Kapitel 37: Herzensangelegenheiten

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Frederiks Sicht:

Die nächsten drei Wochen hatten wir leider keine gemeinsamen Dienstzeiten und mussten auch unglaublich viel arbeiten. Überstunden noch und nöcher. Überflüssig zu sagen dass meine Laune immer schlechter wurde. Auf der Arbeit war ich nach wie vor nett und freundlich zu allen Kollegen, klar, aber meine Laune sank immer tiefer. Ich vermisste sie einfach und es wurde jeden Tag mehr. Wir schliefen auch wieder jeder bei sich zuhause, denn wir sahen uns eh so gut wie nie. Hatte ich Spät hatte sie Nacht. Hatte ich Früh, hatte sie Spät und so weiter. Und dann auch immer in unterschiedlichen Bereichen, wir liefen uns kaum über den Weg. Scheinbar ging es Ramona genauso mies, denn Mila sprach mich heute an ob bei uns alles ok wäre weil Ramona in den letzten Tagen so traurig wirkte. 

Ich klärte sie auf. Schon komisch, bisher war Mila für mich nur eine Kollegin gewesen, sie Krankenschwester und ich Arzt. Aber Ramona hatte sich dicke mit ihr angefreundet und so verschoben sich die Linien und wir hatten persönlich mehr Kontakt. Schon ein komisches Gefühl irgendwie, immerhin war ich ihr gegenüber weisungsbefugt, auch wenn bei uns in der Klinik das Hierarchiegefälle flach gehalten wurde. Da musste ich mich erstmal dran gewöhnen, auch wenn ich sie als Kollegin echt gern mochte. Wir wollten uns auch noch was für sie ausdenken als Dankeschön dafür dass sie uns zum Flughafen gebracht hatte. Es war nur wegen der bekloppten Arbeitszeiten bisher nicht möglich gewesen.

 Übermorgen würden Ramona und ich uns endlich wiedersehen, wir hatten gemeinsam Frühdienst, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen. Ich im OP und sie auf Station, aber das bedeutete wir konnten die Freizeit zusammen verbringen. Danach hatten wir Gott sei Dank auch zwei gemeinsame Tage zusammen frei. Gott sei Dank, die letzte Zeit wenn einer von uns frei hatte hatte der andere immer einen 24 Stunden Dienst gehabt, auch auf anderen Stationen. Es ging einfach nicht anders, wir hatten einen hohen Krankenstand, die Kollegen gaben sich echt die Klinke in die Hand. Ich vermisste sie einfach so dass es richtig weh tat. Wir schrieben zwar tagtäglich und hörten uns kurz, aber das war halt viel zu wenig. Ich wollte meine Zeit mit ihr verbringen, sie neben mir haben, ihr Lachen hören, in ihre wunderschönen Augen schauen, sie umarmen und küssen, ihre Nähe spüren. Ich seufzte auf. Jannik hielt inne und schaute mich an. Wir waren beide in der Umkleide und zogen uns an, wir hatten beide Frühdienst gehabt, er im OP, ich in der Notaufnahme. 

"Nicht einfach,hm?", sprach er mich an. Ich sah ihn fragend an. "Ach komm, ich merk doch was los ist. Deine Laune ist im Keller, Ramona ist traurig und ihr habt keine Dienstzeiten zusammen, das sagt doch alles. Ihr vermisst Euch." Ich sah ihn an und nickte nur. "Gott sei Dank ist das übermorgen vorbei", seufzte ich wieder. Jannik klopfte mir auf die Schulter. "Das wird schon", versuchte er mich aufzumuntern. Ich lächelte kläglich. 

"Hör mal, morgen beginnt die Kirmes, wär das nicht ein schöner Ausflug für euch?", fragte er. Ich sah ihn an. "Ja, warum eigentlich nicht", antwortete ich. "Ich würde Steffi gerne einladen, ich trau mich aber nicht alleine mit ihr zu gehen, wollen wir nicht zu viert gehen? Ich will euch nicht auf der Pelle hängen, keine Angst, aber......" Er druckste herum. "Aber was?", fragte ich verwundert. "Naja..." er wurde rot und begann seine Hände zu kneten. "Ich mag sie echt gerne, ich glaub ich hab mich in sie verliebt. Ich trau mich aber nicht sie um ein Date zu bitten, und so wäre es ungezwunger. Wir beide könnten uns dann irgendwann absetzen und den Dingen ihren Lauf lassen." Er sah mich an. Ich hatte ein Herz für Verliebte, immerhin hatte es mich ja selber bis über beide Ohren erwischt, also sagte ich ja. Vorausgesetzt natürlich Ramona hatte Lust. Janniks Gesicht hellte sich auf. "Supi, danke, ich freu mich. Wir telefonieren." Und er verschwand aus der Umkleide. Gerade wollte ich auch verschwinden, da klingelte mein Handy. 

Meine Mutter war dran. Wir quatschen ein bisschen und dann lud sie Ramona und mich für Sonntag zum Essen ein. Sie wollten sie endlich kennen lernen, ich hatte schon so viel von ihr erzählt. Ein bisschen kannten sie sie ja aus der Zeitung, von ihrer Rettungsaktion, und ich hatte ihnen von dem Kurzurlaub erzählt, dessen Einladung mich so berührt hatte. Ich sagte ich würde sie fragen ob sie Zeit hätte und würde mich dann nochmal melden. Ich war ziemlich gespannt auf das Treffen, war mir aber ziemlich sicher dass meine Eltern sie mögen würden. Ihre Eltern konnte ich ja keider nicht mehr kennen lernen. Hoffentlich wollte sie auch.

Irgendwie konnte ich es nicht mehr erwarten sie zu sehen und ihr von der Einladung zu berichten, also ging ich nochmal hoch auf Station. Dort hatte sie heute Spätdienst. Sie machte gerade mit Gregor, unserem neuen Assistenzarzt im Schwesterzimmmer die Übergabe. Ich wartete draussen bis sie fertig waren und trat dann ein. Überrascht sah sie mich an, dann fiel sie mir quietschend in die Arme. Tat das gut sie wieder bei mir zu haben, den Geruch ihrer Haare wieder einzuatmen. "Ich habs ohne dich nicht mehr ausgehalten", murmelte ich in ihre Haare. "Oh Freddy", flüsterte sie und wir küssten uns. Wie sehr hatte ich das vermisst. Eine Weile standen wir engumschlungen da. 

Dann löste ich mich von ihr und sah sie liebevoll an. "Meine Eltern haben uns für Sonntag zum Essen eingeladen, hast Du Lust?" "Oh ja, gerne. Sie wollen mich kennen lernen?" Ich nickte. Plötzlich guckte sie unbehaglich. "Was meinst du, werden sie mich mögen?" Ich nahm ihre Hände und sah sie an. "Sie werden dich mögen, ganz bestimmt." Ramona lehnte sich an meine Brust, ich legte meine Arme um sie. "Keine Angst, sie werden dich mögen." Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ach ja, und Jannik lässt fragen ob wir Samstag mit ihm auf die Kirmes gehen wollen. Er hat sich wohl in Steffi verliebt und traut sich nicht, sie alleine nach einem Date zu fragen. So wäre es für ihn ungezwungener und die beiden würden sich dann irgendwann vom Acker machen. Was hälst Du davon?" Sie sah mich an. "Hm, eigentlich wär ich viel lieber allein mit dir, aber da müssen wir den beiden wohl helfen. Wir können uns ja dann verdrücken wenn wir wollen. Und ich liebe Kirmes, ich fahr so gern Karussell." "Heisst das ja?", fragte ich sie. "Ja", sagte sie und gab mir einen Kuss. 

Da kam Mila herein. "Hach ist das schön euch wieder zusammen zu sehen. Seht ihr, jetzt müsst ihr nicht mehr traurig sein", sagte sie. Wir drückten sie beide, und dann musste ich mich auch schon auf den Weg machen, ich hatte mich mit Malte zum Basketball spielen verabredet. Ich gab meiner Süßen noch einen langen Kuss und machte mich dann vom Acker, zumal Urs heute auf der Station Dienst hatte und ich nicht wollte dass es wegen unserer Beziehung Ärger gab weil ich sie vom Arbeiten abhielt oder so. Sie war ja immer noch in der Probezeit, aber Gott sei Dank war die auch bald vorbei. Von mir aus konnte es gar nicht schnell genug Übermorgen werden. 

Neue Stadt neues Glück? Frederik Seehauser FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt