Kapitel 106: Zuflucht bei Mila

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Ramonas Sicht:

Ich öffnete die Tür und stürmte nach unten. "Ramona!" Frederik griff nach mir und wollte mich aufhalten, doch ich wich ihm aus. "Fass mich nicht an!" "Ramona ich hab nichts mit dieser Frau, ich kenn sie nicht mal!" rief er erneut. "Lass mich in Ruhe!" "Wo willst Du denn jetzt hin?!" "Ich ziehe für ein paar Tage zu Mila." Ich schnappte mir die Autoschlüssel und verschwand. Draußen setzte ich mich ins Auto, fuhr drei Straßen weiter und dann heulte ich mich erst mal richtig aus bevor ich mich auf den Weg machte.

Eine halbe Stunde später war ich da. Mila stand schon an der Pforte, sie hatte mich vom Garten aus gesehen. "Hey. Danke dass ich ein paar Tage bei euch bleiben kann", schniefte ich. Sie nahm mich  zur Begrüßung in den Arm. "Ist doch klar Süße. Was ist passiert?" Ich sah sie an. "Er hat eine Andere." "Waaaaaaaaaas?!" Sie sah mich ungläubig an. Ich musste wieder heulen. "Komm erst mal rein, das muss ja nicht alle Welt mit bekommen." Sie schob mich ins Haus und zog mich zur Couch. Dort schloss sie mich in die Arme. "Marcel ist im Garten, kannst erzählen wenn du möchtest." Mein Handy klingelte. Frederik. Sechs verpasste Anrufe von ihm hatte ich schon. Ich drückte ihn weg und erzählte ihr was passiert war.

"Moment mal...wieso hat er Urlaub, ich denke er ist krank?" Verwirrt sah sie mich an. Ok, dann musste wohl alles raus. Ich holte tief Luft, sah sie an und erzählte was vorher passiert war. Sie sah mich fassungslos an. "Oh man, das haut mich jetzt um. Das muss ich erstmal verdauen." Ich nickte. "Das ist ja echt krass, ich hätte nie gedacht dass Freddy der Arzt ist der das getan haben sollte!" "Erzähl das aber bitte niemandem!", schniefte ich. "Nein natürlich nicht. Niemandem außer Marcel, vor dem hab ich keine Geheimnisse. Deswegen war er also so lange nicht da. Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht auf Station." "Es weiß niemand außer Urs, der Oberarzt der Inneren, der Chef, Steffi, Leon, Jannik und Jessi. Und die vier Letzteren auch nur deshalb weil wir schnell irgendwo unterkommen mussten, nachdem wir so bedroht worden sind."

Mila nahm mich in den Arm. "Oh man, da habt ihr ja echt den Albtraum schlechthin erlebt. Wir halten dicht." "Danke. Eben, und deswegen versteh ich es nicht...ich hab ihn unterstützt, ihm den Rücken frei gehalten, hab zu ihm gestanden, hab ihn aufgefangen - und er hat nichts besseres zu tun als mit ner Anderen rumzuvögeln wenn ich nicht da bin!" "Das ist echt ein starkes Stück, das hätte ich nie von ihm gedacht." Wieder musste ich heulen. "Ich auch nicht."

Erneut klingelte mein Telefon. Dazu hatte ich acht Nachrichten von ihm. Ich brachte es  nicht über mich sie zu lesen und machte das Ding aus. Mila war so lieb echt. Sie war für mich da und ich konnte mich richtig bei ihr auskotzen. Sie konnte es auch nicht verstehen warum er so was tat. Zwischendurch machte sie uns ab und zu ein paar Wodka-Cola. Irgendwann dann hatte ich mich ein bisschen gefangen und ging mir das Gesicht waschen während sie das Gästezimmer für mich bezog. Es war so lieb von ihr dass ich bei den beiden erst mal bleiben konnte. Ich zog mich dann auch bald zurück, Hunger hatte ich eh keinen, im Gegenteil - es würde nicht viel fehlen und ich würde los kotzen. Ich legte mich ins Bett und heulte so lange bis ich einschlief.

Am nächsten Morgen war ich wie zerschlagen. "Na, konntest du etwas schlafen?" Mila kam in die Küche. "Ja, aber ich bin trotzdem wie zerschlagen." "Kein Wunder." Mitfühlend sah sie mich an. "Willst du was essen?" Ich schüttelte den Kopf. "Aber nen Apfel nimmst du wenigstens mit!" Streng sah sie mich an. "Ok", seufzte ich. "Wart mal, du bist doch heute im OP, oder?" "Ja." Dann isst du bitte doch was, du weißt nachher geht das nicht mehr!" Sie hatte einen Ton drauf der keinen Widerspruch duldete. Vielleicht brauchte ich das ja, irgendwie tat das gut. "Hier!" Sie stellte mir eine Schale Haferflocken mit Milch hin. Angeekelt sah ich das Frühstück an, aber sie hatte Recht. Nachher im OP Hunger schieben oder gar umkippen ging gar nicht, also quälte ich mir die Schüssel rein. Dann machten wir uns mit Milas Auto auf den Weg zum Dienst.

Ich hatte eine Blinddarmentzündung, eine Polypenentfernung, einen Leistenbruch, ein Magengeschwür und einen Bänderriss. Alles machbar. Mittendrin war ich doch froh dass ich morgens was gegessen und den Apfel dabei hatte. Die Arbeit lenkte etwas ab, so dass auch ein bisschen Hunger zurück kam. Nach dem Dienst zog ich mich um und wartete dann Wasser trinkend im Pausenraum der Notaufnahme auf Mila. Gemeinsam fuhren wir zurück und ich blieb die nächsten Tage bei ihr. Nach ein paar Tagen wurden meine Klamotten knapp und sie bot sich an mir von zu hause neue zu holen. Mein Telefon hatte ich wieder an. Frederik hatte nicht wieder angerufen.

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt