfektion, die auch mal schnell lebensgefährlich  werden kann. 5 Botoxfälle mussten wir im sehr kritischen Zustand auf die ITS verlegen, der Rest wanderte auf die Innere. Außerdem hatten wir einen Sportunfall und 3 schwere Verkehrsunfälle, sowie jede Menge andere Patienten mit Kleinigkeiten wie Grippe, Schnittverletzungen, Ausschlägen, etc. Das Übliche halt. Ich machte 3 Kreuze als der Dienst vorbei war.

 Nachdem ich mich umgezogen hatte lief ich zum Auto und wartete auf Freddy. Der kam ungefähr 15 Min später und sah ziemlich abgespannt aus. Ich begrüßte ihn mit einem Küsschen und wir fuhren zu mir, da wir morgen früh gleich wieder den Frühdienst hatten. Diesmal beide im OP. Während der Fahrt nach Hause war er ungewöhnlich still und seufzte. "Schatz, ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn besorgt. "Ja, ich bin nur wahnsinnig müde und hab Kopfschmerzen", gab er zur Antwort.

Zuhause angekommen schmiss er sich buchstäblich ins Bett und schlief sofort ein, nicht mal die Brille hatte er abgenommen. Ich setzte mich vorsichtig neben ihm aufs Bett, nahm ihm die Brille ab und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Dann gab ich ihm einen Kuss, zog mich um und legte mich neben ihn. Er schlief schon tief und fest und bekam von alledem nichts mehr mit. Am nächsten Morgen war er ganz rot im Gesicht. Ich weckte ihn vorsichtig. "Morgen", krächzte er. Oh, da hatte es ihn erwischt. Er fühlte sich auch ganz heiß an.

Frederiks Sicht:

Himmel, ich war einfach nur froh als die Schicht vorbei war. Ich fühlte mich nicht besonders gut, war mega müde und hatte Kopfschmerzen. Bei Ramona angekommen bin ich auch gleich eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde ich durch sanfte Küsschen im Gesicht geweckt. Meine Liebste sah mich besorgt an. Die Kopfschmerzen waren stärker geworden, ausserdem tat mir  tierisch der Hals weh und ich konnte kaum schlucken. "Morgen", krächzte ich und zuckte zusammen. Himmel tat das weh."Warte mal." Ramona gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand. 

Wenig später war sie mit einem Fieberthermometer wieder da. 39, 1, so ein Mist. Ich hatte mir ne dicke fette Erkältung mit ner ausgeprägten Mandelentzündung eingefangen. Bestimmt durch den Platzregen beim Schützenfest. Ich stöhnte. Ramona gab mir einen Kuss und fühlte meine Lymphknoten. "Mach mal den Mund auf" Ich gehorchte. Sie leuchtete mit einer Taschenlampe in meinen Hals. "Oha, Du hast ne dicke fette Mandelentzündung.", sagte sie. "Hab ich mir gedacht", krächzte ich. Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und sah mich besorgt an. "Bleib liegen Schatz", sagte sie liebevoll. "Ich ruf an und sag Bescheid dass du nicht kommst." Dankbar sah ich sie an. Weil ich fror machte sie mir eine Wärmflasche und bereitete eine zweite Decke über mich. Dann stellte sie mir eine Flasche Wasser neben das Bett. Sie war so süß, echt.

 "Schatz, kann ich das Auto haben? Für die Öffis reicht die Zeit nicht mehr. Wir konnten ja nicht ahnen dass Du krank wirst." "Der Schlüssel ist in meiner Hosentsche", krächzte ich." "Danke." Sie gab mir noch einen Kuss. "Fahr vorsichtig", flüsterte ich noch. "Klar", antwortete sie und verschwand dann zum Dienst. Kaum war sie weg, schlief ich auch schon wieder ein.

Ramonas Sicht:

Auf dem Weg zum Auto rief ich in der Klinik an und meldete Freddy krank. Dann stieg ich ein und fuhr zum Dienst. Urs Heinemann würde die OPs mit mir machen. Dort angekommen zog ich mich um und sah mir die Röntgen- und CTbilder des ersten Patienten an. Kurz darauf kam Urs Heinemann herein. "Guten Morgen Ramona, wie ich vernommen habe haben wir heute das Vergnügen weil Frederik krank ist?" "Ja", antwortete ich. "Der hat über 39 Fieber und hat heute morgen kaum einen Ton rausgekriegt. Ne dicke fette Mandelentzündung." "Oha" "Ja, deswegen hab ich ihn auch krank gemeldet, ihr hättet ihn wahrscheinlich gar nicht verstanden, und ihm trieb jedes Wort fast die Tränen in die Augen." "Alles gut, lass uns die OP besprechen." "Ok". Wir gingen zusammen die Bilder durch und besprachen die OP.

 Es war ein Leistenbruch, der gerichtet werden musste. Danach standen noch auf dem Plan: zwei Blinddarmentzündungen, eine Gallenblasenentfernung und eine Materialentfernung. Ich assistierte, schlug mich gut dabei und durfte bei den letzten 3 Op's die Wunden vernähen und bei der Materialentfernung sogar selber einige Teile entfernen. Hinterher bekam ich ein dickes Lob, was mich sehr freute. Nach dem Dienst fuhr ich noch schnell am Supermarkt vorbei und kaufte für Freddy eine Packung Wassereis, dann machte ich mich auf den Weg  nach Hause. 

Als ich dort ankam schlief er immer noch. Ich sah nach der Wasserflasche. Die hatte er ausgetrunken, also stellte ich ihm eine neue hin und maß dann vorsichtig Fieber. 39,8. Ohje. Vorsichtig weckte ich ihn. Er sah mich verschlafen an. "Hallo Schatz, da bin ich wieder. Wie geht es Dir?", fragte ich ihn besorgt. "Beschissen", krächzte er. "Du bist ja schon wieder da." Er war kaum zu verstehen. "Schon ist gut", lachte ich. "Du hast die ganze Zeit geschlafen, es ist schon 14.30" Erstaunt sah er mich an. "Hast Du schon einen Arzttermin gemacht?", fragte ich ihn. Er nickte. "16.30", flüsterte er. Er fing wieder an zu zittern. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich mach Dir noch ne Wärmflasche." Dankbar sah er mich an. Ich machte die Wärmflasche fertig und schob sie ihm unter die Decken. 

Dann legte ich mich neben ihn und nahm seine fiebrig heissen Hände in meine, gab ihm einen Kuss und streichtelte seinen Kopf. Kurz darauf war er schon wieder eingeschlafen. Um kurz vor 4 weckte ich ihn und fuhr ihn zum Arzt. Alleine hätte er das nicht geschafft. Während wir im Wartezimmer saßen hielt er sich die ganze Zeit den Kopf. Sicherlich hatte er heftige Kopfschmerzen, der Arme. Der Arzt sagte uns dann was wir eh schon wussten. Eine Erkältung mit dicker fetter Mandelentzündung. Die Temperatur war mittlerweile auf 40, 3 angestiegen. Er bekam ein Antibiotikum verschrieben und wurde für die nächsten 10 Tage aus dem Verkehr gezogen.

 Ich half ihm ins Auto und machte kurz an der Apotheke halt um das Antibiotikum und Chinaöl zu besorgen. Kopfschmerztabletten hatte ich noch zu Hause. Kaum waren wir zu Hause, fiel er auch schon wieder ins Bett. Jessi kam uns entgegen und machte große Augen. "Was ist denn mit dem los?" "Dicke fette Mandelentzündung mit ziemlich hohem Fieber und heftigen Kopfschmerzen", erklärte ich ihr kurz. "Seit heute morgen". "Ohje, der Arme" "Jupp", nickte ich und verschwand im Zimmer. Ich wollte ihm eine Kopfmassage geben, aber er war schon wieder eingeschlafen. also erneuerte ich nur die Wärmflasche und haute mich dann mit Jessi auf die Couch um einen Film zu schauen. 

"Der sah ja echt fertig aus", sagte sie. "Ja, gestern abend ging das wohl schon los und heute morgen war es dann ganz schlimm. Eben beim Arzt hatte er 40,3 Temperatur und wieder fiesen Schüttelfrost.", sagte ich besorgt. "Na, da hat er ja gleich richtig zugelangt." Sie runzelte die Stirn. "Das war bestimmt die Rechnung vom Platzregen, wir waren Samstag auf der Kirmes und sind auf dem Weg zum Auto klatschnass geworden.",mutmaßte ich. "Ja das wird es wohl sein. Lass uns was bestellen, hast Du Bock?" "Klar". Wir bestellten uns eine Pizza und verbrachten den Rest des Tages zusammen mit Netflix. Ab und zu sah ich nach Freddy und machte ihm eine neue Wärmflasche, aber der schlief tief und fest. Das Fieber hielt sich bei 40,3. Armer Kerl, echt. Er tat mir so leid.


Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt